Kritik

Ghosts of War (2020) – Review

Butterfly-Effect-Regisseur Eric Bress begibt sich mit seinem neuen Schocker Ghosts of War in ein spukhaftes Weltkriegssetting. Wir sind für euch nach Frankreich marschiert, um uns – so spoilerfrei wie möglich, so viel vorwegnehmend wie nötig – Nazis und Gespenstern zu stellen.

Originaltitel: Ghosts of War
Land: USA
Laufzeit: 94 Minuten
Regie: Eric Bress
Drehbuch: Eric Bress
Cast: Billy Zane, Brenton Thwaites, Theo Rossi u.a.
VÖ: Ab 16.10. digital und ab 23.10. im Handel erhältlich

Inhalt

Frankreich, 1944: Die Wirren des Zweiten Weltkrieges halten das Land in ihrem grimmigen Griff. Fünf junge amerikanische Soldaten werden abgestellt, um ein strategisch wichtiges Château zu bewachen. Doch bald muss die lebhafte Truppe feststellen, dass nicht nur Nazis das gottverlassene Anwesen heimsuchen. Eine wahnhafte Odyssee, auf der nichts so ist, wie es scheint, nimmt ihren Lauf…

Hintergründe & Kritik

Eric Bress machte neben Butterfly Effect vor allem als Autor des zweiten und vierten Final-Destination-Teils auf sich aufmerksam. Für Ghosts of War, bei dem er nicht nur das Drehbuch schrieb, sondern auch zum zweiten Mal Langfilmregie führte, konnte er neben Hollywoodveteran Billie Zane (Titanic) einen Ensemblecast junger TV-Gesichter gewinnen: Neben Sons-of-Anarchy-Rocker Theo Rossi spielen Brenton Thwaites (Slide), die Smallville-Kameraden Kyle Gallner und Alan Ritchson sowie Pitch-Perfect-Star Skylar Astin. Unverbraucht genug, um für frischen Wind zu sorgen, jedoch ausreichend erfahren für eine gelungene Performance, erwacht diese formidable Truppe mitten im nächtlichen Herbstwald Frankreichs, um ihre verfluchte Mission anzutreten.

Und sehr schnell wird klar, dass etwas gehörig nicht stimmt. Wenngleich die Jungs ihre Sache gut machen – Ritchson darf sich übrigens gleich zu Beginn mit einem falsches Deutsch sprechenden SS-Offizier in Gestalt Zanes prügeln – wirken die Rollen unausgegoren geschrieben und merkwürdig ausgespielt. Trotz unmittelbarer Konfrontation mit den Grauen von Krieg und Nationalsozialismus – so begegnet die Gruppe bereits früh einem Trek aus KZ-Häftlingen – wirkt die Truppe mal zu draufgängerisch, mal zu naiv. Ihr Verhalten erinnert mal an ein Team von Call-of-Duty-Spielern und mal an eine Escape-Room-Puzzlegruppe. Die Unwirklichkeit des sozialen Miteinanders wird verstärkt durch die überaus künstliche Optik des Films: Ein gutes Auge für gelungene Kulissen trifft hier auf eine Optik im klinisch-verwaschenen Stile eines Vintage-Photofilters.

Mäßig passende Over-the-Top-Actionsequenzen und Jumpscares treiben die Irritation im instagramfähigen Retro-Spukchâteau auf die Spitze. Ein bisschen wirkt es, als sei das Ganze nur ein Spiel für die fünf jungen Amerikaner – aus gutem Grund. Plotauflösungen in Form von Zeitschleifen, Alpträumen, Computersimulationen, fragwürdigen Metaebenen und allerlei Halluzinationen gehören seit je her zum Feld der Phantastik. Und Bress reiht Ghosts of War ein in diese lange, von wenigen Höhen und vielen Tiefen geprägte Historie jener Filme, die von einem schicksalsschwangeren Twist leben. Das macht er nicht unbedingt schlecht: Ungereimtheiten, Schwächen und Störfaktoren der Geisterposse lösen sich größtenteils auf, sobald man einmal weiß, wie der Gespensterhase läuft. In der Tat macht es sogar Spaß, retrospektiv zu beobachten, wie vieles einen Sinn ergibt.

Nur bleibt Ghosts of War leider ein One-Trick-Pony. Und zwar ein eher plumpes Pony, dessen Trick man zwar nicht unbedingt kommen sieht – die zahlreichen Vorzeichen lassen sich auch leicht als simple B-Movie-Charakteristika lesen – das aber enttäuscht, wenn man sich auf einen altmodischen Haunted-House- oder furiosen Naziploitationstreifen gefreut hat. Und weder unterhält Bress‘ doppelter Boden großartig, noch nutzt er die düsteren Themen von Krieg, Folter und Holocaust, um den Zuschauer zum Nachdenken zu bringen. Übrig bleibt ein selbstzweckhaftes Gimmick, bei dem auch einige schöne Einstellungen und der ambitionierte Jungspundcast nicht weiterhelfen.

Fazit

Ghosts of War ist eine ambitionierte Mogelpackung mit der durchaus bemerkenswerten Fähigkeit, seine eigenen Schwächen und Unstimmigkeiten plotbedingt schlucken zu können: It’s not a bug, it’s a feature! Aber Mogelpackung bleibt Mogelpackung, und wer auf einen grimmigen Weltkriegs-Schocker à la Operation: Overlord hofft, wird enttäuscht sein, ebenso wie die gimmickhafte Bearbeitung grausamer Kriegsthemen manchen sauer aufstoßen dürfte. Aufgeschlossene, die sich gerne überraschen lassen, können jedoch einen Blick riskieren und sich am kompetenten Cast erfreuen.

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung Rating: 2 von 5
Härte  Rating: 3 von 5
Unterhaltung  rating3_5
Anspruch  Rating: 1 von 5
Gesamtwertung Rating: 2 von 5

Ab 23.10.2020 im Handel:

Ghosts of War Ghosts of War

Bildquelle: Ghosts of War © Capelight Pictures

Horrorfilme… sind die audiovisuelle Adaption des gesellschaftlich Abgestoßenen, Verdrängten und/oder Unerwünschten, das in der einen oder anderen Gestalt immer wieder einen Weg zurückfindet.

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