Witches in the Woods
Kritik

Witches in the Woods (2019) – Review

Witches in the Woods schickt eine paar Mittzwanziger auf einen albtraumhaften Ausflug in einen verschneiten Wald, in dem Hexen ihr Unwesen treiben sollen. Aber nicht nur die stellen eine Bedrohung dar, auch eisige Kälte und Geheimnisse untereinander stellen die Gruppe vor Herausforderungen.

Originaltitel: Witches in the Woods
Land: Kanada
Laufzeit: 90 Minuten
Regie: Jordan Barker
Drehbuch: Christopher Borrelli
Cast: Hannah Kasulka, Sasha Clements, Corbin Bleu u.a.
VÖ: ab 14.08. als VoD, ab 03.09. auf DVD und Blu-ray

Inhalt

Eine Gruppe von College-Freunden will das Wochenende in den Bergen Massachusetts verbringen. Jill (Hannah Kasulka, Serie The Exorcist), eine engagierte Umweltschützerin, möchte den Ausflug nutzen, um sich aus dem Liebesdreieck zwischen alter und neuer Liebe zu befreien. Gleichzeitig ist sie um ihre Freundin Allison (Sasha Clements) besorgt, die nach einem traumatischen Erlebnis kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht. Auf ihrem Weg überfahren sie eine Straßensperre und verirren sich auf dieser vermeintlichen Abkürzung im Wald, in dem frühneuzeitliche Hexenprozesse das Leben einiger ortsansässiger Frauen im Stoughton Valley forderten. Durch aufkommende Spannungen und Unachtsamkeit kommt es schließlich zu einem Unfall und die Gruppe strandet mitten im eisigen Nirgendwo. Ohne Chance auf baldige Hilfe, sind die Freunde widrigen Bedingungen schutzlos ausgeliefert und tief verwurzelte Konflikte bahnen sich ihren Weg an die Oberfläche. Misstrauen und irrationale Ängste vor dem Wald und dessen magischen Bewohnern steigern sich zusehends und insbesondere Allison scheint in ihrem labilen Zustand ein leichtes Opfer der Hexen zu sein.

Kritik

Die Idee, dass sich eine Gruppe von Menschen in fremdem Gebiet verirrt und anschließend von etwas Unbekannten verfolgt oder angegriffen wird, ist nicht neu. Es gibt eine lange Liste an Filmen mit ähnlicher Struktur. In der Vergangenheit ist es vielen Regisseuren gelungen, altbekannte Prämissen aufzuwärmen und dabei trotzdem originell vorzugehen, sodass der Zuschauer an Handlung, Thematik und Figuren gleichermaßen interessiert ist.

Auch Regisseur Jordan Baker bedient sich allerlei wiederkehrender Motive des Genres: schneebedeckten Straßen, besorgniserregende Abkürzungen, Straßensperren auf abgelegenen Routen. Die unheilvolle Atmosphäre wird durch karges Licht, dunkle Schatten und ein gestörtes Mobilfunknetz zugespitzt. Der Wald dient nicht nur als Gegenstück zur Zivilisation, sondern auch als mysteriöser Ort, der vielmehr einem übernatürlichen Gefüge folgt. Baker versteht es, die Isolation mit ihrem kalten, engen Unbehagen einzufangen und somit die Spannung aufrecht zu erhalten.

Witches in the Woods

Trotz des stimmungsvollen Settings enttäuscht der Film mit unausgeschöpften Potenzial und Ideen, denen nicht die benötigte Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt wird, um sich entfalten zu können. Witches in the Woods verliert sich im Drama der Figuren, wodurch die Handlung nicht weiterentwickelt wird und der Film seinen roten Faden verliert. Konflikte und Geheimnisse der Protagonisten untereinander sorgen zwar für Interesse, aber Tempo und Timing sind durchgehend schlecht gesetzt, sodass die emotionale Wirkung verschenkt wird. Durch die stockende Erzählweise gibt es auch keine nennenswerte Figurenentwicklung und so werden auch die Streitereien schlussendlich irrelevant. Die Figuren sind wenig originell, klischeehaft und wiederholen irgendwann nur noch ihre Reaktionen und Handlungen, die zu einem vorhersehbaren Ende führen. Zudem sind alle unsympathisch und es drängt sich die Frage auf, wieso ausgerechnet diese Menschen miteinander befreundet sind. Einzig die Beziehung zwischen Jill und Allison ist von Empathie füreinander geprägt und wirkt ansatzweise authentisch.

Witches in the Woods

Aber während der Regisseur sich mit Jill wenigstens oberflächlich auseinandersetzt, vergibt er diese Chance bei AllisonSie bleibt eindimensional, wenn beispielsweise immer wieder ein sexueller Übergriff angedeutet, aber niemals ausgesprochen wird. Der Zuschauer lernt nicht genug über ihren Charakter, um ihren Schmerz wirklich verstehen oder fühlen zu können. Allison hat keine Gelegenheit, um ihre geistige Gesundheit zu kämpfen, sie wird vom Opfer abermals zum Opfer und kann das Geschehene nicht überwinden.

Witches in the Woods

Der Film gibt keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob Hexen tatsächlich für die Eskalation zwischen den Freunden verantwortlich sind. Hierbei ist nicht das Problem, dass man nicht weiß, ob Allison besessen ist, sondern, dass es im Grunde vollkommen irrelevant ist, wodurch ihr Verhalten ausgelöst wurde. Die Hexen spielen zu keiner Zeit eine wirkliche Rolle. Eine einminütige Erklärung fasst die traurige Geschichte eines Dienstmädchens zusammen, Sonst werden keine Informationen über die vermeintlichen Hexen von Stoughton Valley vermittelt. Die Hexe dient nur als übernatürliches Alibi für eine Parabel zwischen historischer Hexenverfolgung und den Konflikten innerhalb der Gruppe. Dieses Gleichnis funktioniert allerdings zu keiner Zeit, da der Zuschauer zu wenig über die Geschichte erfährt und weder angebliche Hexen noch die Mittzwanziger eine eigene Geschichte aufweisen. Wie in vielen anderen Horrorfilmen ist auch hier die Figur der Hexe ein Versatzstück im Narrativ ohne eigenen Hintergrund.

Fazit

Witches in the Woods bietet zwar eine atmosphärische Kulisse und einige Interessante Ansätze, aber schlussendlich mangelt es an Originalität in Bezug auf Handlung und Figurenzeichnung. Motive unterschiedlicher Genres werden aufgegriffen, können aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen und verkommen schlussendlich zu Klischees.

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte  Rating: 1 von 5
Unterhaltung  Rating: 2 von 5
Anspruch  Rating: 1 von 5
Gesamtwertung Rating: 2 von 5

Ab 03.09.2020 im Handel:

Witches in the Woods Witches in the Woods

Bildquelle: Witches in the Woods © Sony Pictures Home Entertainment

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

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