I See You
Kritik

I See You (2019) – Review

Mit I See You, seinem dritten Langfilm, versucht sich Regisseur Adam Randall zwei Jahre nach iBoy an einer verschachtelten Mischung aus übernatürlichem Horror und Kriminalthriller. Wie gut ihm dieser Versuch gelingt, erfahrt ihr hier.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:
VÖ:

I See You
USA
98 Minuten
Adam Randall
Devon Graye
Helen Hunt, Jon Tenney u.a.
Ab 08.05.2020 als Mediabook und als Amaray im Handel

Inhalt

In einem kleinen, beschaulichen Vorort in den USA verschwindet ein 12-jähriger Junge auf dem Heimweg spurlos. Die Polizei steht vor einem Rätsel, ist dies doch schon der zweite Vermisstenfall eines Kindes innerhalb kurzer Zeit. Als der zuständige Detective Greg Harper (Jon Tenney, Stepfather) die Ermittlungen aufnimmt, häufen sich in seinem Haus zudem unerklärliche Vorfälle, welche die sowieso angespannte Familie auf eine harte Zerreißprobe stellen. Schon bald stellt sich die Frage, ob sich übernatürliche Mächte des Hauses bemächtigt haben…

Kritik

Gleich zu Beginn werden drei unterschiedliche Szenarien aufgebaut: Zum einen steht der Kriminalfall im Vordergrund, der die Beamten vor ein Rätsel stellt und die idyllische Kleinstadt in Aufruhr versetzt. Zum anderen werden wir mit einem Familiendrama konfrontiert, das durch einen kürzlichen Seitensprung von Gregs Frau Jackie (Helen Hunt, Twister) entstand und das harmonische Leben in den eigenen vier Wänden zu zerbrechen droht. Hinzu kommen paranormal scheinende Ereignisse, die irgendwie im Zusammenhang mit den Ermittlungen in dem Vermisstenfall zu stehen scheinen. I See You beginnt vor allem deswegen so stark, weil er sich so selbstbewusst zwischen diesen Stühlen bewegt: Aus den Elementen eines Dramas, eines Kriminal- und eines Horrorfilms wird ein undurchsichtiges Netz gesponnen, in dem alle Merkwürdigkeiten bedrohlich zusammenzuhängen scheinen.

I See You

Dieses Konstrukt funktioniert zumindest in der ersten Hälfte auch ausgezeichnet und sorgt schon früh für spannenden Nervenkitzel. Der unheilschwanger dröhnende Soundtrack erzeugt eine durchgehend bedrohliche Atmosphäre und erinnert in seiner verhängnisvollen Intensität in den besten Momenten an jenen aus Hereditary. Allerdings entscheidet sich I See You dann ab der Hälfte für einen dramaturgischen Kniff, der den Film in eine durchaus interessante Richtung lenkt, dafür aber die vorher aufgebauten Mysterien komplett verpuffen lässt. Es ist zwar danach noch immer spannend zu sehen, was es mit einigen der unheimlichen Ereignisse auf sich hat; das Konstrukt eines alles umfassenden, ungreifbaren Übels verliert dadurch aber beinahe seine gesamte Wirkung und wird im späteren Verlauf für einen generischen Thriller, zu dem sich I See You leider immer weiter entwickelt, komplett verheizt.

Hinzu kommt, dass den in der ersten Hälfte behandelten Themen nicht genügend Raum gegeben wird, um sich weiter zu entfalten und wirklich mitreißen zu können. Der tiefe Groll beispielsweise, den der Sohn gegen seine Mutter hegt, bleibt die gesamte Zeit über zu blass, als dass seine extrem feindselige Haltung nachvollziehbar würde. Die Kriminalgeschichte wiederum wird anfangs zu wenig behandelt, als dass der Fokus, der im späteren Verlauf auf Kosten des Übernatürlichen auf ihr liegt, bis zum Ende fesseln könnte.

I See You

Fazit

I See You ist ein ambitionierter Horrorfilm, der zwar mit einigen Überraschungen aufwarten kann, dem jedoch die Symbiose seiner verschiedenen Elemente nur teilweise gelingt. Während die erste Hälfte durch eine dichte und undurchsichtige Atmosphäre punkten kann, verliert sich der Film im späteren Verlauf nach einigen interessanten Twists im von ihm selbst gesponnen Geflecht aus unterschiedlichen Genre-Ansätzen, von dem keiner ausreichend ausgebaut wird, um richtig überzeugen zu können. Anstatt sich für einen Fokus zu entscheiden, verliert er sich gen Ende in recht unspektakulären Thriller-Gefilden, die man anderswo schon zu Hauf besser gesehen hat. So kann I See You sein Potential letztendlich nicht vollkommen ausschöpfen; bei dem stellenweise durchaus klugen Drehbuch wäre mit einem gezielteren Fokus auf das Wesentliche mehr drin gewesen.

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte  Rating: 1 von 5
Unterhaltung  Rating: 3 von 5
Anspruch  Rating: 2 von 5
Gesamtwertung Rating: 3 von 5

Ab 08.05.2020 im Handel:

I See You I See You

Bildquelle: I See You © Capelight Pictures

Horrorfilme sind für mich die beste Möglichkeit, die Grenzen des Zumutbaren und des eigenen Sehvergnügens auszuloten und neu zu definieren. Außerdem gibt es kaum ein anderes Genre, das so viele verschiedene gute Ideen, Möglichkeiten und Geschichten hervorbringen kann, da, ähnlich wie im Science-Fiction, einfach alles möglich ist. Es ist faszinierend, wie stark einen gute Horrorfilme in ihren Bann ziehen können und dabei sowohl schockieren als auch unterhalten.

...und was meinst du?