Itsy Bitsy
Kritik

Itsy Bitsy (2019) – Review

Der Spinnenhorror Itsy Bitsy setzt eher auf sein Familiendrama als auf die arachnoide Bedrohung. Wie gut ihm das gelingt, erfahrt ihr hier.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

Itsy Bitsy
USA
94 Minuten
Micah Gallo
Micah Gallo, Jason Alvino, Bryan Dick
Bruce Davison, Elizabeth Roberts, Denise Crosby u.a.

Inhalt

Nach einem schweren Schicksalsschlag zieht die Krankenpflegerin Kara Spencer mit ihren zwei Kindern, dem dreizehnjährigen Jesse und der achtjährigen Cambria, aus der Stadt aufs Land. Dort soll sie sich um den an multiple Sklerose leidenden Walter Clark (Bruce Davison, Hexenjagd) kümmern. Clark war ein großer Entdecker und sein mit den wunderlichsten Relikten ausstaffiertes Haus zeugt noch immer von diesen abenteuerlichen Reisen. Doch nicht alle davon sind nur harmlose Kunstwerke. Das wird allen Beteiligten schmerzlich bewusst, als ein Relikt zu Bruch geht und ein spinnenhaftes Wesen befreit wird…

Kritik

Alle, die von Itsy Bitsy das nächste große Spinnen-Creature-Feature erwarten, sollten ihre Erwartungen schon einmal mächtig nach unten korrigieren, denn hin und wieder könnte man beim Schauen glatt vergessen, dass Spinnen hier überhaupt eine Rolle spielen. Und das ist so verdammt schade, denn das Vieh sieht absolut genial aus. Special-Effects-Artist Dan Rebert (Slither) hat hier mit seinen Animatronics einen herausragenden Job gemacht; das Spinnenmonster sieht unglaublich gruselig und authentisch zugleich aus. Der Film bietet auch immer wieder äußerst beeindruckende Einstellungen und insbesondere beim Ende werden Spinnenhorrorfans auf ihre Kosten kommen und Arachnophobiker endgültig das Weite suchen.

itsy bitsy

Doch anstatt diese Stärke auszuspielen und uns ein wahres Creature-Feature-Fest zu bieten, konzentriert sich Itsy Bitsy sehr auf seine Drama-Elemente. Dies muss natürlich nichts Schlechtes sein. Horror-Dramen und die damit einhergehende Darstellung von unterschiedlichsten individuellen wie gesellschaftlichen Problemlagen mit den Stilmitteln des Genrefilms sind schwer in Mode und haben uns in den letzten Jahren einige Perlen beschert. Auch die Grundidee von Itsy Bitsy, die Überforderung der Mutter mittels der arachnoiden Bedrohung erfahrbar zu machen, hat durchaus ihren Reiz. Das Problem hierbei ist nur, dass das Drama nicht funktioniert. In erster Linie, weil er keinerlei Empathie für seine Charaktere aufbringt. Der Film erklärt uns zwar, dass Kara mit der Situation überfordert ist und als Resultat sehen wir, wie sie sich regelmäßig ihrem Medikamentenmissbrauch hingibt, aber das ist es dann eben auch: eine zitternde Hand, die nach verschütteten Medikamenten greift – und exakt diese Szene mehrfach im Film. Mehr emotionale Tiefe gesteht der Streifen seiner Protagonistin nicht zu. Die Streitigkeiten mit ihrem Sohn, dem sie die Erziehung der kleinen Schwester aufbürdet, kommen dann auch wie aus dem Nichts, ohne zuvor auf diesen Konflikt hinzuarbeiten. So wissen wir zwar, dass die Familie mit Verlust, Schuld und Scham zu kämpfen hat, sehen aber kaum, was dies für die Familie bedeutet – und damit geht nicht nur die Charakterentwicklung der Mutter, die sich ihren Ängsten stellen muss, um ihre Kinder zu retten, ins Leere, sondern auch die gesamte Allegorie des Gefangenseins im Spinnennetz.

Da sich Itsy Bitsy so stark auf seine Charaktere und deren Beziehungen untereinander stützt und Spinnen über die ersten zwei Akte nur schemenhaft im Hintergrund erkennbar sind, verliert der Film zudem schnell an Dynamik und Spannung. Der gesamte dramaturgische Aufbau ist etwas wirr, wodurch manche Passagen gehetzt wirken und andere wiederum nur dahinplätschern.

itsy bitsy

Glücklicherweise erinnert sich der Streifen zum Finale hin, wer eigentlich die wahren Protagonisten sind und beginnt endlich das Creature Feature zu entfesseln, das Itsy Bitsy hätte sein können. Auch wenn dies viel zu spät kommt und man sich keine Überraschungen erwarten sollte, so bietet der dritte Akt doch noch einige wundervoll gruselige Szenen, die einen erschaudern lassen.

Fazit

Itsy Bitsy ist unterm Strich leider nicht der Spinnenhorror, den ich mir nach den ersten Bildern erhofft hatte. Sein Fokus liegt auf einem unterentwickelten Drama und behandelt seinen Horror sträflich stiefmütterlich. Für Spinnenhorrorfans jedoch allein schon aufgrund der absolut überzeugenden Effekte einen Blick wert.

 

Bewertung

Grauen Rating: 3 von 5
Spannung rating1_5
Härte  Rating: 2 von 5
Unterhaltung  Rating: 2 von 5
Anspruch  Rating: 1 von 5
Gesamtwertung Rating: 3 von 5

Bildquelle: Itsy Bitsy © Kew Media Group

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

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