Maniac Cop
Kritik

Maniac Cop (1988) – Review

Wenn man über den heute eher unbekannten Maniac Cop stolpert, macht der Film auf den ersten Blick den Eindruck eines eher verzichtbaren B-Movies. Führt man sich die wilde Mischung aus brutalem Slasher, Copthriller und Actionreißer dann aber doch zu Gemüte, erweist William Lustigs illustrer Streifen sich als durchaus sehenswerter Film, der seiner Zeit in den besten Momenten sogar voraus war.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

Maniac Cop
USA
85 Minuten
William Lustig
Larry Cohen
Tom Atkins, Bruce Campbell, Laurene Landon u.a.

Inhalt

Eine junge Frau wird brutal ermordet. Zeugen wollen einen Hünen in Polizeiuniform bei der Ausführung der Tat beobachtet haben. Aus Angst um den Ruf der Polizei soll der Vorfall vertuscht werden, doch als weitere Morde folgen, gelingt es Detective Frank McCrea (Tom Atkins, The Fog – Nebel des Grauens) eine Untersuchung unter eigener Führung einzuleiten. Schon bald kommt es zu einer Verhaftung. doch das Morden geht weiter…

Kritik

Regisseur William Lustig ist in erster Linie für den Schocker Maniac bekannt, der vor allem dank seiner radikalen Gewaltdarstellung und der ungewöhnlichen Erzählperspektive bis heute ein berüchtigter Genreklassiker ist. In seinem Nachfolger Maniac Cop geht Lustig genretechnisch noch ein wenig experimentierfreudiger zur Sache.

Nach dem ersten Mord vor düsterer Kulisse, ausgeführt durch einen anonym bleibenden Killer, geht die Erzählung schnell in einen erstaunlich intelligenten Polizeithriller über. Indem sich die Polizei aus Angst um ihren Ruf selbst behindert, kommt es zu einer doppelten Selbstsabotage, da der Killer ungestört weitermorden kann und bald auch die Medien informiert sind. Die machen der Polizei ihre Aufgabe dann endgültig zur Hölle, da die Bevölkerung jedes Vertrauen in die Ordnungshüter verliert. „Ich hab meinen Kindern gesagt, wenn sie einen Cop sehen, sollen sie davon laufen! Natürlich, was sollte ich ihnen auch sonst sagen?“ verzweifelt eine Frau im Fernsehinterview und versinnbildlicht damit die alptraumhafte Situation. Zuschauer und Bevölkerung teilen bald dieselbe Paranoia, sobald ein Polizist, dessen Gesicht nicht erkennbar ist, die Bildfläche betritt. Sich die Zeit zu nehmen, politische und strukturelle Problematiken so explizit zu beleuchten, um zusätzlich ein Gefühl der Paranoia zu schüren, erweist sich als goldrichtige Entscheidung.

Maniac Cop

Der Ton des Films wird dann schnell äußerst düster. Was folgt, sind ein massiver Anzug der Spannungskurve, eine geradezu haarsträubende Ereignisdichte und ziemlich viele brutale Ableben. Das Ganze garniert Lustig noch mit einem ebenso unerwarteten wie kompromisslosen Wechsel der Erzählperspektive in der Mitte des Films, bevor er zum actionlastigen Grande Finale von Maniac Cop ansetzt. Den Zuschauer erwartet hier eine lange Autoverfolgungsjagt, die sich – insbesondere dafür, dass Lustig nicht gerade als Actionspezialist bekannt ist – als wirklich solides Handwerksstück erweist. Auch in Anbetracht des selbst damals lächerlichen Budgets von zirka einer Million Dollar ist es beachtlich, was für eine verlustreiche Materialschlacht sich im Verlauf des Films erlaubt wird.

Maniac Cop

Erstaunlich ist auch die Auflösung der Identität des Täters oder zumindest die Präsentation der augenscheinlich haarsträubenden Erklärung. Die Kreativschaffenden sind hier clever genug, viele Andeutungen vage genug zu halten, um dem Zuschauer noch eine eigene Interpretation zuzugestehen. Gleichzeitig werden genug Fragen beantwortet, um sich getrost zufrieden geben zu.

Dass Maniac Cop trotz all seiner Stärken dann doch nie zu einem Klassiker der Größenordnung Maniac oder The Evil Dead wurde, hat leider unübersehbare Gründe. Vor allem die Dialoge sind entsetzlich geschrieben und strotzen nur so vor Klischees, insbesondere in den Unterhaltungen zwischen Polizisten und Politikern. Das wird durch die Kreativität der Erzählung zwar aufgefangen, verpasst dem Film aber doch einen gewissen Dämpfer. In den entsprechenden Szenen wirkt der sonst starke Streifen dann leider wirklich wie ein ziemlich krudes B-Movie.

Maniac Cop

Auch die Charaktere selbst sind entweder Stereotypen oder werden kaum beleuchtet. Da Maniac Cop aber vor allem von seinem Tempo und seiner Handlung lebt, ist es durchaus angemessen, dass sich für Charakterisierungen nur die nötigste Zeit genommen wird. Störender ist hingegen der Eindruck, dass das immense Potential der Geschichte nicht ausgereizt wurde, beziehungsweise vielleicht gar nicht ausgereizt werden konnte. Obwohl jeder Bestandteil des Films in der Erzählung seine Daseinsberechtigung hat, wirkt Maniac Cop stets ein wenig überladen. Die große Stärke bleibt am Ende, die verschiedenen Genres nahtlos zu verweben; die daraus erwachsende Komplexität scheint für einen alleinstehenden Film aber buchstäblich unfassbar und so hat man wahlweise von allem zu viel oder von nichts genug.

Fazit

Maniac Cop hat zweifelsfrei seine Schwächen und rutscht durch zum Teil grauenhafte Dialoge zuweilen in unfreiwillige Komik ab. Kann man über darüber hinwegsehen, bekommt man einen höchst kreativen und unterhaltsamen Genremix geliefert, der sich traut, eine wahrlich gewaltige Geschichte zu erzählen. Auch wenn Maniac Cop dadurch teilweise überladen wirkt und viel von seinem immensen Potential einbüßt, bleibt er ein toller und unterschätzter Film, der seinerzeit wahnsinnig innovativ war und auch heute noch mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.

 

Bewertung

Grauen Rating: 3 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte  Rating: 3 von 5
Unterhaltung  Rating: 4 von 5
Anspruch  Rating: 3 von 5
Gesamtwertung Rating: 4 von 5

Bildquelle: Maniac Cop © NSM Records

Horrorfilme… sind in jedem Fall eine Grenzerfahrung. Man erlebt gleichermaßen das beste als auch das schlechteste, den höchsten Spaß und das übelste Grauen, das das Medium Film zu bieten hat. Nach einem Horrorfilm geht es einem selten besser, aber man fühlt sich fast immer bereichert. Ein im besten Sinne des Ausdrucks aufregendes Genre!

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