VHYes
Kritik

VHYes (2019) – kurz & schmerzhaft

VHYes nimmt uns mit auf eine wilde Reise durch die TV-Landschaft der 80er. Wir hatten das Vergnügen, den surrealen Ritt beim Slash Filmfestival zu erleben.

Originaltitel: VHYes
Land: USA
Laufzeit: 72 Minuten
Regie: Jack Henry Robbins
Drehbuch: Jack Henry Robbins, Nunzio Randazzo
Cast: Jake Head, Christopher Marble, Christian Drerup u.a.

Inhalt

Wir schreiben das Jahr 1987. Zu Weihnachten bekommt der 12-jährige Ralph von seinen Eltern einen VHS-Camcorder geschenkt und kann es gar nicht erwarten, endlich loszulegen und seine Erfahrungen auf Magnetband festzuhalten. Das Hochzeitsvideo seiner Eltern überspielend filmt er dabei nicht nur seinen besten Freund Josh und sich bei allerlei Unternehmungen und Experimenten in der Nachbarschaft, sondern nimmt auch allerlei Kuriositäten aus dem TV auf. Ralphs Fokus liegt hier insbesondere auf dem für ihn überaus reizvollen Late-Night-Programm, das eine krude Mischung aus Talkshows, True-Crime-Dokus, Softpornos und vielem mehr beinhaltet…

kurz & schmerzhaft

Das Werk von Jack Henry Robbins lädt uns zum wilden Zappen durch die Absurditäten der 80er-TV-Landschaft ein. Während andere Filme sich in 80er-Retro-Nostalgie suhlen, gelingt VHYes die Illusion wirklich aus den 80ern zu sein – und wurde auch tatsächlich komplett auf VHS und Betacam gedreht. Denn VHYes ist genau das, was sein Titel prophezeit: die absolute Huldigung von VHS. Im Gegensatz zu üblichen Found-Footage-Filmen, denen seit Blair Witch Project niemand mehr wirklich abnimmt, dass es sich dabei wirklich um gefundenes Filmmaterial handelt und die die Prämisse nur mehr als Stilmittel verwenden, exerziert VHYes seine Prämisse konsequent durch und schafft es in seinen besten Momenten wirklich die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen zu lassen.

In seiner ineinander fließenden Mischung aus Aufnahmen aus Ralphs Alltag und aufgenommen TV-Schnipseln, die mit fortschreitender Laufzeit immer absurder werden, entsteht ein nur unzureichend beschreibbares Filmerlebnis. Eine Melange aus historischer Medienkritik, zeitgenössischer Gesellschaftskritik und surrealer Phantastik, die einen geradezu an den Bildschirm fesselt.

 

Gesamteindruck

Rating: 4 von 5

Bildquelle: VHYes © Oscilloscope 

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?