The Father's Shadow
Kritik

The Father’s Shadow (2018) – Review

Mit The Father’s Shadow liefert die junge Brasilianerin Gabriela Amaral ihre zweite Regiearbeit und wird von einigen jetzt schon als Geheimtipp des südamerikanischen Kinos gehandelt. Wir haben das Mystery-Drama im Rahmen des diesjährigen /slash-Filmfestivals für euch gesichtet.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

A Sombra do Pai
Brasilien
92 Minuten
Gabriela Amaral Almeida
Gabriela Amaral Almeida
Nina Medeiros, Julio Machado, Luciana Paes u.a.

Inhalt

In The Father’s Shadow geraten die Familienverhältnisse der neunjährigen Dalva nach dem Tod ihrer Mutter aus den Fugen. Fortan lebt sie gemeinsam mit ihrem Vater und ihrer Tante zusammen, die das Kind in die Welt des Voodoo-Zaubers einführt. Von Trauer geleitet, fasst das Mädchen den Entschluss, ihre Mutter wieder zum Leben zu erwecken.

Kritik

Die Geschichte wird in zwei parallel zueinander laufenden Handlungssträngen erzählt: Zum einen verfolgen wir die Protagonistin Dalva in ihrem Alltag zwischen Trauer, Wut und Neugierde. Diese Neugierde richtet sich jedoch nicht auf übliche kindliche Belange, sondern auf Voodoo-Zauber und weiße Magie, bei deren Erforschung ihre Tante wie eine Art Mentorin fungiert. Zum anderen folgt der Film Dalvas Vater bei seiner Arbeit als Bauarbeiter, die neben einigen unerklärlichen Ereignissen vor allem von Zukunftsängsten dominiert wird. Diese Aufteilung ist im Kern ein kluger Einfall, da sie die Zerrissenheit und das Auseinanderleben von Vater und Tochter auf narrativer Ebene spiegelt. Allerdings schafft es die Regisseurin leider nicht, diese beiden Stränge miteinander zu verknüpfen und so wirkt das Zusammenspiel der Erzählungen eher unbeholfen, statt der Spannung zuträglich zu sein oder die Geschichte um raffinierte Sichtpunkte zu erweitern.

Ebenso scheint The Father’s Shadow zu keinem Zeitpunkt wirklich zu wissen, auf welche Weise er Spannung zu generieren versucht. Zu Beginn scheint es, als würde der Film seinen Fokus auf Dalvas vermeintlich übernatürliche Kräfte und deren Missbrauch legen. Dieser Ansatz wird jedoch allzu früh erst fallen gelassen, um dann hin und wieder doch anzudeuten, dass das Mädchen möglicherweise magische Fähigkeiten besitzt, die später noch von Bedeutung sein könnten – oder auch nicht. Zwar kommt es im Verlauf des Films einige Male zu geisterhaften Erscheinungen, jedoch wirken diese alle merkwürdig selbstzweckhaft und scheinen nur darauf ausgelegt, Verwirrung zu stiften. Durch die vielen eingestreuten Ideen wirkt The Father’s Shadow trotz seines gemächlichen Tempos eher hektisch und undurchdacht als undurchsichtig und geheimnisvoll.

The Father's Shadow

Hervorzuheben sind hingegen die schauspielerischen Leistungen, die dem Geschehen doch noch einiges an Intensität verleihen können. So vertraut Dalva einer Schulfreundin an, dass ihr Vater verletzt sei und sich immer mehr in einen Zombie verwandeln würde. Und tatsächlich schafft es der Darsteller Julio Machado, seine Figur zunehmend apathisch und geistesabwesend umhertaumeln zu lassen. Auch der Jungdarstellerin Nina Medeiros gelingt es hervorragend, die Unruhe und die Wut ihrer Figur durch intensives Spiel mit Gestik und Mimik für den Zuschauer greifbar zu machen. Am Ende ist dies jedoch nicht genug, um die Spannungsarmut des Geschehens ausreichend zu überbrücken.

Fazit

The Father’s Shadow ist ein handwerklich solides Mystery-Drama, dem zu einem guten Film leider der nötige Feinschliff fehlt. Trotz einiger spannender Ansätze verlaufen die meisten von diesen ungenutzt im Sand. Wenn auch die Neugierde der Zuschauer über die Hintergründe und das „Wie?“ der Handlung bis zum Ende erfolgreich aufrecht gehalten werden kann, so ist der Dämpfer letztlich nur umso stärker, wenn keine der geschürten Erwartungen zumindest ansatzweise befriedigend erfüllt wird. Zu groß ist dafür die angeschnittene Menge an Themen und die Unklarheit, mit der diese letztendlich eben nicht verbunden werden. Vielleicht war der Selbstanspruch der Regisseurin an das eigene Werk einfach zu hoch, aber unterm Strich kann The Father’s Shadow trotz aller Bemühungen zu keinem Zeitpunkt so richtig zünden.

 

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung Rating: 1 von 5
Härte  Rating: 0 von 5
Unterhaltung  Rating: 2 von 5
Anspruch  Rating: 2 von 5
Gesamtwertung Rating: 2 von 5

Bildquelle: The Father’s Shadow © Pandora Filmes

Horrorfilme sind für mich die beste Möglichkeit, die Grenzen des Zumutbaren und des eigenen Sehvergnügens auszuloten und neu zu definieren. Außerdem gibt es kaum ein anderes Genre, das so viele verschiedene gute Ideen, Möglichkeiten und Geschichten hervorbringen kann, da, ähnlich wie im Science-Fiction, einfach alles möglich ist. Es ist faszinierend, wie stark einen gute Horrorfilme in ihren Bann ziehen können und dabei sowohl schockieren als auch unterhalten.

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