Kritik

Amityville Horror – Wie alles begann (2018) – Review

Mit Amityville Horror – Wie alles begann knöpft sich Regisseur Daniel Farrands die Ursprungsgeschichte rund um das verflucht geglaubte Haus auf Long Island vor. Wir begeben uns für euch in das berühmt-berüchtigte Spukhaus.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

The Amityville Murders
USA
97 Minuten
Daniel Farrands
Daniel Farrands
John Robinson, Chelsea Ricketts u.a.

Butch DeFeo lebt mit seinen Eltern und seinen Geschwister in Amityville. Familienvater Ronnie neigt zu Wutausbrüchen, wird sogar gelegentlich handgreiflich und unterbindet jegliche Harmonie. Besonders der älteste Sohn Butch entspricht mit seiner „Hippie-Art“ nicht Ronnies Bild eines heranwachsenden Mannes. Als Butch und seine Schwester im Keller mit Dämonenbeschwörungen spielen, scheint die Lage zu eskalieren. Etwas Böses scheint Einfluss genommen zu haben…

Kritik

1974 erschoss der damals 23-jährige Ronald DeFeo im Haus seiner Eltern in Amityville, Long Island, seine gesamte Familie. Vor Gericht behauptete der Mörder, dass Stimmen in seinem Kopf der Auslöser für die scheußliche Tat gewesen seien. Nichts weiter als eine Lüge, wie der Anwalt Jahre später klarstellte. Bis heute ist nicht genau bekannt, was in der Nacht des Massakers passierte. Viele offene Fragen stehen auch heute noch im Raum. Die religiöse Familie Lutz, die das Haus nach dem Mord erwarb, befeuerte die Gerüchte, nachdem sie Hals über Kopf mitten in der Nacht die Flucht ergriff, als sich diverse, nicht erklärbare Dinge wiederholt abspielten. Inzwischen wurde das Haus umgebaut und die Adresse geändert. Nachmieter konnten keine übernatürlichen Ereignisse feststellen.

Kaum ein reales Ereignis hat so viele fiktionalisierte Nacherzählungen erhalten wie der Massenmord in Amityville 1974. Will Farrands, der kürzlich für seine respektlose Eigeninterpretation der Tate-Morde in The Haunting of Sharon Tate reichlich Kritik erntete, setzt mit seinem filmischen Beitrag – ähnlich wie bereits Amityville 2 – Der Besessene – bei der Vorgeschichte an. Doch wer hier auf eine spannende True-Crime-Story hofft, soll schnell eines Besseren belehrt werden.

Zugegebenermaßen scheint es schwierig, die wahre Geschichte rund um Ronald DeFeo zu verfilmen, änderte der Mörder in den vergangenen Jahrzehnten einfach zu oft seine Aussage darüber, was denn nun wirklich geschah. Dass sich die Dämonengeschichte am besten verkauft, haben die letzten 40 Jahre eindrucksvoll bewiesen und das scheint auch an Farrands nicht vorbeigegangen zu sein. Denn anstatt sich realitätsnah auf die Vorgeschichte zu konzentrieren, streut der Regisseur wahllos übernatürliche Ereignisse ein und steuert seine durchaus spannende Prämisse sukzessiv Richtung Abgrund. Logikloch über Logikloch sorgt dafür, dass reale Tragödie und übernatürlicher Hokuspokus konsequent gegeneinander ausgespielt werden, was den Zuschauer fragend zurücklässt und die Geschichte mit jeder Minute weiter untergräbt. Ob es sich bei den Ereignissen um Realität oder lediglich Einbildungen handelt, wird nicht weiter durchleuchtet. Anfängliche Familienproblematiken werden binnen Minuten oberflächlich abgefertigt. Eine tiefgehende Auseinandersetzung mit Butch DeFeo bleibt weitgehend aus. Dass die Familie sämtliche Warnsignale gänzlich zu ignorieren scheint, wirkt ebenfalls absolut befremdlich. Ob der Sohn nun mit totem Blick durchs Haus schlendert, überwiegend in einer anderen Welt zu sein scheint oder aber dem Vater eine Waffe an den Hinterkopf hält, scheint niemanden wirklich zu beeindrucken.

Wer darüber hinwegsehen kann und sich lediglich einer simplen Haunted-House-Geschichte hingeben möchte, kann sich Farrands Version dennoch sparen. Sowohl die CGI-Effekte, die mehr als nur einmal das niedrige Budget der Produktion durchblitzen lassen, als auch die Darstellerleistungen bewegen sich im absoluten Mittelmaß. Butch DeFeo, gespielt von John Robinson, ist hier noch als einziger positiv hervorzuheben. Bemüht setzt er alles daran, die Dämonen zu bekämpfen, denen er sich ausgesetzt sieht und kämpft wacker gegen die Schwächen des Drehbuchs an. Lediglich die katastrophale, deutsche Synchronisation ist noch in der Lage, das Gesamtwerk zu unterbieten.

Fazit

Farrands Intention, die „wahre“ Geschichte zu durchleuchten, in allen Ehren, aber auch hier versagt der Filmemacher wieder auf ganzer Strecke. Während die Charaktere oberflächlich abgehandelt werden, verstrickt sich die Geschichte einfach in zu vielen Plotholes, die es erstaunlich schwer machen, dem Ganzen irgendetwas abzugewinnen. Letztlich entpuppt sich auch Amityville Horror – Wie alles begann als unterdurchschnittlicher Franchise-Beitrag, der auch noch den letzten Cent aus einer Hirngespinst-Geschichte quetschen möchte. Wer einen kennt, kennt sie alle.

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung rating1_5
Härte Rating: 2 von 5
Unterhaltung Rating: 1 von 5
Anspruch  rating0_5
Gesamtwertung Rating: 1 von 5

Im Handel:

Bildquelle: Amityville Horror – Wie alles begann © Tiberius Film GmbH

Als großer Fan des Horror-Kinos, insbesondere der alten Schule, diskutiere ich immer gerne mit meinen Mitmenschen über das, was mir ein Film mitgibt. Ich freue mich darauf, mich mit euch über die unendlichen Weiten des Horror-Genres auszutauschen! :)

...und was meinst du?