Open House
Kritik

Open House (2018) – Review

Wie unheimlich sind eigentlich offene Hausbesichtigungen und was passiert, wenn nicht alle Besucher das Haus auch wieder verlassen? Die Antwort darauf gibt der Netflix-Horror Open House, in dem eine ahnungslose Familie ihr Heim mit einem Eindringling teilt.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

The Open House
USA
94 Minuten
Matt Angel
Matt Angel, Suzanne Coote
Dylan Minnette, Piercey Dalton, Patricia Bethune u.a.

Inhalt

Nach dem Unfalltod seines Vaters sind Teenager Logan (Dylan Minnette, Don’t Breathe) und seine Mutter Naomi (Piercey Dalton) gezwungen, ihr Haus zu verlassen. Naomis Schwester bietet den beiden an, vorerst in ihrem Feriendomizil in den Bergen unterzukommen. Die Sache hat nur einen Haken: Das Haus steht zum Verkauf. Jeden Sonntag während des „Open House“ müssen Mutter und Sohn kurzfristig ausziehen, während die große Villa von Kaufinteressenten besichtigt wird. Als nach dem ersten Termin plötzlich merkwürdige Dinge im Haus vor sich gehen und auch die Einwohner des nahen Städtchens sich verdächtig verhalten, fühlen Logan und Naomi sich in ihrem neuen Heim nicht mehr sicher – und sie sollen Recht behalten …

Kritik

Regie-Neuling Matt Angel hat seine Hausaufgaben gemacht: Open House orientiert sich dramaturgisch wie formal an den Genregrößen des Slasherfilms und greift dabei zahlreiche klassische Kameraeinstellungen, Effekte und Motive auf. Doch gut gelernt ist halb gekonnt und so zimmert Angel die Versatzstücke mehr schlecht als recht zusammen, überzeugt davon, dass der Gang seiner Protagonisten in den finsteren Keller bei den Zuschauern auch nach der dritten Wiederholung noch für Nervenkitzel sorgt. Dass dennoch eine bedrohliche Atmosphäre aufkommt, die sich wie Nebelschwaden langsam verdichtet, liegt vor allem an der markanten Kulisse. Das große Haus lädt mit seiner eigenwilligen Architektur, die sich dem Betrachter nicht völlig erschließt, dazu ein, mit der Blickökonomie zu spielen. Wer sieht wen – und wer sieht wen gerade nicht?

Open House

Obwohl die Protagonisten zunächst überzeugt sind, dass die verschwundenen Gegenstände, die defekte Elektrik oder die ungewöhnlichen Geräusche sich ganz einfach erklären lassen, ahnt der Zuschauer bereits etwas anderes. Diese unheilvolle Grundstimmung wird auch durch die versierte Kameraarbeit unterstützt. Der Zuschauer wird selbst zum Eindringling, der das Haus durchstreift und seine Bewohner beobachtet, während die Kamera sich der schlafenden Naomi annähert oder Logan aus der Distanz beim Filmabend bespäht. Lange Zeit scheint der unsichtbare Gast allerdings tatsächlich nur das zu tun – er beobachtet die Familie. Das Mitfiebern erübrigt sich jedoch, wenn niemals etwas passiert und in Anbetracht des stockenden Erzähltempos gerät insbesondere der Mittelteil des Films ausgesprochen zäh.

Open House

Spannend bleibt es trotz des altbekannten Grusel-Repertoires und Angels Hang zur Redundanz vor allem deshalb, weil Open House seine Karten nicht gleich auf den Tisch legt. Der freundliche Ladenbesitzer, die schrullige Nachbarin, der nervöse Makler – sie alle verhalten sich verdächtig, ohne dass der Film je einen handfesten Hinweis liefern würde. Gespannt verfolgt der Zuschauer anfangs die kleinen Andeutungen, registriert jeden versteckten Blick und jede noch so kleine Geste, die den Protagonisten entgehen. Bevor die Paranoia jedoch vollständig übergreifen kann, setzt bereits die Resignation ein, denn die Andeutungen erweisen sich nach und nach als billige Tricks zur Spannungssteigerung, die allesamt ins Leere führen. Statt die verschiedenen Fäden zu einem stimmungsvollen Finale zu verweben, speist Open House seine Zuschauer letztlich mit einer haarsträubenden Auflösung ab – eine Blendgranate, die nur von der Unfähigkeit des Autorenduos ablenken soll. Vielleicht ist das aber auch einfach nur konsequent: ein beliebiges Ende für einen beliebigen Film.

Open House

Fazit

Open House startet vielversprechend, verliert sich bei dem Versuch Spannung zu erzeugen aber zunehmend in stereotypen Handlungselementen, enervierendem Wiederholungszwang und seiner langatmigen Erzählweise. Trotz inszenatorischer Stärken und überzeugender Kulisse mangelt es dem Drehbuch an Eigenständigkeit und Inspiration. Open House passt letztlich perfekt ins klassische Portfolio schnelllebigen Netflix-Horrors à la The Perfection oder Apostle: Kaum angeklickt, hat man ihn auch schon wieder vergessen.

 

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte  Rating: 1 von 5
Unterhaltung  Rating: 2 von 5
Anspruch  Rating: 2 von 5
Gesamtwertung Rating: 2 von 5

Bildquelle: Open House © Netflix

Horrorfilme… sind die Suche nach Erfahrungen, die man im echten Leben nicht machen möchte. Sie bilden individuelle wie kollektive Ängste ab, zwingen uns zur Auseinandersetzung mit Verdrängtem und kulturell Unerwünschtem – und werden dennoch zur Quelle eines unheimlichen Vergnügens.

...und was meinst du?