Japan Filmfest Hamburg
Filmfestival

From Japan with Scares and Blood – Unsere Empfehlungen vom Japan-Filmfest Hamburg

Vom 19. August bis zum 02. September fand das 21. Japan-Filmfest Hamburg statt – dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie als Online-Variante. Wir haben uns durch das vollgepackte Programm gewühlt und stellen euch hier ein paar Genre-Perlen vor.


Beautiful Goodbye (2019)

Byūtifuru gubbai, so der romanisierte Originaltitel, ist ein ungewöhnliches Roadmovie, das einem Menschen und einem Zombie auf der gemeinsamen Flucht durch Japan folgt. Der Debütfilm von Drehbuchautor und Regisseur Imamura Eiichi ist dabei ein Zombiefilm ganz besonderer Art. Äußerst langsam erzählt, verzichtet Beautiful Goodbye auf rasante Action-Szenen oder ein blutiges Effekt-Feuerwerk, sondern widmet sich ganz seinen Charakteren und kredenzt einen einnehmenden Genre-Mix. [Florian]

Forgiven Children (2020)

Naito Eisuke zeichnet in Forgiven Children ein düsteres und pessimistisches Bild der japanischen Jugend, in deren Mitte Mobbing wie ein alles verschlingender Flächenbrand wütet. Gewalt führt zu immer neuer Gewalt. Wer nicht selbst zum Opfer werden will, schließt sich lieber dem rasenden Mob an – doch Vorsicht: Die Machtverhältnisse sind äußerst fragil.

Bedrückend, aufwühlend, bewegend. Für Freunde des abseitigen Kinos eine absolute Empfehlung. [Florian]

Ghost Master (2019)

In Paul Youngs Ghost Master entfesselt der erfolglose Regieassistent Akira Kurosawa unbeabsichtigt die dämonische Macht seines Drehbuchs und für die Filmcrew beginnt ein aberwitziger Überlebenskampf. Der Film ist eine amüsante Hommage an das Horrorkino der 1980er-Jahre mit zahlreichen Referenzen aus bekannten Filmen von Tobe Hooper bis Sam Raimi. Die humoristischen Splattereinlagen, das detailreiche Drehbuch und die gute Darbietung der Schauspieler*innen sorgen für ein spannendes Filmerlebnis.

Erscheint demnächst als Mediabook über Midori-Impuls. [Jana]

Meatball Machine (2005)

Basierend auf dem gleichnamigen Film von Jun’ichi Yamamoto aus dem Jahr 1999 entstand sechs Jahre später ein weiterer Science-Fiction-Horror über außerirdische Parasiten unbekannter Herkunft, die den menschlichen Körper biomechanisch verändern. Diese sogenannten NecroBorgs dienen als Wirte für brutale Kämpfe bis zum Tod. Unterstützung erhielt Yamamoto von Yudai Yamaguchi (Battlefield Baseball) und Yoshihiro Nishimura (Kodoku Meatball Machine), der sich für Special Effects und Make Up verantwortlich zeichnet. Das verspricht eine bunte Mischung aus Blutfontänen und bizarrem Body Horror, eingebettet in eine hoffnungslose Geschichte über Einsamkeit und die unglückliche Liebe zweier Außenseiter.

Meatball Machine bekommt ebenfalls demnächst eine Mediabook-Veröffentlichung von Midori-Impuls spendiert. [Jana]

Miporin (2019)

Matsumoto Daikis Miporin ist eine gallige und bitterböse Satire auf die japanische Idol-Kultur. Sie dreht sich um Yuka, die Frontsängerin der Idol-Band „Oh! So-le-mi-o!“ werden soll. Doch ihre gesanglichen Fähigkeiten sind mehr als fragwürdig, wodurch sie zu einer Gesangslehrerin in den Bergen geschickt wird – die sich leider schnell als psychotisch und äußerst gewalttätig herausstellt.

Miporin ist damit nicht nur ein spannender Psycho-Thriller, der sich optisch fleißig bei überdrehten japanischen Horrorfilmen bedient, sondern auch eine gelungene Sezierung der japanischen Musikindustrie – und am Ende wird zudem noch eine Larve geboren. [Florian]

Motherhood (2019)

Eine schwangere Frau stürzt von der Treppe eines Schreins. Doch statt zu sterben, landet sie im Jahr 1994 in einer Nervenheilanstalt. Um der drohenden Zwangsabtreibung gemäß dem „Gesetz zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses und zum Schutz der Mütter“ zu entkommen, bleibt ihr nur die Flucht und ein hoffentlich rettender Sturz von der Tempeltreppe.

Mit Motherhood nutzt Regisseur Tatsurō Manno düstere Bilder und Science-Fiction-Elemente, um seinen Schock zu verarbeiten, als er von dem bis 1996 geltenden Gesetz erfuhr, das zu über 16.000 Zwangsabtreibungen und –sterilisationen in Japan führte. Motherhood konfrontiert uns mit der Geschichte, die viel näher liegt als es uns lieb ist – faszinierend und wahrlich beklemmend. [Heike]

Unfinished (2019)

Unfinished ist eine düstere Geschichte über den Studenten Ryo, der ungewollt zwischen die Fronten verfeindeter Yakuza-Banden gerät. Der preisgekrönte japanische Autor Tetsuzō Fukuzawa liefert mit seinem Roman „Subjibori“ die Grundlage für das gemeinsame Projekt von vier Regisseuren, u.a. Yoshihiro Nishumura, der Genrefans insbesondere durch seine Splatterkracher Helldriver oder Tokyo Gore Police bekannt sein dürfte. Eigentlich als zehnteilige Serie konzipiert, wurde für das Japan-Filmfest Hamburg eine zweistündige Spielfilmauskopplung kreiert, die sich an Genregrößen wie Ichi – The Killer orientiert. Unfinished ist ein visuell ansprechender Film, der ein Gefühl zwischen Faszination und Abscheu hervorruft. Das Drehbuch bietet eine spannende Geschichte über die Welt der Yakuza und präsentiert sich dabei in einem modernen Gewand. [Jana]

Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?