Brightburn
Kritik

Brightburn: Son of Darkness (2019) – Review

Was wäre, wenn Superman die Menschen nicht beschützen würde, sondern böse wäre? Diese Frage stellt sich Brightburn. Wir haben den Superhelden-Horror unter die Lupe genommen.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

Brighburn
USA
90 Minuten
David Yarovesky
Brian Gunn, Mark Gunn
Elizabeth Banks, David Denman, Jackson A. Dunn u.a.

Inhalt

Der ferne Planet Krypton steht kurz vor seiner Zerstörung. Um ihren Sohn Kal-El zu retten, schicken ihn seine Eltern in einer Kapsel Richtung Erde. Er landet in Smallville, Kansas, wird von den Kents adoptiert und als deren Sohn aufgezogen. Schon früh erkennen sie die außergewöhnlichen Fähigkeiten ihres Sohnes, den sie dazu erziehen seine wirkliche Herkunft geheim zu halten und seine Fähigkeiten für das Gute einzusetzen – und so wächst der brave Clark Kent zum Beschützer der Menschheit heran.

Brightburn stellt nun die äußerst spannende Frage: Was wäre, wenn Superman seine Fähigkeiten nicht fürs Gute einsetzen würde?
Wir lernen Tori und Kyle Breyer kennen, deren vergeblicher Versuch, ein Kind zu zeugen, an diesem Abend von einer unweit von ihrem Haus einschlagenden Alienkapsel unterbrochen wird. Es folgen ein Zeitsprung und ein paar harmlose Videos mit dem Breyer-Nachwuchs, bevor der Film weitere zehn Jahre später in die Kernhandlung einsteigt. Denn Sohnemann Brandon entdeckt plötzlich im Alter von zwölf Jahren, dass er unverwundbar und übernatürlich stark ist. Doch es überkommen ihn zugleich seltsame Gelüste die Weltherrschaft an sich zu reißen, was seine Eltern vor die eine oder andere pädagogische Herausforderung stellt…

Rant

Wer angesichts dieser Einleitung nun eine spannende Geschichte rund um diverse ethische Fragestellungen erwartet oder auf einen wundervoll unkonventionellen und spaßigen Superhelden-Horror spekuliert, wird von Brightburn bitter enttäuscht. Dabei würde allein die Ausgangslage so viele interessante Möglichkeiten liefern, sich über Macht(-missbrauch) und Gerechtigkeit Gedanken zu machen. So sieht sich Brandon an seiner Schule Mobbing ausgesetzt, welches allerdings nur dazu genutzt wird, um den Außenseiter-Status des Jungen darzustellen, im weiteren Verlauf der Geschichte aber schlicht keine Rolle mehr spielt.
Vater Kyle wiederum erklärt seinen Sprößling beim Versuch ihn aufklären und ihm ein gesundes Körpergefühl mitzugeben, dass er seinen Gelüsten durchaus nachgehen dürfe – im Sinne von Masturbation. Dies wäre eine hervorragende Steilvorlage für eine spannende Coming-of-Age-Geschichte, die sich damit beschäftigt, was ein hormonvernebelter Junge mit Superkräften alles tun würde – nämlich genau dann, wenn er die Möglichkeit hat, seinen Gelüsten nachzugehen.
Beide Punkte spielen in Brightburn jedoch überhaupt keine Rolle. Es ist schier unglaublich wie ignorant und fahrlässig die Drehbuchautoren Brian Gunn und Mark Gunn (Die Reise zur geheimnisvollen Insel) mit ihrem eigenen Material umgehen. Sie scheinen nicht den Hauch eines Interesses dafür zu haben, welche Möglichkeiten in ihrer Geschichte stecken.

Brightburn

Dieselbe Ignoranz zeigen sie auch gegenüber ihren Charakteren. Wie in einem hirnlosen Slasher wird das Gros der Charaktere als reines Schlachtvieh eingeführt, sodass eine tiefergreifende Psychologisierung der Figuren nicht nur ausbleibt, sondern sogar unerwünscht ist. Das zeigt sich beispielsweise in der Entscheidung, die gesamte „Adoption“ nicht weiter zu behandeln. Wir erfahren zwar, dass Tori und Kyle keine eigenen Kinder bekommen können, aber was sie bewogen hat, ein Alien-Baby bei sich aufzunehmen, bleibt uns leider verborgen – wie uns auch im Laufe des Films so ziemlich jede Handlungslogik der Figuren verborgen bleibt.
Am stärksten davon betroffen ist ausgerechnet Protagonist Brandon, dem man jegliche interessante Charakterentwicklung verwehrt hat. Schon von klein auf hat er übernatürliche Kräfte, aber erst im Alter von zwölf Jahren fällt ihm plötzlich auf, dass er unverwundbar ist. Ernsthaft? Entweder der Junge selbst oder die Autoren sind hier nicht die hellsten Kerzen auf der Torte. Wirklich katastrophal wird es jedoch beim Grund für Brandons Sinneswandel, denn sein Entschluss die Menschheit zu unterjochen ist nur das Produkt einer Gehirnwäsche, der er von seinem ehemaligen Raumschiff unterzogen wird. Seine eigenen Entscheidungen spielen dadurch schlichtweg keine Rolle mehr. Mutloser und beliebiger hätte man diese Geschichte nicht schreiben können.

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Da hilft es dann auch wenig, wenn man mit Elizabeth Banks (Der Fluch der 2 Schwestern) und David Denman (The Gift) durchaus anständige SchauspielerInnen bei der Hand hat – und auch Jackson A. Dunn holt noch das Beste aus seiner einfältigen Rolle raus. Doch leider können auch die besten DarstellerInnen nicht gegen dermaßen unterentwickelte Charaktere ankämpfen.

Dem ärgerlichen Drehbuch kann leider auch die Inszenierung von David Yarovesky (The Hive) nichts Interessantes hinzufügen. Anstelle eines gelungenen Spannungsaufbaus, bekommen wir einen unglaublich stumpfen Score um die Ohren gehauen, der uns jedes Mal unmissverständlich klar macht, wenn Gefahr im Verzug ist. Darüber hinaus glänzt Yaroveskys Inszenierung in erster Linie durch repetitive Langeweile. Seine unkreativen Versuche Spannung zu erzeugen wirken schon beim ersten Mal ausgelutscht und sind spätestens nach der dritten Wiederholung nur noch ein Ärgernis. Auch beim Versuch die Zuschauer zu gruseln, setzt der Film nicht auf Innovation, sondern bemüht lieber dramaturgische Stereotypen. So richtet Brightburn die Kamera auf den Superbösewicht, schwenkt kurz weg und danach wieder zurück. Überraschung! Er ist weg. Yarovesky hält es in der Tat für eine gute Idee genau diese Prozedur regelmäßig zu wiederholen.

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Da sich Yarovesky absolut unfähig zeigt, irgendeine Art von Spannung oder Grusel zu erzeugen, wird schlussendlich auf Gewalt zurückgegriffen. Doch die eingestreuten Gewaltspitzen wirken nicht nur arg beliebig, sondern auch recht deplatziert, da sie der Geschichte selten in die Hände spielen. Zudem leiden sie an den teils eher mäßigen CGI-Effekten. Schlussendlich plätschert Brightburn lustlos vor sich hin, um von Zeit zu Zeit von einer müßigen Gewaltspitze unterbrochen zu werden.

Neben einer dynamischen Inszenierung lässt der Film leider auch jeglichen Humor vermissen, was gerade für eine Produktion von James Gunn (Slither) doch sehr ungewöhnlich ist. Den anarchischen Charme, den der Abspann versprüht und der wundervoll mit Billie Eilishs „Bad Guy“ unterlegt wird, lässt der Film ansonsten komplett vermissen. Selbst wenn man über die himmelschreiende Idiotie des Films und die desaströse Inszenierung wohlwollend hinwegsehen könnte, bliebe Brightburn dennoch so unfassbar langweilig, bieder und dröge, dass im Vergleich dazu selbst der ZDF-Fernsehgarten wie die Chaostage wirkt.

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Fazit

Trotz des Potentials der Geschichte wurde aus Brightburn leider nie mehr als eine coole Idee. Die gesamte Entwicklung einer Story, von Charakteren und deren Entfaltung wurde schlichtweg übergangen. So hat der Film im Endeffekt nichts zu bieten, was es wert wäre auch nur eine Minute seiner Lebenszeit dafür zu opfern.

 

Bewertung

Grauen Rating: 1 von 5
Spannung rating1_5
Härte  Rating: 2 von 5
Unterhaltung  Rating: 1 von 5
Anspruch  rating0_5
Gesamtwertung Rating: 1 von 5

Bildquelle: Brightburn: Son of Darkness © Sony Pictures Germany

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?