Saint Maud
Kritik

Saint Maud (2019) – kurz & schmerzhaft

Saint Maud ist ein mitreißender psychologischer Horrorfilm von Rose Glass, der Horror mit Religiosität verknüpft. Wir hatten beim Slash Filmfestival das Vergnügen, uns dem wilden Ritt aus dem Hause A24 hinzugeben.

Originaltitel: Saint Maud
Land: Großbritannien
Laufzeit: 84 Minuten
Regie: Rose Glass
Drehbuch: Rose Glass
Cast: Morfydd Clark, Jennifer Ehle, Lily Knight u.a.

Hintergründe & Inhalt

Maud (Morfydd Clark, Crawl) ist eine junge Krankenpflegerin, die nach einem ominösen traumatisierenden Zwischenfall in der Frömmigkeit Zuflucht sucht. Getrieben von dem Glauben, dass Gott einen besonderen Plan für sie hat, lässt sie sich von seiner Stimme führen und macht es sich von nun an zur Aufgabe, andere Menschen zum Licht zu führen. Die an Krebs erkrankte ehemalige Tänzerin Amanda (Jennifer Ehle, Zero Dark Thirty), bei der Maud einzieht, um sie zu pflegen, scheint auch genau die richtige verwirrte Seele für Mauds Rettungswillen zu sein – ganz egal ob diese gerettet werden will.

kurz & schmerzhaft

Von Anfang an macht Drehbuchautorin und Regisseurin Rose Glass keinen Hehl daraus, dass Maud zumindest psychisch labil ist und wir uns auf einen wahnwitzigen Trip gefasst machen können. Saint Maud bleibt dabei immer eng an seiner Protagonistin dran und konfrontiert uns mit einer unzuverlässigen Erzählerin, die irgendwo zwischen religiösem Fanatismus und Psychose wandelt. Glass ist nie daran interessiert ihren Hauptcharakter bloßzustellen, sondern wählt einen sehr wohlwollenden Zugang, der uns mit Maud mitfiebern lässt – was insbesondere durch Clarks Performance auch glänzend funktioniert. Erfrischenderweise verschließt sich der Film zunächst üblichen Genrekonventionen und lange Zeit bleibt komplett offen, wohin er sich überhaupt bewegen wird. Und auch wenn Saint Maud im Mittelteil erzählerisch etwas ins Straucheln gerät und zur Klimax hin wieder konventioneller auftritt, als erhofft, kann Glass noch einmal mit einem bildstarken Finale überzeugen.

Saint Maud ist zwar zeitweise noch recht roh und ungeschliffen, aber dennoch ein wirklich beachtliches Debüt. Chapeau!

 

Gesamteindruck

Rating: 4 von 5

Bildquelle: Saint Maud © A24

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

2 Comments

...und was meinst du?