3 from Hell
Kritik

3 from Hell (2019) – Review

Als 14 Jahre nach The Devil’s Rejects mit 3 from Hell überraschend noch ein dritter Teil angekündigt wurde, sorgte das für gemischte Gefühle. Lange bangten Fans, ob die Wiederauferstehung der Fireflys glückt oder Rob Zombie sich erneut einen Durchhänger à la 31 leisten würde. Wir haben den illustren Familien-Clan auf seinem Trip durch die USA begleitet und verraten euch, ob die Reise sich lohnt.

Originaltitel:
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Regie:
Drehbuch:
Cast:
VÖ:

3 from Hell
USA
115 Minuten
Rob Zombie
Rob Zombie
Sheri Moon Zombie, Bill Moseley, Sid Haig u.a.
Ab 21.11.2019 im Handel

Inhalt

Das Ende von The Devil’s Rejects ließ eigentlich keine Hintertür für eine mögliche Fortsetzung offen, doch Rob Zombie wäre nicht er selbst, wenn er sich von solchen Banalitäten aufhalten lassen würde. Und so haben Otis (Bill Moseley, Texas Chainsaw Massacre 2), Baby (Sheri Moon Zombie, Lords of Salem) und Captain Spaulding (Sid Haig, Bone Tomahawk) ihren furiosen Höllenritt im Vorgänger wider aller Wahrscheinlichkeiten überlebt und sitzen in Haft. Während Medien und fanatische Fans einen wirbelnden Trubel um die kultisch verehrten Schwerverbrecher veranstalten, schmieden Otis und ein weiterer Bruder der Familie, Foxy (Richard Brake, Perfect Skin), Befreiungspläne. Und schnell terrorisieren die „Rejects“ erneut die Bürger und den guten Geschmack Amerikas…

Kritik

Rob Zombie ist ein Provokateur erster Güteklasse und so wundert es kaum, dass seine Filme das Publikum spalten und die Gemüter erhitzen. Seit er mit Haus der 1000 Leichen sein Filmdebüt gab, gilt der Regie-Rüpel für die einen als Kult, für die anderen als plumper Trash-Apologet. Mit 3 from Hell gibt Zombie sich gewohnt wenig Mühe, diese Widersprüche zu versöhnen. Mit schmalen drei Millionen Dollar in weniger als einem Monat abgedreht, wirkt 3 from Hell auf den ersten Blick vor allem ziemlich billig. Ein in TV- und Videoproduktionen mittlerweile überstrapazierter gelb-sepiafarbener Filter, merkwürdige Cuts und eine fragmentarisch-episodenhafte Erzählweise, die zunächst weder clever noch interessant daherkommt, lassen Fans der beiden Vorgänger zunächst ratlos zurück.

3 from Hell

Zwar waren Dialoge und Charakterzeichnung der „Rejects“ schon immer reichlich abgedroschen, doch ging ihre anarchische Grausamkeit, die sich stets irgendwo zwischen Rebellion gegen das Establishment und selbstzweckhafter Exploitation bewegte, immer mit einem gewissen Charme einher. Es ist der Kontrast zu Szenen wie jener, in denen Tiny seine Geschwister aus der Feuersbrunst errettet, der kultig-albernen Eiscreme-Anekdote im fahrenden Van oder natürlich dem epochalen Ende von The Devil’s Rejects, der die Fireflies als moralische Schwellenfiguren etabliert. Figuren, deren Nihilismus und wahnhafte Brutalität in seltsamem Widerspruch dazu stehen, dass wir sie eigentlich sehr mögen. In 3 from Hell wirken Otis und Baby jedoch seltsam blutleer, die Fäkalsprache des Bruders mag diesmal nicht zum Schmunzeln bringen, die im Gefängnis verrückt (oder eher: noch verrückter) gewordene Schwester nervt eher als zu erschrecken oder als interessantes Psychogramm zu taugen.

3 from Hell

Getrübt haben mag die Dynamik innerhalb der Killer-Familie vor allem die Erkrankung Sid Haids, der nur einen winzigen (wenn auch brillanten) Auftritt bewältigen konnte und kurz nach Abschluss der Dreharbeiten verstarb. Richard Brakes Figur Foxy wurde als Ersatz ins Drehbuch geschrieben und dies mehr schlecht als recht. Obwohl Brake, den viele als Hauptgrund betrachten, 31 überhaupt anzuschauen, voll in seinem Element zu sein scheint und mit seiner Bösartigkeit durchaus als vollwertiger Firefly ernst genommen werden kann, hapert es. Das Gleiche gilt für die Rollen von Dee Wallace (Das Tier) und Jeff Daniel Philipps, der einfach nur verschwendet erscheint, vor allem nachdem er in Lords of Salem unter Zombie voll überzeugte.

3 from Hell

Und so ist die erste Hälfte von 3 from Hell ein wirres Potpourri aus Frauenknast, Fernsehausschnitten die wohl auf eine Medienkritik à la Natural Born Killers abzielen soll und schließlich Home Invasion. Zombie wollte wohl alles anschneiden, was ihm reizvoll erschien, gespickt mit unnötigen Cameos. Und das kann er einfach nicht. Was er schon immer konnte, ist pathosgeladenes Road Movie, ist rockmusikuntermalte Action und geschmacklos-trocken inszenierter Torture-Splatter. Das kann er noch, und er kriegt seine Kurve. In der zweiten Hälfte wirkt 3 from Hell wie ausgewechselt: Sobald es nach verübtem Massaker „on the road“ geht, gewinnt der ganze Film an Momentum und findet endlich den Rhythmus wieder, der auch The Devil’s Rejects trug. Einfallsreichtum, witzige Anekdoten, interessant-abstruse Nebenfiguren wie hier der kleinwüchsige Sebastian (Pancho Moler, 31) und ganz viel Bock aufs Filme machen, der nun wieder voll durchscheint. Auf einmal sind Otis‘ Sprüche wieder witzig, auf einmal ist Baby cool statt nervig und auf einmal erwischt sich der Zuschauer wieder selbst dabei, wie er diese Scheusale trotz allem abfeiert.

3 from Hell

Fazit

Rob Zombie ist kein Tarantino (Kill Bill). Er ist nichtmal ein Rodriguez (From Dusk Till Dawn). Er hat keine Millionen und Abermillionen. Er hat keine endlosen Möglichkeiten, unter besten Bedingungen mit geballter Star-Power und allen notwendigen Sicherheiten die Illusion schmockigen Trash-Kinos zusammenzubasteln. Aufgrund des durchweg überqualifizierten Casts und seines bekannten Namens vergessen wir das leider nur allzu schnell.
3 from Hell ist keine Granate. Er ist ein räudiges B-Movie mit allem was dazu gehört: Langeweile, schlechte Dialoge, merkwürdiges Tempo. Abgedroschenheit. Dafür auch Einfallsreichtum, gute Splattereffekte und zahllose kleine Kuriositäten, die auch diesen Zombie liebenswert machen.
Deal with it. War der Vorgänger auch deutlich inspirierter – Rob Zombie war nie anders. Diesmal weint nur niemand, weil keine Lynyrd-Skynyrd-Schnulze läuft.

 

Bewertung

Grauen Rating: 3 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte  rating4_5
Unterhaltung  rating3_5
Anspruch  Rating: 2 von 5
Gesamtwertung Rating: 3 von 5

Ab 21.11.2019 im Handel:

3 from Hell 3 from Hell

Bildquelle: 3 from Hell © Studiocanal

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