Ashfall
Kritik

Ashfall (2019) – Review

Ashfall erzählt die actionreiche Geschichte zweier gegensätzlicher Männer, die sich zusammenraufen, um die Zerstörung der koreanischen Halbinsel zu verhindern. Wir haben uns für euch gegen Erdbeben, Tsunamis und Lavaströme gestellt.

Originaltitel: Baekdusan
Land: Südkorea
Laufzeit: 128 Minuten
Regie: Lee Hae-jun, Kim Byung-seo
Drehbuch: Lee Hae-jun, Kim Byung-seo
Cast: Lee Byung-hun, Ha Jung-woo, Ma Dong-seok u.a.
VÖ: Ab 15.05.2020 im Handel

Inhalt

Während die Augen der Welt auf die bevorstehende Denuklearisierung Nordkoreas gerichtet sind, erschüttert ein massives Erdbeben die koreanische Halbinsel, als der Vulkan Baektusan ausbricht. Der von der südkoreanischen Regierung herangezogene Geologe Kang Bong-ra (Ma Dong-seok, The Gangster, the Cop, the Devil) schlägt vor, die Ausbrüche mit atomaren Explosionen zu stoppen. Das Problem: Südkorea hat keine Atomwaffen und Baektusan liegt auf der anderen Seite Nordkoreas. Während Nordkorea in Trümmern liegt, schickt die südkoreanische Regierung zwei Teams auf eine verdeckte Mission, um die Atomsprengköpfe zu stehlen. Leiter des technischen Teams ist ein Experte für Bombenentsorgung, Captain Cho In-chang (Ha Jung-woo, The Chaser). Beim Anflug auf Nordkorea stirbt die mitgesandte Spezialeinheit und das unerfahrene B-Team ist auf einmal auf sich allein gestellt. Dabei stehen ihnen nicht nur nordkoreanische und amerikanische Soldaten im Weg, sondern auch der ehemalige Geheimagent Lee Joon-pyeong (Lee Byung-hun, I Saw the Devil), der als Einziger den Standort der Waffen kennt. Aber bald ist klar, dass Lee seine eigenen Interessen vertritt und es wird fraglich, ob Cho das geplante Treffen mit seiner schwangen Frau Ji-young je (Bae Suzy, Vagabond) wird einhalten können.

Hintergründe & Kritik

In den letzten Jahren erlangte der Katastrophenfilm neue Popularität und auch in Südkorea ist Ashfall beileibe nicht der erste Film dieser Art. 2009 erschien bereits Tsunami – Die Todeswelle, in der die Küstenstadt Busan zerstört wird, mit Pandora konstruierten die Filmemacher 2016 eine Atomkatastrophe im Stil Fukushimas im Südwesten Südkoreas und in Exit hüllte 2009 eine giftige Gaswolke ganz Seoul ein. Während diese drei Filme jedoch eher der südkoreanischen Filmtradition verpflichtet waren, verbindet Ashfall ein großes Budget mit Hollywood-Tropen und interkoreanischer Politik.

Ashfall

Die Regisseure Kim und Lee verschwenden keine Zeit und starten direkt mit einem großen Spektakel in den Straßen Seouls. Autos werden von der sich auftürmenden Straße verschlungen, Gullideckel explodieren und ganze Wolkenkratzer fallen wie Kartenhäuser in sich zusammen Ist der Vulkan erst einmal ausgebrochen, bleibt es nicht bei Erdbeben. Die Effekte und Stunts haben ein beträchtliches Niveau und können locker mit westlichen Produktionen mithalten, die das zehnfache Budget kosten. Es sind die großartigen visuellen Effekt, das hoffnungslos wirkende Setting Nordkoreas und die wunderbaren Kameraeinstellungen, die ein eindrucksvolles visuelles Erlebnis ermöglichen.

Der Film bedient sich westlicher Tropen des Genres – der Wissenschaftler, dessen Warnungen ungehört blieben, der vernünftig wirkende Präsident und sein zerstrittener Stab, die Atomwaffen als Deus ex machina und das persönliche, ultimative Opfer. Auch wenn Ashfall sich an diesen Formeln orientiert, bietet der Film eigen Ansätze. Es gibt keinen übertriebenen Pathos, kein emotionales Ungleichgewicht zwischen Jo In-chang und seiner mutigen Frau Choi Ji-young und von der Katastrophe geht auch keine Gefahr für die gesamte Menschheit aus.

Ashfall

Insbesondere der geopolitische Kontext bietet ganz eigene Sichtweisen und Motive, die fester Bestandteil der südkoreanischen Filmtradition sind. Südkorea besitzt ein legendäres Repertoire an Filmen, das den Konflikt mit Nordkorea thematisiert (Joint Security Area, Silmido, Musanilgi). Auch in Ashfall ist Korea das Opfer ständiger Einmischungen aus dem Ausland, vornehmlich durch die USA und China. Es ist kein Zufall, dass die Regisseure sich als Fokus den Berg Baektusan ausgesucht haben, denn er stellt für beide koreanischen Staaten einen wichtigen Angelpunkt dar. Ob nun Propaganda oder gesellschaftspolitischer Diskurs, der Berg ist Teil einer langen koreanischen Kulturgeschichte, die selbst über die Spaltung hinausgeht. Dieser besondere regionale Kontext hebt den Film bereits aus der Durchschnittlichkeit.

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In diesem Sinne sind Captain Jo und Agent Lee als das ungleiche Paar aus Nord und Süd eine Metapher für eben diesen Konflikt und gleichzeitig eine Chance auf seine Überwindung.

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Ihre widerwillige Partnerschaft dominiert das Geschehen und die unorthodoxe Bromance der beiden glänzt mit einer kuriosen, aber auch ausgefallenen Chemie. Lee Buyng-hun spielt den unberechenbaren Doppelagenten mit unerwartetem Witz und starker Leinwandpräsenz. Natürlich bietet die Figur auch eine düstere und nachdenkliche Facette, sodass eine zutiefst desillusionierte Person entsteht. Ha Jung-woos Sprengstoffexperte scheint das genaue Gegenteil zu sein, er ist verantwortungsbewusst, humorvoll und liebenswert. Er hätte wohl leicht der langweiligste Charakter im Film werden können, aber er ist ebenso clever und aufmerksam wie Lee und seine Handlungen werden nicht durch Patriotismus getrieben, sondern sind von der Sorge um seine schwangere Frau motiviert.

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Leider bleibt angesichts dieser beiden starken Charaktere der größte Teil der Besetzung im Hintergrund, besonders Ma Dong-seok wirkt mit seiner kurzen Screentime als liebenswerter Nerd unterfordert. Bae Suzy bleibt zwar in der Rolle der angehenden Mutter verhaftet, erhält aber dennoch in ein paar Szenen die Möglichkeit zu glänzen. Das Tech-Team rund um die zwei Protagonisten bleibt hinter den Erwartungen zurück, liefert aber immer wieder kleine Einblicke in die internen Beziehungen, die dafür sorgen, dass die Figuren dem Zuschauer nicht egal sind. Es sind Anfänger, die weder im militärischen Nahkampf noch im Umgang mit Feuerwaffen großartig ausgebildet sind. Die Fehler, die sie machen, erhöhen die Glaubwürdigkeit der Geschichte.

Fazit

Ashfall bietet einen unterhaltsamen Genrebeitrag, der Katastrophenfilm, Spionage-Thriller und Drama miteinander kombiniert, sich ständig verändert und weiterentwickelt. Dabei stehen übertriebene Eskalationen im Hintergrund und die Regisseure beleuchten vielmehr die persönliche Ebene. Die Action ist temporeich, die digitalen Effekte sind bedrückend in Szene gesetzt und das Setting wird durch unzählige verlassene Plätze und zerstörte Städte überzeugend konstruiert. Trotz einiger narrativer Schwächen und der langen Laufzeit verliert der Film durch sehenswerte Nebenhandlungen und das hohe dramatische Niveau der Schauspieler nicht an Dynamik.

Bewertung

Grauen Rating: 1 von 5
Spannung Rating: 4 von 5
Härte  Rating: 1 von 5
Unterhaltung Rating: 4 von 5
Anspruch  Rating: 3 von 5
Gesamtwertung Rating: 3 von 5

Ab 15.05.2020 als DVD, Blu-ray und Mediabook im Handel:

Ashfall Ashfall

Bildquelle: Ashfall © capelight pictures

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

...und was meinst du?