Kritik

Paradise Hills – Flucht aus dem Wunderland (2019) – Review

In Paradise Hills findet sich Emma Roberts in einer mysteriösen Besserungsanstalt auf einer Insel wieder, in der unter der Herrschaft von Milla Jovovich nichts so ist, wie es scheint. Wir haben für euch die Hügel erklommen und geguckt, wie paradiesisch es in der Akademie wirklich zugeht.

Originaltitel: Paradise Hills
Land: Spanien
Laufzeit: 95 Minuten
Regie: Alice Waddington
Drehbuch: Brian DeLeeuw, Nacho Vigalondo
Cast: Emma Roberts, Milla Jovovich u.a.
VÖ: Seit 29.01.2021 im Handel

Inhalt

Paradise Hills ist eine Besserungs-Einrichtung für junge Frauen, die auf einer abgelegenen Insel liegt. Die Klientel der Akademie besteht hauptsächlich aus jungen Frauen aus der so genannten „Mittelschicht“, die meist von ihren Eltern oder anderen Verwandten dorthin geschickt werden, um eine angemessenere Umgangsform gemäß den Sitten der „Mittelschicht“ zu erlernen oder auch um wegen Ungehorsam „umerzogen“ zu werden. Der Film folgt der jungen Frau Uma (Emma Roberts, Die Tochter des Teufels), die in die ebenso schöne wie mysteriöse Heilanstalt deportiert wurde, weil sie den von ihren Eltern ausgesuchten Mann nicht ehelichen wollte. Uma kann dank ihrer liebenswerten Art schnell Freundschaft mit drei anderen Mädchen (Awkwafina, Der Dunkle Kristall Serie, Danielle Macdonald, Skin, Eiza González, Alita: Battle Angel) schließen. Schon bald kommt das Vierergespann unheimlichen Machenschaften auf die Spur, die von der undurchsichtigen Leiterin (Milla Jovovich, Resident-Evil-Reihe) vertuscht werden…

Kritik

Was direkt zu Beginn des Films als erstes auffällt, ist der überaus extravagante Look des Films. Ausgefallene Architektur trifft auf eine ausgesprochen intensive Farbgebung, was unweigerlich Erinnerungen an Dario Argentos Kultfilm Suspiria hervorruft. Diese Assoziation kommt nicht von ungefähr, denn auch in Paradise Hills scheinen finstere Machenschaften hinter der überstilisierten Fassade im Gange zu sein. Das wird direkt in der Eröffnungsszene deutlich, wenn Uma in einem zwar sehr ästhetisch, aber gleichzeitig merkwürdig künstlich wirkenden Zimmer erwacht und keine Erinnerungen daran hat, wie sie an diesen mysteriösen Ort gekommen ist. Viel interessanter noch als jene Insel, so hat es zumindest noch zu Beginn den Anschein, ist aber ohnehin die Außenwelt. Regisseurin Alice Waddington teasert in ihrem Regiedebüt eine dystopische Zukunft an, in der zwar die Technologie einen gehörigen Satz nach vorn gemacht hat, die gesellschaftlichen Strukturen jedoch eher an Muster aus der Feudalzeit erinnern.

Paradise HillsLeider scheitert die junge Spanierin jedoch am entsprechenden World-Building, denn bis auf einen kurzen Einblick zu Beginn und am Ende des Films und einigen wenigen technischen Spielereien, wie fliegenden Autos, schafft sie es kaum, ein Gefühl für diese Welt zu schaffen. Die Insel selbst könnte in ihrer farbenprächtigen und extravaganten Gestaltung einen zwielichtigen Gegenpol zu den gesellschaftlichen Strukturen der unterschiedlichen Schichten auf dem Festland bilden; da die Außenwelt jedoch zu keinem Zeitpunkt wirklich greifbar wird, verblasst die ausschweifende Ästhetik der Insel schnell in der Selbstzweckhaftigkeit. Die dünne Handlung sorgt dann dafür, dass die Ereignisse auf der Insel selbst wenig zu fesseln wissen und schon bald in langweiliger Vorhersehbarkeit dahinplätschern. Zwar lässt das Drehbuch hin und wieder durchaus interessante thematische Ansätze erkennen – weibliche Körperbilder, sexuelle sowie berufliche Selbstbestimmung oder aber allgemeine Emanzipation sind Themen, die angeschnitten werden – scheitert jedoch an einer zu zaghaften und oberflächlichen Behandlung dieser Themenkomplexe.

Fazit

Paradise Hills ist ein Film, der sich trotz seiner enorm hohen Schauwerte die meiste Zeit über sehr blass anfühlt. Die Handlung ist dünn und leidet unter Einfallslosigkeit, während die gelegentlich durchschimmernde feministische Agenda auf der Strecke bleibt. Die Auflösung verliert im Angesicht des mangelnden World-Buildings ihre Wirkung und der Weg dorthin ist von zäher Vorhersehbarkeit abgesteckt. Was von Paradise Hills letztendlich bleibt, ist die Erinnerung an die opulente Ausstattung und das expressive Setdesign. Mehr als dieser langgezogene Augenschmaus dürfte von Waddingtons Regiedebüt jedoch kaum hängen bleiben.

 

Bewertung

Grauen Rating: 1 von 5
Spannung Rating: 2 von 5
Härte  Rating: 0 von 5
Unterhaltung  Rating: 2 von 5
Anspruch  Rating: 1 von 5
Gesamtwertung Rating: 2 von 5

Seit 29.01.2021 im Handel:

Bildquelle: Paradise Hills © Koch Media GmbH

Horrorfilme sind für mich die beste Möglichkeit, die Grenzen des Zumutbaren und des eigenen Sehvergnügens auszuloten und neu zu definieren. Außerdem gibt es kaum ein anderes Genre, das so viele verschiedene gute Ideen, Möglichkeiten und Geschichten hervorbringen kann, da, ähnlich wie im Science-Fiction, einfach alles möglich ist. Es ist faszinierend, wie stark einen gute Horrorfilme in ihren Bann ziehen können und dabei sowohl schockieren als auch unterhalten.

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