Jacob's Ladder
Kritik

Jacob’s Ladder (1990) – Review

Ein Postbote in New York wird von dämonischen Visionen geplagt und droht den Verstand zu verlieren. Wir haben Jacob’s Ladder erklommen und verraten euch, was euch erwartet.

Originaltitel: Jacob’s Ladder
Land: USA
Laufzeit: 113 Minuten
Regie: Adrian Lyne
Drehbuch: Bruce Joel Rubin
Cast: Tim Robbins, Elizabeth Peña, Danny Aiello u.a.
VÖ: Ab 28.05.2020 als Mediabook im Handel

Inhalt

Vietnam-Veteran Jacob Singer (Tim Robbins, Die Verurteilten), der inzwischen ein ruhiges Leben mit seiner Freundin Jezzie (Elizabeth Peña, Strangeland) als Postbote in New York führt, träumt seit geraumer Zeit immer wieder, dass er während des Einsatzes im Mekongdelta getötet worden sei. In Flashbacks taucht er außerdem in sein vergangenes Leben mit Ex-Frau Sarah und den gemeinsamen Kindern ein. Dabei verliert er immer mehr den Bezug zur Realität und fühlt sich von menschenähnlichen Dämonen und anderen unheimlichen Gestalten beobachtet. Auf seiner Flucht vor den fremden Kreaturen bringt er sich mehr und mehr in Lebensgefahr.

Kritik

Regisseur Adrian Lyne, bekannt für erotische Filmklassiker wie 9 1/2 Wochen oder Eine verhängnisvolle Affäre, beschritt mit Jacob’s Ladder neue Wege. Sein Film lässt uns den zunehmenden Verfall des menschlichen Verstandes erleben und untermalt diesen abgründigen Trip mit allerhand sehenswerten und innovativen Grausamkeiten.

Gleich die Eröffnungssequenz konfrontiert uns mit dem Krieg in all seinem Schrecken, als die Einheit von Jacob Singer mitten im Dschungel Vietnams überfallen wird. Mit Handkamera gefilmt und mit vielen Schnitten, sind diese ersten Minuten bereits sehr intensiv. Sie sorgen für eine starke Exposition der Hauptfigur und legen den Grundstein dafür, uns für dessen spätere Taten und Erlebnisse zu sensibilisieren. Denn sie sind der Ursprung und Auslöser der Düsternis in Jacobs Geist.

Jacob's Ladder

In diesen tauchen wir direkt im Anschluss ein: Grade noch in Vietnam, finden wir uns nun mit Jacob in einer dreckigen und verlassenen New Yorker U-Bahn wieder, in der uns schon eine unheimlich dreinblickende Frau den ersten Schauer über den Rücken fahren lässt, bevor sich diese Szene dann zu einer surrealen Vision des Schreckens steigert. Immer wieder packt Jacob’s Ladder uns wie hier mit seiner bizarren Atmosphäre und verunsichert uns, genau wie Jacob, immer mehr, denn Realität, Träume und Visionen verschmelzen zu einem einzigen, düsteren Zustand. Was real und was eingebildet ist, lässt sich nicht mehr voneinander trennen. Jacob’s Ladder verliert sich dabei jedoch niemals in einem psychotisch-übernatürlichen Strudel, sondern lässt uns Luft zum Atmen. Besonders Figuren wie Jezzie bilden eine Art Ruhepol für Jacob. Viele dieser erlösenden Szenen gibt es jedoch nicht, stattdessen quält Lyne uns mit Jacobs immer bizarreren Alpträume, in denen er sich unter anderem in einem Krankenhaus wiederfindet. Zwar ist der Film keine Splatterorgie, doch geht Jacob’s Ladder hier nicht zimperlich vor und zeigt uns durchaus drastische Momente: Verzerrte Fratzen schneiden an Jacob herum, während sein Krankenbett durch verfallene Flure und eine Psychiatrie voll blutiger menschlicher Überresten geschoben wird. Durch den kompletten Film macht sich somit eine Paranoia breit, die auch auf uns abfärbt, die hypnotisiert zuschauen, wie sich Jacobs Verstand immer weiter demontiert und er zusehends die Orientierung verliert.

Jacob's Ladder

Handwerklich sieht Jacob’s Ladder auch heute noch verdammt gut aus. Das Design der Dämonen ist eher reduziert – mal sieht man ein verzerrtes Gesicht, mal einen dunklen Schatten – gehalten, so dass sie nach wie vor bedrohlich und geheimnisvoll wirken. Der Film arbeitet vor allem mit extremen Zeitrafferaufnahmen. Hierbei bewegen sich Köpfe oder Gliedmaßen derart schnell, dass sie für das menschliche Auge nur noch schemenhaft erkennbar sind. Die Mischung aus schnellen Schnitten während der Visionen, aber auch ruhigen Kamerafahrten und ungewöhnlichen Kameraeinstellungen unterstreichen außerdem den insgesamt bizarren Look des Films. Eingebettet in das phantastische, dreckige New-York-Setting, dessen dunkle Gassen oder verlassene Hallen als atmosphärische Kulisse dienen, entstehen einige Einstellungen, die man nicht mehr vergisst.

Fazit

Jacob’s Ladder ist ein unvergesslicher Psychohorrortrip, der sowohl mit seiner Handlung, als auch mit seinen Schauwerten punkten kann. Der besondere Stil des Films ist seine große Stärke, die er gekonnt ausspielt und bis heute nichts von seiner beklemmenden Atmosphäre verloren hat. Dieser Stil inspirierte außerdem nicht nur Jaume Balaguerós The Nameless, sondern auch die Videospielreihe Silent Hill. Jacob’s Ladder sei jedem empfohlen, der Lust hat auf eine Reise in die Abgründe des menschlichen Verstandes.

 

Bewertung

Grauen Rating: 4 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte  Rating: 3 von 5
Unterhaltung  Rating: 4 von 5
Anspruch  Rating: 5 von 5
Gesamtwertung Rating: 4 von 5

Ab 28.05.2020 als Mediabook im Handel:

Jacob's Ladder
Bildquelle: Jacob’s Ladder © Koch Films

Horrorfilme… sind für mich ein Ventil. Ich schaue Horrorfilme, um mich kurz in eine andere Welt zu flüchten. Ich kann mich sehr gut in Situationen hinein versetzen. Deshalb stehen bei mir Geschichte, Atmosphäre und Charaktere im Vordergrund. Mit Jumpscares kann ich meistens nichts anfangen. Meine Favoriten kommen meist aus den 70ern oder 80ern. Natürlich ist es auch möglich über Subgenres Grenzen abzuchecken. Genau diese Vielfalt ist es, was ich am Horror mag. Es gibt nichts, was es nicht gibt.

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