Georges Méliès
Toplisten

Phantastisches von Filmpionier Georges Méliès – Empfehlungen aus der Redaktion

Heute dreht sich bei uns alles, um Filmpionier Georges Méliès, der den phantastischen Film zu seiner Geburtsstunde entscheidend prägte. Wir haben 9 Empfehlungen für euch.

In unserer letzten Topliste haben wir euch zu den Anfängen des Horrorgenres, in die Stummfilmära entführt. Dabei haben wir euch 13 Perlen aus den 1910ern und 1920ern präsentiert, die jeder Horrorfan einmal gesehen haben sollte.
Als kleinen Bonus dazu gehen wir heute sogar noch einen Schritt weiter zurück und begeben uns zur Geburtsstunde des phantastischen Films. Damit verknüpft ist ganz besonders ein Name: Georges Méliès. Der französische Illusionist zeichnet verantwortlich für einige der wichtigsten Science-Fiction-, Fantasy- und Horrorfilme des frühen Kinos der 1890er und 1900er. Doch Méliès war natürlich nicht der einzige, der damals das Genre bereicherte, sodass wir allen Interessierten insbesondere noch Segundo de Chomón, Alice Guy-Blaché und Edwin S. Porter ans Herz legen möchten.

Méliès‘ Filme sind inzwischen alle gemeinfrei, also frei erhältlich, daher posten wir euch unter jede Filmempfehlung einen entsprechenden Link zu dem Film. Die Filme sind mit unterschiedlichen musikalischen Untermalungen verfügbar, wir haben jeweils jene ausgewählt, die uns am besten gefällt.

Und nun ohne weiter Umschweife: viel Spaß mit unseren Empfehlungen!


Catherins Empfehlungen

The Haunted Castle (1896)
(O: Le manoir du diable)

Hexen, Geister, Skelette und andere zwielichtige Erscheinungen machen dem Protagonisten von Georges Méliès‘ frühem Stummfilm The Haunted Castle zu schaffen. Gemeinsam mit einem Begleiter betritt der Ritter ein mittelalterliches Schloss, in dem noch kurz zuvor der Teufel sein Unwesen trieb. Der verjagt den Begleiter unversehens mit seinem diabolischen Schabernack, um danach den Ritter mit einer Reihe von unheimlichen Erscheinungen zu erschrecken.

The Haunted Castle gilt aufgrund seiner düsteren Themen und Motive als erster Horrorfilm, auch wenn Georges Méliès‘ dreiminütiger Spuk im Schloss eher unterhaltsam als erschreckend inszeniert ist. Kulissen und Kostüme sind noch stark vom Theater inspiriert, doch der französische Kinopionier nutzt auch die technischen Möglichkeiten des neuen Mediums Film und zaubert eine Fülle von visuellen Attraktionen auf die Leinwand. Bereits die Eröffnungsszene zeigt eine Fledermaus, die ins Schloss flattert und sich vor den Augen der Zuschauer in den Teufel höchstpersönlich verwandelt. Mittels des Stopptricks ließ sich dieser spektakuläre Effekt ebenso realisieren wie die zahlreichen magischen Spielereien des Leibhaftigen; hierzu wurde die Kamera in der Einstellung gestoppt, etwas im Bild verändert, und anschließend weitergefilmt. Auf diese Weise verwandeln sich auch die Erscheinungen, mit denen Méliès seinem Helden ein wahres Kaleidoskop des Schreckens vorsetzt.

Für den Zuschauer wird das Abenteuer im Haunted Castle indes zu einem bunten Zauberkessel der Imagination, aus dem ihm immer wieder neue fantastische Einfälle von Leinwandmagier Méliès entgegensprudeln.

The Kingdom of the Fairies (1903)
(O: Le royaume des fées)

Das Königreich ist in heller Aufregung, als die liebliche Prinzessin von einer ruchlosen Hexe entführt wird. Rasch versammelt sich ein Trupp um den Prinzen Bel-Azor (Georges Méliès), doch wie sollen die Retter ins Reich der bösen Zauberin gelangen? Zum Glück erhalten sie magische Unterstützung aus der Feenwelt und so begeben sie sich auf eine wahrhaft märchenhafte Reise.

Mit dem von Charles Perraults „Dornröschen“ inspirierten The Kingdom of the Fairies drehte Méliès einen der erfolgreichsten Filme des frühen Kinos: ein klassisches Märchen, erzählt mit den Mitteln moderner Tricktechnik. Kurz fragt man sich, ob der Franzose vielleicht selbst jenen Teufelspakt eingegangen ist, den er so oft in seinen Filmen porträtiert, um dieses cineastische Meisterwerk zu schaffen. Bereits die aufwändig von Hand colorierten Szenen – damals eine absolute Ausnahme – lassen erahnen, wie viel Herzblut in dieser Produktion steckt. Méliès entführt uns ins Reich der Magie, die – so scheint es dem Betrachter – auch bei der Produktion des Films selbst am Werk gewesen sein muss.

Die technischen Grenzen dieser Zeit lassen sich dem Werk des französischen Filmpioniers nicht ansehen; stattdessen verzaubert er sein Publikum mit Unterwasserszenen, in denen leibhaftige Meeresbewohner durch die Kulisse schwimmen, lässt die böse Hexe mithilfe von Pyrotechnik in Rauch aufgehen oder hebelt die räumlichen Beschränkungen des Filmstudios mal eben mit fahrbaren Kulissen und fantastischen Miniaturbauten aus. The Kingdom of the Fairies ist eine cineastische Vision, deren Zauber auch mehr als einhundert Jahre später noch wirkt.

The Merry Frolics of Satan (1906)
(O: Les quatre cents farces du diable)

Der Ingenieur und Erfinder Crackford schließt unwissentlich einen Pakt mit dem Teufel, als er dem Alchemisten Alcofrisba einige magische Pillen abkauft, die ihm jeden Wunsch gewähren sollen. Des stolzen Käufers Traum von einer Reise um die Welt erfüllt sich jedoch schneller – und ganz anders – als gedacht. Mephistopheles (Georges Méliès) schickt ihn und seine Familie auf einen abenteuerlichen Trip, der sie bis zu den Sternen führt, für den armen Ingenieur aber mit einer Höllenfahrt endet.

Méliès hat ein diabolisches Vergnügen daran, seine Protagonisten in die unmöglichsten Situationen zu bringen und schlüpft dazu passenderweise gleich selbst ins Teufelskostüm. The Merry Frolics of Satan ist eine vergnügliche Adaption des Faust-Stoffs, die zwar ein ebenso tragisches Ende findet wie ihr klassische Vorbild – der Weg dorthin jedoch ist gepflastert mit einer Vielzahl fantastischer Einfälle, die alles in sich vereinen, was die Filme des französischen Illusionisten ausmacht.

Die Grenze zwischen Magie und Technik scheint zu verschwimmen, wenn sich vor traumhafter Kulisse das Kücheninventar der Crackfords in eine Miniatureisenbahn verwandelt und mit der verdutzten Familie zur Weltreise aufbricht. Méliès‘ Faible für magische Tricks findet seinen Ausdruck in spektakulären Spezialeffekten, wenn etwa das Gefährt in einen Vulkanausbruch gerät und unvermittelt ins Weltall katapultiert wird oder Crackford und sein Assistent in einer von skelettierten Pferden gezogenen Kutsche durch die Lüfte schweben. Die konsequente Weigerung Méliès‘, sich auf Zwischentitel einzulassen, stört angesichts des simplen Handlungsgerüsts nicht: The Merry Frolics of Satan will nicht erzählen, sondern zeigen. Ein atemloses Feuerwerk der Fantasie, das jeden Teufelspakt wert ist.


Roberts Empfehlungen

Die Reise zum Mond (1902)
(O: Le Voyage dans la Lune)

Ein Professor unternimmt gemeinsam mit sechs weiteren Gelehrten eine Reise zum Mond. Dort angekommen scheinen die Planeten und Sterne des Alls ein Eigenleben zu entwickeln, um die Fremden zu verscheuchen. Als wäre dies noch nicht genug, werden die Expediteure weiterhin von menschenähnlichen Mondbewohnern attackiert , die sie aber abwehren können und daraufhin versuchen, vom Mond zu flüchten…

Die Reise zum Mond dürfte wohl der mit Abstand bekannteste Film von Méliès in dieser Auflistung sein. Längst ist beispielsweise das Bild des Mondes mit der in seinem rechten Auge gelandeten Flugkapsel fester Bestandteil der Popkultur geworden. Méliès‘ Multitalent offenbart sich in diesem Film mehr als noch in jedem anderen in seiner vollen Bandbreite: Von den Szenenbildern über die Kostüme bis zur Regie und dem Drehbuch zeichnete der Illusionist für alle künstlerischen Aspekte des Films selbst verantwortlich und schaffte ein noch heute atemberaubendes Werk.

Die Reise zum Mond ist ein Meilenstein nicht nur des Science-Fiction-Genre, sondern der gesamten Filmgeschichte. Der in den über hundert Jahren seit seiner Entstehung vielfach zitierte Film ist ein Sammelsurium all dessen, was Méliès auszeichnet. Er strotzt nur so vor wundervoll anzusehenden, kreativen Kulissen und einer einfallsreichen Tricktechnik, die der französische Kinopionier als professioneller Zauberkünstler in seinen Filmen zur Perfektion geführt hat und hier in ihrer ganzen Pracht und unterschiedlichsten Möglichkeiten ausnutzt. Die Reise zum Mond ist ein unangefochten ikonisches Stück Filmgeschichte, das jeder Fan des Mediums mindestens einmal im Leben gesehen haben sollte.

The Monster (1903)
(O: Le monstre)

Ein ägyptischer Prinz hat seine Frau verloren und engagiert daraufhin einen Derwisch, der die Tote wieder zum Leben erwecken soll. Dieser besorgt das Skelett der Verstorbenen und versucht sie mit der Kraft des Mondes zu reanimieren. Doch sein Versuch schlägt fehl und stattdessen entsteht aus den Gebeinen ein Monster, das größer und größer wird…

Vor der Kulisse einer riesigen Sphinx und ägyptischen Pyramiden verwandelt Méliès die endlose Wüste in einen Schauplatz übernatürlicher Machenschaften, bei denen nie wirklich klar wird, was genau sich am Flussbett des Nils zuträgt. Handelt es sich bei dem Derwisch um einen Betrüger, der den ägyptischen Prinzen nur übers Ohr hauen und seiner Schätze entledigen will? Oder verliert er im Angesicht der majestätischen Sphinx tatsächlich die Kontrolle über seine eigenen Machenschaften?

Méliès‘ Das Monster gilt nicht nur als einer der ersten Filme überhaupt, der sich mit Untoten beschäftigt, sondern zeigt schon früh eindrucksvoll, wie gefährlich das Spiel mit Leben und Tod sein kann; erst recht, wenn es sich in fremden, unbekannten Weiten wie der ägyptischen Wüste abspielt.

The Spider and the Butterfly (1909)
(O: Le papillon fantastique)

Ein Magier lässt bei einem Zaubertrick eine Frau im Schmetterlingskostüm und eine Frau in einem Stern erscheinen. Als er kurz darauf einschläft, verwandelt sich der Stern in eine riesige Spinne, die den Schmetterling in ihr Netz zieht und mit ihm verschwindet.

Die Spinne und der Schmetterling ist das letzte noch erhaltene Überbleibsel eines längeren Films von Méliès. Es ist bedauerlich, dass der Rest verschollen ist, bildet Die Spinne und der Schmetterling doch einen unerwartet düsteren Beitrag in Méliès‘ Œuvre und ist gerade deswegen so sehenswert. Dass die Beine der Spinne hier eher wie gierige Tentakel anmuten, verstärkt nur noch die surreal-düstere Atmosphäre, die dem Schlaf des Magiers entspringt.

Die Tricktechnik ist wie beinahe immer bei Méliès beeindruckend und auch die Farbgebung ist fantastisch. Es lässt sich leider nur erahnen, wie wundervoll der gesamte Kurzfilm gewesen sein muss; doch selbst die verbliebenen zwei Minuten sind es allemal wert, gesehen zu werden.

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

...und was meinst du?