Little Joe
Kritik

Little Joe (2019) – kurz & schmerzhaft

Die österreichische Regisseurin Jessica Hausner wandelt auf den Pfaden des 50er-Sci-Fi-Paranoia-Kinos und kann dabei mit einer einnehmenden Ästhetik punkten. Wir haben uns Little Joe für euch genauer angesehen.

Originaltitel: Little Joe
Land: Österreich/Großbritannien/Deutschland/Frankreich
Laufzeit: 105 Minuten
Regie: Jessica Hausner
Drehbuch: Jessica Hausner, Géraldine Bajard
Cast: Emily Beecham, Ben Wishaw, Kerry Fox u.a.

Inhalt

Die alleinerziehende Alice arbeitet an der Züchtung einer neuen Pflanzenart, die nicht nur durch ihre wunderschöne karmesinrote Blüte auf sich aufmerksam macht, sondern vor allem mit der Fähigkeit, die Besitzer:innen glücklich zu machen. Alles was dafür nötig ist, ist die richtige Pflege: ideale Temperatur, die perfekte Erde und etwas Zuneigung. Doch für die Züchtung hat Alice auf ein nicht erlaubtes Mittel zurückgegriffen und die Menschen im Umfeld der Pflanze scheinen sich langsam zu verändern…

kurz & schmerzhaft

Die österreichische Regisseurin Jessica Hausner interessiert sich weniger für Einzelschicksale als vielmehr für die Beleuchtung eines Mikrokosmos. In Little Joe baut Hausner die Versuchsanordnung in eine Pflanzenzucht auf und lässt das strenge Gefüge ihrer Probanden durch die unheimliche Bedrohung langsam bröckeln. Inspiriert von Sci-Fi-Paranoia-Filmen der 50er bietet Little Joe auf einer inhaltlichen Ebene wenig Neues und schafft es in den seltensten Fällen, Spannung oder eine bedrohliche Atmosphäre zu kreieren. Dabei behandelt der Film durchaus spannende Themen wie Gentechnik und die Doppelbelastung durch Beruf und Familie – wenn diese auch nur angerissen werden.

Die wirkliche Stärke von Little Joe liegt in seiner audiovisuellen Darbietung. Hausner entscheidet sich dafür ihren Film äußerst ruhig, fast schon statisch zu erzählen. Dazu passt die Kameraarbeit von Langzeitkollaborateur Martin Gschlacht, der wie schon in Ich seh Ich seh mit streng durchkomponierten Bildern arbeitet. Mit viel Ruhe fängt dieser die großartigen gestalteten Kulissen ein und sorgt zusammen mit dem kontrastreichen Farbenspiel für eine unnatürliche Stimmung.

Auch wenn Little Joe inhaltlich schwächelt, so kann er audiovisuell davon einiges wieder wettmachen. Für Freunde des bedächtigen Sci-Fi-Films.

 

Gesamteindruck

Rating: 3 von 5

Bildquelle: Little Joe © Coop99 Filmproduktion

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?