Kritik

Das schaurige Haus (2020) – Review

Was im Dorf passiert, bleibt im Dorf – bis sich eine Gruppe Jugendlicher auf die Suche nach der Wahrheit macht. Wir haben uns Das schaurige Haus bei seiner Weltkinopremiere am SLASH Filmfestival für euch angesehen.

Originaltitel: Das schaurige Haus
Land: Österreich
Laufzeit: 100 Minuten
Regie: Daniel Prochaska
Drehbuch: Marcel Kawentel, Timo Lombeck
Vorlage: Roman „Das schaurige Haus“ von Marina Wildner
Cast: Leon Orlandianyi, Marii Weichsler, Lars Bitterlich, Benno Rosskopf u.a.
VÖ: Ab 30.10.2020 im Kino

Inhalt

Die alleinerziehende Sabine zieht mit ihren beiden Söhnen Hendrik (León Orlandianyi) und Eddie (Benno Rosskopf) aus einer norddeutschen Großstadt in das kärntnerische Dorf Bad Eisenkappel. Ihr neues Zuhause ist ein wenig heruntergekommen aber möbliert und schnell verfügbar, denn ihr neuer Job als Höhlenexpertin beginnt bald und es sind nur noch wenige Wochen bis Schulbeginn. Von Anbeginn liegt eine unheilvolle Aura über dem dorfbekannten Haus. Vor der Türschwelle und der Schwelle zum Dachboden finden sich Halbkreise aus Salz – um die Schnecken fern zu halten, meint der örtliche Makler. Doch geht es um die Schnecken allein? Als Eddie beginnt, im Schlaf umher zu wandern, seltsame Worte auf Wände zu schreiben und in fremden Zungen zu sprechen, scheint dies mit der blutigen Vergangenheit des Hauses zu tun zu haben. Hendrik und seine neuen Freunde Fritz (Lars Bitterlich) und Ida (Marii Weichsler) machen sich auf, das Mysterium zu lösen.

Kritik

Mit Das schaurige Haus hat Regisseur Daniel Prochaska, der bereits beim Schnitt von Blutgletscher und Angriff der Lederhosenzombies sein Talent unter Beweis stellen konnte, einen relativ klassischen Haunted-House-Horror inszeniert. Die Geschichte um eine Gruppe Kinder und Jugendlicher, die einen überaus abenteuerlichen Sommer erleben, erinnert unweigerlich an Filme wie Die Goonies oder Stand by Me, verweigert sich jedoch jener mittlerweile überstrapazierten Nostalgie-Schiene, die in erster Linie auf 80er-Ästhetik und -Referenzen baut, und setzt dafür umso mehr auf Kärntner Lokalkolorit, was dem Film äußerst gut zu Gesicht steht und ihn von ähnlichen Werken abgrenzt. So bildet das pittoreske Kärntner Dorf am Fuße der Alpen auch die perfekte Rahmung für einen Film, der etwas aus der Zeit gefallen scheint und in dem Geister und Dämonen gar nicht einmal so abwegig erscheinen. Es wirkt auch geradezu einleuchtend, dass sich eben jene ausgerechnet im rustikalen titelgebenden Schauerhaus in der Nähe des örtlichen kleinen Friedhofs einnisten. Prochaska gelingt es auch seine Settings optimal zu nutzen und in den nebelverhangenen Nächten für einige Schauermomente zu sorgen.

Getragen wird der Film neben den wundervollen Kulissen von den beeindruckenden Nachwuchstalenten. Insbesondere Lars Bitterlich glänzt in seiner Rolle als unverfrorener Fritz, doch auch Marii Weichsler gelingt es in ihrem Schauspieldebüt eine glaubhaft unerschrockene Ida zu verkörpern. Ihr Charakter verweigert sich typisch hyperfemininen Klischees und bringt so einen Hauch Moderne in eine altbekannte Erzählweise. Prochaska zeigt, dass er seine jugendlichen Charaktere und seine SchauspielerInnen sehr ernst nimmt und ließ sie viel an der Gestaltung mitwirken. So hat er den SchauspielerInnen einigen Spielraum bei den Dialogen gelassen und Marii Weichsler konnte neben ihrem schauspielerischen Talent zeigen, dass sie auch kurzerhand den Text für das Schlaflied mitschreiben und -singen kann.

Fazit

Das schaurige Haus wartet mit einer überaus gelungene Schauergeschichte auf, die gekonnt spannungstragende Elemente und lockeren Humor vermischt und ein fesselndes Kinoerlebnis für Jung und Alt bietet. Das Werk von Daniel Prochaska muss sich dabei vor internationalen Produktionen nicht verstecken und kann dennoch mit Kärntner Charme glänzen. Ein Film den die heimischen Genre-Fans keinesfalls verpassen sollten.

Bewertung

Grauen Rating: 1 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte Rating: 0 von 5
Unterhaltung Rating: 4 von 5
Anspruch Rating: 1 von 5
Gesamtwertung rating4_5

Bildquelle: Das schaurige Haus © Mona Film Produktion

Horrorfilme… sind die Spannung und das Spiel mit menschlichen Abgründen, ein Spiegel der Gesellschaft, Zeugnis namentlicher Grauslichkeiten und Erkundung grauslicher Namenslosigkeiten. Mal tief und schwer und dann gern auch mal ein bisschen Zombie-Musical oder Blutbad dazwischen. Denn Horror und Lachflash schließen sich nicht zwingend aus.

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