Carrion
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Carrion (2020) – Game-Review

In Carrion dürft ihr als unförmiges Monster eine unterirdische Forschungseinrichtung unsicher machen. Wir haben für euch die Tentakel ausgefahren und uns auf die Jagd gemacht.

Originaltitel: Carrion
Entwickler: Phobia Game Studio
Genre: Horror
Spieleranzahl: Singleplayer
Plattformen: PC, Switch, Xbox One macOS, Linux
VÖ: Seit 23. Juli 2020 im Handel

Story

In „Carrion“ kämpft ihr als unförmiger, aber tentakelbewehrter Zellklumpen für eure Freiheit. Als kleiner Blob entkommt ihr eurem Gefängnis in einer streng geheimen unterirdischen Forschungsstation und an den angsterfüllten Schreien der Wissenschaftler_innen lässt sich gleich erkennen, dass ihr wohl nicht ganz ungefährlich seid. So hangelt ihr euch durch die Anlage auf der Suche nach dem Ausgang…

Kritik

„Carrion“ kommt in einer wundervollen 16-Bit-Retro-Graphik daher, sorgt damit schon einmal für einen guten Schuss Nostalgie und sieht dabei auch noch verdammt gut aus. Vor allem die Bewegungen über die Tentakel unseres kleinen Monsters sehen großartig aus, selbst wenn man wie auf Speed nur mehr wild um sich klickt, sorgt das Spiel für einen flüssigen Bewegungsablauf.

Das führt dann auch gleich zum nächsten großen Pluspunkt von „Carrion“: die Steuerung ist herrlich simpel und vollkommen intuitiv. Wenn ihr das Spiel am PC mit Maus und Tastatur spielt, könnt ihr euch mit Hilfe eurer Tentakel einerseits per linker Maustaste vorwärts bewegen, indem ihr euch irgendwo hinzieht, oder per rechter Maustaste irgendwas zu euch ziehen, seien es Gegenstände, die euch im Weg sind oder kleine humane Snacks, um eure Biomasse zu vergrößern. Zu dieser Grundsteuerung kommen im Laufe des Spiels dann noch diverse Mutationen hinzu, wie zum Beispiel das Abschießen von spinnennetzartigen Tentakelgeschossen, die ihr mit der Tastatur auslösen könnt.

Carrion

Durch diese Weiterentwicklungen wird das Kampfsystem mit der Zeit immer ausgefeilter. So gilt es dann auch gegen eine Vielzahl von übermächtigen Gegnern vor allem taktisch vorzugehen – denn selbst eine einfache Handfeuerwaffe reduziert eure Biomasse im Handumdrehen. Zudem ändern sich eure Fähigkeiten auch mit eurer Größe. „Carrion“ bietet hier drei verschiedene Kategorien mit sehr unterschiedlichen Fertigkeiten. Während ihr in euch in der kleinsten Größe eher durch die Gänge schleicht und eure Feinde hinterrücks ermordet, könnt ihr in der voll ausgewachsen Form rücksichtslos alles niederwalzen.

Neben den spannenden Kämpfen sorgen ein paar kleinere Rätsel zwischendurch für Abwechslung. Im Gegensatz zum Leveldesign, das etwas einseitig daher kommt. Dies fällt allerdings kaum ins Gewicht, da „Carrion“ mit rund vier Stunden Spielzeit ohnehin recht knackig ausgefallen ist und es einfach viel zu viel Spaß macht mit seinem Tentakel-Blob durch die Level zu schweben und irgendwelche Wissenschaftler_innen gegen Wände zu schmettern oder mit Tentakeln zu durchbohren. „Carrion“ bietet euch dafür jedoch keine Mini-Map, wodurch ich die meiste Zeit rein intuitiv durch die Gegend geschlabbert bin. Das Spiel ist aber auch so aufgebaut, dass man, ohne eine Orientierung haben zu müssen, wo man denn gerade ist, gut durch die Level kommt. Zugänge öffnen und schließen sich so, dass man sich gar nicht zu sehr verirren kann. Ich fand das im Endeffekt sogar ganz angenehm, denn es unterstützt den Spielfluss ungemein und als menschenfressender Tentakel-Blob sollte man sowieso nicht allzu viel denken, sondern sich auf seine Stärken konzentrieren: Biomasse ansammeln.

Carrion

Fazit

Für alle, die sich bei Das Ding aus einer anderen Welt immer schon mehr mit dem Monster als mit den Menschen identifizieren konnte, ist „Carrion“ eine Offenbarung. Endlich mal Monster sein! Hier dürfen wir mal in eine andere Rolle schlüpfen und den monströsen Jäger spielen. Dabei ist „Carrion“ natürlich nicht sonderlich gruselig, sondern in erster Linie eine wunderbare Monstergaudi mit einer guten Portion Blut und Beuschel. Von daher auch eine absolute Empfehlung an alle Horrorfans, die das Monster in sich wecken wollen.

 

Bewertung

Grafik Rating: 4 von 5
Atmosphäre Rating: 5 von 5
Story  Rating: 3 von 5
Gameplay  Rating: 5 von 5
Schwierigkeit  Rating: 2 von 5
Gesamtwertung Rating: 4 von 5

Bildquelle: Carrion © Devolver Digital

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?