Kritik

Mutant River – Blutiger Albtraum (2019) – Review

Eine Bootstour mit Freunden durchs dörfliche England, was soll da schon schiefgehen? Doch die Protagonisten in Charlie Steeds Mutant River merken schnell, dass fernab der großen Städte zuweilen unaussprechliche und geheimnisvolle Dinge geschehen. Wir sind mit ins Boot gesprungen und verraten euch, ob sich die Tour lohnt.

Originaltitel: The Barge People
Land: Großbritannien
Laufzeit: 78 Minuten
Regie: Charlie Steeds
Drehbuch: Christopher Lombard
Cast: Kate Davis-Speak, Mark McKiry, Makenna Guyler u.a.
VÖ: Ab 02.07.2020 im Handel

Inhalt

Die Schwestern Kat (Kate Davis-Speak, Labyrinthia) und Sophie wollen auf einem Trip durchs ländliche England ihrer kürzlich verstorbenen Mutter gedenken. Mit dabei sind ihre Freunde Mark und Ben, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch was als entspannter Wochenendurlaub mit Bier und Angeln beginnt, entwickelt sich bald zu einem blutigen Horrortrip, denn irgendetwas sucht die Kanäle mit gewaltigem Appetit heim. Und auf der Speisekarte steht Menschenfleisch.

Kritik

Charlie Steeds Mutant River wird als Film über „fleischfressende Fischmutanten“ beworben. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Wer ein maritimes Spektakel im Innsmouth-Look erwartet, wird leider enttäusch, denn trotz des aquatischen Settings erinnert der Film über weite Teile eher an Hügel der blutigen Augen. Riskieren wir also einen Blick und loten aus, wie tief die Wasser wirklich sind.

Mutant River beginnt mit Synthvibes und einer langsamen Exposition der Hauptcharaktere: Kat und Sophie, zwei Schwestern, die sich seit längerer Zeit nicht gesehen haben und nun nach dem Tod ihrer Mutter etwas Zeit miteinander verbringen wollen. Allerdings sind die Figuren so flach gestaltet, dass sich eine tatsächliche Nähe nicht einstellen will. Die Schwestern diskutieren Liebesangelegenheiten und ihren erlittenen Verlust mit derselben Gefühlsintensität, in der andere Leute sich übers Wetter unterhalten. Schlimmer noch sind ihre Partner, die beide eher wie Karikaturen daherkommen: Mark, der gutmütige aber leicht naive Naturbursche, und Ben, der schnöselige Großstadtanwalt, bei dem man sich fragt, ob er mit seinem Handy verschmolzen ist und der nur Verachtung für das einfache Leben auf dem Land übrig hat. Ein Unsympath, wie er im Buche steht. So weit, so klischeebeladen. Die schwachen, uninspirierten Dialoge tun das ihre dazu.

Ein wenig Schwung bekommt die Handlung, wenn es zur Konfrontation mit der lokalen Bevölkerung kommt. Ein kurzes Scharmützel zwischen den Urlaubern und dem örtlichen White Trash wird von den Mutanten genutzt, um die Gruppe zu überfallen und so beginnt der Kampf ums Überleben. Die drei Mutanten sind in der Tat nett anzuschauen. Die Maske ist wirklich gelungen. Sieht überzeugend aus und weckt Erinnerungen an die 60er und 70er Jahre, ohne dabei antiquiert zu wirken, besonders der Fischmensch, der den schwarzen Wassern des Kanals entsteigt, wurde mit viel Gefühl für die richtige Atmosphäre in Szene gesetzt.

Die Effekte hingegen sind maximal mäßig. Was der Film nicht in Kunstblut ertränken kann, kaschiert er durch Lichteffekte und Kameraschnitte. Hierdurch erscheint Mutant River, gerade im Vergleich zu thematisch ähnlich gelagerten Filmen wie eben Hügel der blutigen Augen, relativ zahm. Die atmosphärische Dichte des Klassikers erreicht Steeds Streifen nicht einmal im Ansatz.

Auch inhaltlich hat Mutant River wenig zu sagen. Zwar wird an verschiedenen Stellen auf Umweltverschmutzung und ihre möglichen Folgen hingewiesen, diesen Aspekt verfolgt der Film aber nicht weiter, karikiert das vermeintliche Anliegen am Ende sogar noch, indem die Mutanten schlichtweg das Resultat von „Inzest, Brutalität und Kannibalismus“ sind. Die ökologischen Anklänge erscheinen also vor allem als oberflächliche Marketingidee und Zeitgeistphänomen, sind aber offenbar nicht reißerisch genug, um als Pointe des Films auszureichen. Mutant River wäre vermutlich unterhaltsamer geworden, wenn er sich zwischen pseudo-kritischem Umweltbewusstsein und stumpfer Exploitation hätte entscheiden können.

Fazit

Mutant River ist ein schlichter Hillbilly-Mutanten-Slasher: handwerklich annehmbar, allerdings mit schwachem Skript und uninteressanten Charakteren. Ein weiterer belangloser Beitrag zum Horrorgenre, dessen herausragendstes Merkmal seine Mittelmäßigkeit sein dürfte. Im Großen und Ganzen eher ein Tümpel als ein unergründlicher See.

 

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung Rating: 2 von 5
Härte  Rating: 3 von 5
Unterhaltung  Rating: 3 von 5
Anspruch  Rating: 1 von 5
Gesamtwertung Rating: 2 von 5

Ab 02.07.2020 im Handel:

Mutant River Mutant River

Bildquelle: Mutant River – Blutiger Alptraum © Tiberius Film

Horrorfilme… sind für mich das Erkennen, Überschreiten und Herausfordern von gesellschaftlichen Grenzen durch abgründige Ästhetik und damit Kunst in ihrer reinsten Form. Vor allen Dingen machen sie aber einfach unfassbar Spaß.

...und was meinst du?