Vincent
Kritik

Vincent (1982) – Review

In Tim Burtons Kurzfilm Vincent verwandelt sich der triste Alltag eines siebenjährigen Jungen dank seiner Fantasie in einen schaurig schönen Kosmos.

Originaltitel: Vincent
Land: USA
Laufzeit: 6 Minuten
Regie: Tim Burton
Drehbuch: Tim Burton
Cast: Vincent Price

Hintergründe & Inhalt

Er gilt als Horrorikone mit stechendem Blick und markanter Stimme: Vincent Price.

Bekannt wurde er vor allem durch die Verfilmungen nach den Kurzgeschichten von Edgar Allan Poe. Wie kein anderer vermochte Price mit seiner Mimik und seiner Stimme, den literarischen Motiven Poes wie Wahnsinn, Grausamkeit, Angst und somit den Abgründen der menschlichen Seele Leben einzuhauchen und uns das Gruseln zu lehren. Filme wie Satanas – Das Schloss der blutigen Bestie, Das Pendel des Todes oder Das Kabinett des Professor Bondi haben auch 60 Jahre nach ihrer Entstehung nichts von ihrem Zauber verloren haben. Der Popkultur sollte Price als Erzähler mit seinem gruseligen Lachen in Michael Jacksons „Thriller“ erhalten bleiben, neuen Generationen an Filmfans als Erfinder in Edward mit den Scherenhänden.

Einer der größten Bewunderer von Price ist Hollywood-Regisseur Tim Burton, der als Hommage an sein Idol 1982 expressionistische Bilderwelten entwarf und dazu ein Gedicht verfasste. Daraus entstand im selben Jahr der Kurzfilm Vincent.

Im Film flüchtet sich der siebenjährige Vincent Malloy aus seinem langweiligen Alltag in eine spannende Fantasiewelt, um zu sein wie Vincent Price. Dort erfindet er Horrorkreaturen, malt unheimliche Bilder und liest Geschichten von Edgar Allan Poe. Doch die Traumwelt scheint eine drastische Wendung zu nehmen…

Kritik

In nur sechs Minuten gelingt es Burton eine (alb-)traumhafte Welt zu kreieren, die das Publikum förmlich in ihre schaurig schönen Bildkompositionen hineinsaugt. Angelehnt an den deutschen Expressionismus und stilistische Vorbilder wie Das Cabinet des Dr. Caligari wurden zwei Welten konzipiert, von denen die eine trist und leer, die andere hingegen detailreich und aufwendig gestaltet wurde. Zum Einsatz kam dabei Stop-Motion-Technik mit liebevoll modellierten Puppen von Set-Designer Rick Heinrich, deren authentischer Look der Geschichte Leben einhaucht. Dabei lassen sich schon viele Elemente erkennen, die ein Markenzeichen in Burtons zukünftigem Schaffen werden sollten, wie sein Faible für liebenswürdige Außenseitergeschichten mit skurrilen Figuren und bizarren Fantasiewelten.

So entstand ein zeitloser Kurzfilm, der bekannte Alltagsszenarien mit lebhaften Fantasiegebilden verwebt. Gleichzeitig ist er eine liebevolle Hommage eines Fans an sein Idol sowie an die Kraft der Fantasie und zeigt, wie mächtig und überlebenswichtig diese sein kann. Als Bonus wurde diese kleine Produktion mit Vincent Price als Erzähler besetzt, dessen markante Stimme der Atmosphäre sehr zugutekommt.

Vincent

Fazit

Vincent ist ein kurzes, aber intensives Seherlebnis und hält einen mitreißenden Trip für Freund:innen anspruchs- sowie phantasievollen Filmstoffs bereit. Mit diesem kleinen Werk hat Burton nicht nur zahlreiche Preise erhalten, sondern sich auch mit einer eigenen Handschrift den Weg in die Filmwelt geebnet. Fast 40 Jahre nach dem Erscheinen von Vincent, dreht Tim Burton immer noch Filme, die zum Träumen einladen, und begeistert damit seine Fangemeinde.

Bewertung

Grauen rating1_5
Spannung rating1_5
Atmosphäre Rating5_5
Unterhaltung Rating5_5
Anspruch Rating5_5
Gesamtwertung Rating5_5

Bildquelle: Vincent © Disney Distribution

Horrorfilme...haben viele faszinierende Facetten. Sie können verspielt, düster, verstörend, erotisch, mitreißend, fantastisch oder auch märchenhaft sein.

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