Kritik

Girl on the Third Floor (2019) – Review

Ex-Wrestlingstar CM Punk spielt seine erste Spielfilm-Hauptrolle im Regiedebüt von Travis Stevens. Der Haunted-House-Thriller verbindet handwerkliches Talent mit altbekannten Motiven und setzt voll und ganz auf den expressiven Charme des WWE-Champions. Ob das ausreicht, um den Zuschauer das Fürchten zu lehren?

Originaltitel:
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Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:
VÖ:

Girl on the Third Floor
USA
93 Minuten
Travis Stevens
Travis Stevens,
Phil Brooks, Trieste Kelly Dunn, Sarah Brooks
Ab 12.03.2020 im Handel erhältlich

Inhalt

Ex-Anwalt Don (Phil Brooks, Rabid) und seine schwangere Frau Liz (Trieste Kelly Dunn, Banshee) kaufen ein Haus im ländlichen Umfeld Chicagos, um ihr Kind außerhalb der hektischen Großstadt großzuziehen. Don fährt mit Hund Cooper voraus, um das marode Gebäude zu renovieren – und begegnet größeren Schwierigkeiten als erwartet. Denn um das alte Gebäude ranken sich dunkle Legenden, und als eines Tages die attraktive junge Sarah (Sarah Brooks, 100 Days to Live) vor seiner Veranda steht, bekommt Don zu spüren, wieso man im Ort sagt, das Haus würde vor allem Männern Unglück bringen…

Kritik

Girl on the Third Floor ist das Regie- und Drehbuchdebüt von Travis Stevens, der bisher vor allem als Produzent (We Are Still Here, Jodorowsky’s Dune) in Erscheinung trat. Sein erster Spielfilm dreht sich in den ersten zwei Dritteln voll und ganz um Hauptdarsteller Phil „CM Punk“ Brooks, der sich nach langer Wrestlingkarriere als Genredarsteller zu etablieren versucht. Brooks spielt den Großteil des Films weitgehend alleine im Spukhaus, das optisch durchaus zu überzeugen weiß: Die Sets sind wunderhübsch und bodenständig, aber atmosphärisch ausgeleuchtet, cinematographisch wirkt der Film wirklich hochwertig und punktet mit einigen starken Kamerafahren und ‑schwenks.

Ist es eine wahre Freude, Hauptfigur Don beim ambitionierten, aber mäßig erfolgreichen Heimwerken zuzuschauen, wobei Brooks seinen angenehm naiven Charme voll ausspielt, gerät das Drehbuch bald in Unstimmigkeit mit der Inszenierung. Don chargiert auf irritierende Weise zwischen bubenhaftem, verschmitztem aber durchaus sympathischem Kerl und dem egozentrischen Arschloch, als das er später noch mehrfach betitelt wird. Die drollige Identifikationsfigur, die sich mit dem Renovierungsprojekt fraglos übernommen hat und nicht zuletzt durch ihren kumpelhaften Umgang mit Hund Cooper ans Herz wuchs, wechselt so unnachvollziehbar zum unangenehmen Egoisten und zurück, dass man die Orientierung verliert. Egal, ob hier einfach nur schwach geschrieben oder versucht wurde, einen Kontrast zwischen liebenswerter Fassade und hintergründigem Machotum zu etablieren – überzeugen tut das nicht.

Relativ platt läuft Don dann auch in sein eigenes Verhängnis, als er auf den Spuk des Hauses allzu leicht hereinfällt. War das Haus als alleiniger Antagonist noch durchaus wirkungsvoll – Schleim, unwirkliche Geräusche und gruselige Dinge in den Zwischenwänden sind zwar ein altbekanntes Rezept, hier jedoch ansehnlich und handwerklich überzeugend umgesetzt – kommt Sarah als uninteressante Figur daher, bei der man bereits grob weiß worauf es hinausläuft. Auch die zahlreichen Andeutungen ob der dunklen Vergangenheit des Hauses sind so generisch, dass kaum Neugierde beim Zuschauer geweckt wird.

Geschieht dieses Generische immerhin in durchgehend ansprechender und hochwertiger Optik, ändert der Film im letzten Drittel seinen Kurs. Auf einen weder allzu vorhersehbaren noch großartig schockierenden Twist folgen einige effektive Eskalationsmomente sowie eine ausladende Exposition mit Schauwert, in welcher sich der morbide Charakter des Spukhauses auf schleimig-organische Weise hervortut. Ist dies noch kein Grund für Begeisterungsstürme rettet es den Film davor, sein vorhergehendes Mystery- und Psychodrama überzustrapazieren – denn um leise, subtil und nachdenklich zu enden ist Girl in the Third Floor nicht clever genug. In Sachen Gewalt und Creature Effects hält sich Stevens Debüt zwar insgesamt zurück, doch sind die vorhandenen Elemente wohldosiert und effizient.

Stehen und fallen tut für den Zuschauer jedoch absolut alles mit Phil Brooks. Dessen extrovertierte Mimik und einnehmendes, an der Grenze zur Karikatur stattfindendes Spiel erinnert an die Art und Weise, in der Stars wie Nicolas Cage oder Bruce Campbell Filme geradezu an sich reißen. Und auch wenn Brooks natürlich weit unter deren Güteklasse rangiert, drückt er Girl on the Third Floor doch so sehr seinen Stempel auf, dass die rahmende Geistergeschichte fast zur Nebensache wird. Schlecht macht er seine Sache keinesfalls, doch braucht er vermutlich wie Cage und Campbell seine eigene Nische, um zu funktionieren. Girl on the Third Floor lotet Brooks Qualitäten auf alle Vor- und Nachteile hin aus, genannte Nische ist er jedoch noch nicht.

Fazit

Travis Stevens‘ erster Spielfilm ist ein respektabler Mysterythriller, der Altbekanntes ansehnlich umsetzt, ohne zu überraschen oder zu enttäuschen. Für Fans des Haunted-House-Subgenres ist der Film definitiv einen Blick wert, ebenso wie für Anhänger des Wrestlingstars CM Punk. Vor allem letztere dürfte überaus zufriedenstellen, wieviel Vertrauen hier in Brooks‘ Schauspielfähigkeit gesetzt wurde, und das nicht ganz zu Unrecht. Um ein wirklich guter Horrorfilm zu sein, fehlt es Girl on the Third Floor jedoch am Feintuning jener wohlbekannten Stellschrauben, die bei vielen Regiedebüts noch nicht richtig sitzen. Wenig überraschend, aber schade – denn handwerklich überzeugt der Film durchaus.

Bewertung

Grauen
Spannung
Härte  
Unterhaltung  
Anspruch  
Gesamtwertung

Ab 12.03.2020 im Handel:

Girl on the Third Floor Girl on the Third Floor

Bildquelle: Girl on the Third Floor © Tiberius Films

Horrorfilme… sind die audiovisuelle Adaption des gesellschaftlich Abgestoßenen, Verdrängten und/oder Unerwünschten, das in der einen oder anderen Gestalt immer wieder einen Weg zurückfindet.

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