The Returned
Kritik

The Returned (2019) – Review

In The Returned fleht eine verzweifelte Frau bei einer alten Gottheit um das Leben ihres toten Kindes. Aber wer mit dem Tod spielt, muss einen hohen Preis zahlen. Wir hatten die Gelegenheit, den Film beim Slash Filmfestival zu sehen, und verraten euch, wie hoch dieser sein wird.

Originaltitel: Los Que Vuelven
Land: Argentinien
Laufzeit: 92 Minuten
Regie: Laura Casabé
Drehbuch: Laura Casabé, Lisandro Bera, Paulo Soria
Cast: Lali Gonzalez, María Soldi, Alberto Ajaka u.a.

Inhalt

Argentinien, 1919. Julia (María Soldi) lebt gemeinsam mit ihrem Mann Mariano (Alberto Ajaka) im Norden des Landes auf einer Maté-Plantage. Die dort ansässigen indigenen Guarani werden von den Großgrundbesitzern ausgebeutet – sexuelle und gewalttätige Repressionen sind Normalität. Als Julia eine dritte Fehlgeburt erleidet, bittet sie ihre Haushaltshilfe Kerana (Lali Gonzales) um Hilfe: die Guarani-Gottheit „La Iguazú“ soll ihren toten Sohn ins Leben zurückbringen. Was unmöglich erscheint, gelingt. Doch es wird offensichtlich, dass dieser Wunsch mit Konsequenzen verbunden ist.

Kritik

Laura Casabés The Returned ist die Neuauflage ihres Kurzfilms La vuelta del malón, der bereits 2010 erschienen ist. Die Regisseurin hat schon in ihren früheren Spielfilmen verschiedene Stile des Genrekinos angesprochen und verbindet nun Motive unterschiedlicher Genres miteinander, insbesondere die des historischen Dramas und des Horrorfilms. Dabei verbindet der argentinische Film das Übersinnliche mit dem realen Grauen der Kolonisierung Südamerikas und dessen Auswirkungen auf nachfolgende Generationen. Die Guarani haben wie viele andere indigene Völker unter den europäischen Siedlern gelitten und ihre kulturellen Wurzeln wurden letztendlich fast vernichtet. Noch heute kämpfen die indigenen Völker Südamerikas um ihre Identität und ihren Stellenwert in den jeweiligen Ländern. Im Film ist die soziale Ungleichheit zwischen den reichen Großgrundbesitzern und den Arbeitern allgegenwärtig, ebenso die Brutalität der Kolonialisten. Insbesondere die Gewalt ist realistisch dargestellt und nicht übertrieben. Es gibt einige unwirkliche Szenen, die bei der Vorstellung, dass diese Gewalttaten tatsächlich stattgefunden haben, das Blut in den Adern gefrieren lassen. Die aggressive Atmosphäre sorgt für eine durchgehende Anspannung und das Gefühl, dass sich alles in einer großen Katastrophe entladen wird.

The Returned

Der Unterschied zwischen Besatzern und Einheimischen wird durch den Dualismus der Glaubenssysteme verstärkt. Auf der einen Seite gibt es das Christentum mit einem Gott, der Vergeltung statt Versöhnung und Liebe predigt und auf der anderen Seite eine mythologische Entität, deren Komplexität kaum zu erfassen ist. Während der christliche Glauben durch den Priester und die Institution der katholischen Kirche repräsentiert wird, wird die Gottheit der Guarani durch den dichten Regenwald und den zentralen Punkt des Wasserfalls visualisiert. Der Wald ist zugleich Freund und Feind, ein Labyrinth ohne Ausweg, aber auch ein Zufluchtsort, der Schutz bietet. Daneben ist die Plantage eine feindliche Umgebung, praktisch ein Gefängnis – dicht und klaustrophobisch in einer unheimlichen, bedrohlichen Atmosphäre. Umrahmt wird dies durch den gelungenen Soundtrack mit einer Mischung aus Naturklängen und schaurigen Horrorsounds. Casabés versteht es, die realistischen und übernatürlichen Elemente zu verbinden.

The Returned

Obwohl die Handlung übersichtlich und trotz der Unterteilung in drei Kapitel nicht zu komplex ausgefallen ist, legt sie den Blick auf die Frauen der Geschichte – die Mütter. Diese sind der Motor der Handlung, wenn sie aus Liebe oder Rache alle realen Grenzen überschreiten und nur an ihre Kinder denken. Vor allem Lali Gonzalez‘ Kerana ist eine beeindruckende Figur. Gonzalez spielt fast wortlos, aber trägt die Emotionen der Geschichte auf ihren Schultern. Egal ob ängstlich, verzweifelt oder kompromisslos, sie ist immer voller Menschlichkeit und kümmert sich fürsorglich um die anderen Frauen in ihrer Umgebung.

The Returned

Fazit

The Returned von Laura Casabé ist ein furchterregender Genremix aus Gesellschaftsdrama und Horrorfilm. In einer düsteren Stimmung und aufregenden Landschaftsbildern erzählt er eine Geschichte voller Leid, Tod und Spiritualität. Die Regisseurin will ein Bewusstsein schaffen für die Vertreibung, Unterdrückung und Ausrottung der indigenen Bevölkerung Südamerikas und erreicht dies mit ihrem schonungslosen Blick auf die Vergangenheit.

Bewertung

Grauen rating4_5
Spannung rating4_5
Härte Rating: 3 von 5
Unterhaltung Rating5_5
Anspruch rating4_5
Gesamtwertung rating4_5

Bildquelle: The Returned © Ajimolido Films

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

...und was meinst du?