Kritik

The Grudge (2020) – Review

Das Spin-off zu Ju-on: The Grudge konfrontiert uns erneut mit dem japanischen Fluch. Ob sich The Grudge lohnt oder euch nur die Langeweile heimsucht, erfahrt ihr hier.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:
VÖ:

The Grudge
USA/Kanada
94 Minuten
Nicholas Pesce
Nicholas Pesce, Jeff Buhler
Tara Westwood, Andrea Riseborough, Junko Bailey u.a.
Seit 09.01.2020 im Kino

Inhalt

Die US-Amerikanerin Fiona Landers arbeitet als Pflegerin in einem Haus in Tokio, doch als sie Zeuge von merkwürdigen, verstörenden Ereignissen wird, verlässt sie ihre Arbeit dort und kehrt zu ihrer Familie in den USA zurück. Doch ein Fluch scheint sich an ihre Fersen geheftet und bei Familie Landers ein neues Zuhause gefunden zu haben.
Jahre später und nach einigen mysteriösen Todesfällen, versucht die Polizistin Muldoon (Andrea Riseborough, Mandy), dem Fall auf den Grund zu gehen…

Hintergrund

Takashi Shimizus Ju-on kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Was 1998 mit Kurzfilmen begann, 2000 zu den ersten Direct-to-Video-Produktionen führte, fand 2002 mit Ju-on: The Grudge einen vorläufigen Höhepunkt, der zwei Jahre später ein US-amerikanisches Remake bekam, das ebenfalls von Shimizu inszeniert wurde. Hier konnte der Japaner die drückende Wirkung des Originals mit den verschachtelten Häusern und verworrenen Erzählsträngen gut beibehalten. Zumal der Film mit seiner gespenstischen Geräuschkulisse enorm punkten konnte. Es folgten zwei mehr oder weniger gute US-Sequels und inzwischen zählt das Franchise sage und schreibe 13 Filme. Der neueste Spross ist das Spin-off unter Führung von Nicolas Pesce (The Eyes of My Mother, Piercing) und produziert von Sam Raimi (Tanz der Teufel).

Kritik

Ein grundlegender Unterschied zu Shimizus Filmen besteht schon darin, dass die Location eine ganz andere ist. Anstatt wie im Original mit klaustrophobischen und düsteren Fluren, Schränken und Dachböden eine bedrohliche Atmosphäre zu erzeugen, verlegt The Grudge die Handlung in verschiedene gewohnte Schauplätze einer US-Vorstadt. Die Settings wirken austauschbar und ihnen fehlt das gewisse Etwas, um aus dem Einheitsbrei herauszustechen.

Pesce setzt in seiner Version auf eine trostlose und fast depressive Stimmung. Die Figuren wirken allesamt gebrochen und vom Leben gezeichnet, zudem verläuft der Film über weite Strecken ruhig und langsam. Diese schwerfällige Atmosphäre tut The Grudge jedoch keineswegs gut. Einzelne Szenen wirken endlos, ein Spannungsbogen wird dabei kaum erzeugt. Die seltenen Schockmomente sind darüber hinaus auch noch vorhersehbar und sind nicht im Stande Grusel zu erzeugen.

Die Darsteller agieren zu allem Überfluss blass und beinahe lustlos. Die große Ausnahme bildet hier Lin Shaye (Insidious). Sie schafft es, durch ihre starke Ausstrahlung wichtige Akzente zu setzen. Es ist faszinierend, ihrem kaputten Charakter und dem damit zusammenhängenden Erzählstrang zu folgen. Alle anderen Figuren wirken entweder generisch oder bekommen zu wenig Screentime, sodass es allerhöchstens bei interessanten Ansätzen bleibt.

Positiv zu erwähnen ist jedoch die Kameraarbeit von Zack Galler (Piercing), die mit einigen atmosphärischen Einstellungen durch Gegenlichtaufnahmen und innovativen Kamerafahrten punkten kann. Aber auch hier bleibt es bei vereinzelten Momenten, denn die diffuse Erzählweise der einzelnen Storylines kommt der unheimlichen Atmosphäre immer wieder in die Quere. Der Regisseur setzt auf mehrere Zeitebenen mit verschiedenen Figuren, die dann, wie schon im Original, hinten raus miteinander verbunden sind. Das Ganze wirkt in diesem Fall jedoch eher chaotisch und so werden einige vielversprechende Momente durch den abrupten Wechsel in einen anderen Zeitstrang schnell wieder zunichte gemacht.

Fazit

Letztlich bleibt The Grudge jenseits seiner Möglichkeiten und scheitert an seinen Ambitionen. Pesces Werk bietet zwar einige starke Kameraarbeit, kann aber in Punkto Atmosphäre und Bedrohlichkeit seinen Vorgängern nicht das Wasser reichen. Für Fans des Franchises ein Blick wert, der Rest ist mit dem Original gut bedient.

 

Bewertung

Grauen Rating5_5
Spannung rating1_5
Härte  rating4_5
Unterhaltung  rating3_5
Anspruch  rating0_5
Gesamtwertung Rating: 2 von 5

Bildquelle: The Grudge © Sony Pictures Germany

Horrorfilme… sind für mich ein Ventil. Ich schaue Horrorfilme, um mich kurz in eine andere Welt zu flüchten. Ich kann mich sehr gut in Situationen hinein versetzen. Deshalb stehen bei mir Geschichte, Atmosphäre und Charaktere im Vordergrund. Mit Jumpscares kann ich meistens nichts anfangen. Meine Favoriten kommen meist aus den 70ern oder 80ern. Natürlich ist es auch möglich über Subgenres Grenzen abzuchecken. Genau diese Vielfalt ist es, was ich am Horror mag. Es gibt nichts, was es nicht gibt.

...und was meinst du?