Abgerissen
Kritik

Abgerissen (2019) – Review

Der russische Horror-Thriller Abgerissen lädt uns zu einer Silvesterparty der ganz besonderen Art ein. Wir sind für euch in die Seilbahn gestiegen.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:
VÖ:

Otryv (Отрыв)
Russland
85 Minuten
Tigran Sahakyan
Tigran Sahakyan, Denis Kosyakov, Olga Rud, Alexandr Nazarov
Irina Antonenko, Anastasiya Grachyova, Vladimir Gusev u.a.
Ab 29.11.2019 im Handel

Inhalt

Eine Gruppe, bestehend aus fünf Freunden, will das Jahr auf unvergessliche Weise ausklingen lassen und plant dazu eine Silvesterparty auf dem Gipfel eines Berges. Auf dem Weg zur Gondel ist die Laune blendend und obwohl  sie erst kurz vor Betriebsschluss an der Abfahrtstation ankommen, lässt sich der Diensthabende überreden, noch eine letzte Gondel auf die Reise zu schicken. Auf halber Strecke bleibt sie jedoch stehen und die Freunde stecken in einer Höhe von rund 100 Meter  in der Gondel fest. Panik beginnt sich auszubreiten und auch die Kälte macht der Gruppe zu schaffen. Überleben ist schon bald das einzige Ziel, doch wie weit ist jeder Einzelne bereit dafür zu gehen?

Kritik

Produzent, Regisseur und Drehbuchautor Tigran Sahakyan entführt uns mit Abgerissen in die frostigen Höhen eines Gebirges und setzt dabei auf die Wirkung einer nahezu ausweglosen Situation, in der es um nichts anderes als das nackte Überleben geht. Der Grundstein für ein spannendes Kammerspiel ist somit gelegt, doch leider kann der Film seine Stärken nicht ansatzweise ausspielen. So leidet Abgerissen unter schlechtem Timing und lässt seinen Figuren so gut wie keine Zeit zur Entfaltung. Wichtige Charakterentwicklungen ereignen sich innerhalb von wenigen Minuten und verleihen dem Geschehen eine überhastete und auch unglaubwürdige Note. Sicherlich kann man es mögen, wenn ein Film direkt zur Sache kommt, aber hier bedarf es trotzdem eines Kennenlernens der Figuren, um die emotionale Fallhöhe zu schaffen, die es für einen solchen Survival-Thriller braucht. In Abgerissen jedoch, sind dem Zuschauer die Schicksale der – obendrein komplett unsympathisch gezeichneten – Figuren schlichtweg egal.

Das ist umso bedauerlicher, weil Abgerissen auch abseits der üblichen Après-Ski-Hütten und Pistenlandschaften mit einem atemberaubenden Naturpanorama aufwarten kann. Die Aufnahmen rund um die Gondel sind ebenso grandios wie das Spiel mit dem nächtlichen Lichtermeer des im Tal liegenden Dorfes. Es wirkt, wie ein rettendes, aber für die Freunde unerreichbares Licht, das ihnen die Ausweglosigkeit ihrer Lage nur noch mehr vor Augen führt. Leider kommt diese Atmosphäre kaum zum Tragen, da der Film die wenigen ruhigeren Momente lieber mit Belanglosigkeiten füllt. Das ersehnte Kammerspiel in einer ebenso wunderschönen, wie frostigen weißen Hölle bleibt aus. Zwar gibt es einige spannend inszenierte Auseinandersetzungen in der Gondel, doch ansonsten hat man als Zuschauer zu keiner Zeit das Gefühl, dass sich die Protagonisten in ernster Gefahr befinden würden.

Abgerissen

Fazit

Abgerissen ist ein Beispiel für einen Film, der sein Potential schlichtweg nicht nutzt. Weder hat Sahakyan die beeindruckende Naturkulisse zum Erschaffen einer bedrohlichen Atmosphäre eingesetzt, noch hatte er ein Händchen für die Dramaturgie. Charakterentwicklungen und Wendungen werden zu schnell abgehandelt und wirken dadurch konstruiert, zu guter Letzt wird es auch noch sehr vorhersehbar. Fans von eisigen Survival-Thrillern, dürften einen Blick riskieren, alle andere verpassen auch nichts, wenn sie die Gondelfahrt auslassen.

 

Bewertung

Grauen Rating: 1 von 5
Spannung Rating: 2 von 5
Härte  Rating: 2 von 5
Unterhaltung  Rating: 2 von 5
Anspruch  Rating: 2 von 5
Gesamtwertung Rating: 2 von 5

Ab 29.11.2019 im Handel:

Abgerissen Abgerissen

Bildquelle: Abgerissen © Capelight

Horrorfilme… sind für mich ein Ventil. Ich schaue Horrorfilme, um mich kurz in eine andere Welt zu flüchten. Ich kann mich sehr gut in Situationen hinein versetzen. Deshalb stehen bei mir Geschichte, Atmosphäre und Charaktere im Vordergrund. Mit Jumpscares kann ich meistens nichts anfangen. Meine Favoriten kommen meist aus den 70ern oder 80ern. Natürlich ist es auch möglich über Subgenres Grenzen abzuchecken. Genau diese Vielfalt ist es, was ich am Horror mag. Es gibt nichts, was es nicht gibt.

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