Gonjiam: Haunted Asylum
Kritik

Gonjiam: Haunted Asylum (2018) – Review

Im Found-Footage-Horrorfilm Gonjiam: Haunted Asylum verfolgt der Zuschauer per Livestream die Erkundungstour einer Gruppe Youtuber. Beim diesjährigen /slash Filmfestival konnten wir die Manga-Adaption auf der großen Leinwand bestaunen.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

Gonjiam
Südkorea
95 Minuten
Jeong Beom-sik
Jeong Beom-sik, Park Sang-min
Lee Seung-wook, Mun Ye-won, Oh Ah-yeon ua.

Inhalt

Zwei Jugendliche verschwinden spurlos in einem verlassenen psychiatrischen Krankenhaus in Südkorea, nachdem sie dem Geheimnis eines ominösen Zimmers auf die Spur kommen wollten. Das gefundene Handyvideo ist der Einstieg des Youtubers Ha-joon für eine weitreichende Recherche über die Gonjiam-Psychiatrie. Nach einem mysteriösen Massenselbstmord von 42 Patienten, wurde die Klinik schließlich geschlossen. Die Direktorin gilt seither als vermisst. Seitdem gilt nicht nur die Direktorin als vermisst, es ranken sich auch Gerüchte und schauerliche Geschichten um das Gebäude. Ha-joon will nun gemeinsam mit weiteren jungen Freiwilligen die Klinik erkunden und alles live auf seinem Channel „Horror Stories“ streamen. Die Öffnung des Raumes 402, der seit der Schließung nicht mehr betreten wurde, soll dabei den Höhepunkt darstellen, um so viele Zuschauer wie möglich anzulocken – doch die Jugendlichen ahnen nicht, auf welche Schrecken sie sich eingelassen haben.

Hintergründe

In der westlichen Filmbranche ist der Found-Footage-Film längst ein etabliertes Mittel, um dem Zuschauer das Fürchten zu lehren. Seit Blair Witch Project das Subgenre Ende der 90er Jahre populär machte und spätestens ab dem Erscheinen des ersten Teil der Paranormal-Activity-Reihe erreichen uns jedes Jahr zahlreiche Filme, die sich mit verfluchten Gebäuden, Geistergeschichten oder verlassenen Krankenhäusern beschäftigen. Urbane Legenden, Urban Exploration oder auch Communities wie Creepypasta sind inzwischen ein großer Bestandteil der sozialen Medien und wachsen ständig weiter. Der Regisseur Jeong Beom-sik wandelt nun mit seinem Found-Footage-Film aus Südkorea auf eben diesen Spuren. Gonjiam: Haunted Asylum basiert auf den Erzählungen um das real-existierende Krankenhaus Gonjiam in Gwangju. Einst als psychiatrische Klinik benutzt, ist das Gebäude heute vollkommen verlassen und gilt laut CNN Travel als einer der „Sieben gruseligsten Orte auf diesem Planeten“.

Kritik

Die Story von Gonjiam: Haunted Asylum orientiert sich an seinen Vorgängern. Die Konfrontation mit übernatürlichen Erscheinungen in einer ehemaligen, heruntergekommenen ehemaligen Psychiatrie ist keine Innovation. Der geneigte Horrorfilmfan wird sich spätestens jetzt die Frage stellen, wieso er den südkoreanischen Beitrag zum Genre schauen sollte. Ganz einfach: Der Film funktioniert. Zahlreiche Regisseure vor Jeong haben sich diesem Thema in Filmen wie Grave Encounters, Session 9 oder Archivo 253 bereits angenommen, wenn auch mit qualitativ unterschiedlichen Ergebnissen.

Die schauspielerische Leistung des unbekannten Casts ist ein Positivbeispiel für Found-Footage-Produktionen. Die Darstellung ist solide und wirkt zu keiner Zeit unnatürlich, die Interaktionen zwischen den Protagonisten sind vielmehr überzeugend und glaubwürdig gespielt.

Gonjiam

Das gilt auch für die Intentionen der einzelnen Crewmitglieder, an dieser Tour teilzunehmen. Jeong nimmt sich zu Beginn viel Zeit für seine Figuren, obwohl sie schlussendlich in einigen Klischees verhaftet bleiben und es auf den manipulierenden Anführer, die naive Anfängerin, die extrovertierte Amerikanerin und andere Stereotype hinausläuft. Die sympathische Art der Schauspieler und das ungewohnt breite emotionale Repertoire der Figuren sorgt jedoch dafür, dass die Charaktere nicht vollkommen in der Belanglosigkeit verschwinden und man regelrecht mitfiebert, wenn um sie herum die Hölle losbricht.

Sogar die im letzten Drittel unweigerlich aufkommende Frage, wieso die Crew weiterfilmt und nicht einfach den Schauplatz verlässt, wird beantwortet. Zum einen ist es die Hoffnung, dass doch alles glimpflich ausgehen wird, zum anderen die ausgereifte Technik.

Jeong überträgt das Motiv des Found Footage in das heutige digitale Zeitalter. Im Gebäude werden u.a. Überwachungskameras genutzt, die ungewöhnliche Bewegungen einfangen sollen, in dem sie diesen folgen. Aus einem Zelt vor dem Gebäude beobachtet der Zuschauer Ha-joon mit stationären Videokameras, während Thermokameras, die Geister einfangen sollen und eine Drohne die Umgebung des Krankenhauses bewacht. Ein großer Pluspunkt sind auch die vielen GoPros, die von den einzelnen Mitgliedern um die Schultern getragen werden. Sie filmen nicht nur die jeweilige Perspektive, sondern auch das Gesicht des Trägers. Dadurch entstehen viele unterschiedliche Perspektiven, die eine gewisse Dynamik und Flexibilität in die Geschichte einbinden.

Einerseits entsteht ein klaustrophobisches und beklemmendes Gefühl, andererseits kommt es zwischenzeitlich zur Verwirrung, da man schnell den Überblick verliert.

Gonjiam

Fesselnd wirkt die Geschichte aus Gonjiam aber nicht nur aufgrund ihrer technischen Finessen und der überzeugenden Darsteller. Jeongs Film referiert auf ein Phänomen, das sich auch in der Realität immer größerer Beliebtheit erfreut: Dark Tourism. Schmutzige, verlassene Gebäude, Parks oder Städte, in denen es spuken soll, üben eine unerklärliche Faszination aus. Egal ob Prypjat, die Katakomben von Paris oder Pennhurst, Orte, an denen schlimme Dinge geschehen sind, triggern unsere Vorstellung von rachsüchtigen Geistern und gequälten Seelen. Dies gilt auch für die psychiatrische Klinik von Gonjiam – ein gruseliger Ort, an dem Patienten gefoltert wurden. Und so ist das Krankenhaus auch in Jeongs Film der eigentliche Star. Kaum haben die Protagonisten das Gebäude betreten, bekommt man einen Look präsentiert, wie man es erwartet. Die Atmosphäre wirkt sofort bedrohlich, es gibt lange, dunkle Flure, blutverschmierte Wände und eine verfallene Umgebung, die nur erahnen lässt, was in der Dunkelheit lauert. Die Schatten wirken dunkler und gefährlicher, je weiter die Gruppe voranschreitet und die wenigen erleuchteten Ecken sind schäbig und dreckig. Durch die reduzierten Soundeffekte wie Türknallen, Atemgeräusche oder den heulenden Wind, baut sich ein subtiler Horror auf, der bis auf das letzte Drittel keine Jumpscares benötigt. Das Grauen spielt sich in der Vorstellung des Zuschauers ab, der am Ende ohne Erklärung aus der Klinik entlassen wird.

Gonjiam

Fazit

Gonjiam: Haunted Asylum bietet für den eingefleischten Horrorfan keine neuen Überraschungen, schafft es jedoch, ordentlich Atmosphäre und treffende Schockmomente zu produzieren. Er spielt mit der Kraft der unheimlichen Andeutungen und der Hoffnung der Figuren, dass aus einer aussichtlosen Situation doch noch ein Erfolg werden kann.

Bewertung

Grauen Rating: 3 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte Rating: 0 von 5
Unterhaltung Rating: 3 von 5
Anspruch Rating: 1 von 5
Gesamtwertung Rating: 3 von 5

Bildquelle: Gonjiam © TSKS

Horrorfilme… sind für mich eine Möglichkeit, Angstsituationen zu erleben, ohne die Kontrolle zu verlieren. Es ist eine positive Art der Angst, da sich ein Glücksgefühl einstellt, sobald man die Situation durchgestanden hat. Es ist nicht real – könnte es aber sein. Das ist furtchteinflößend und gleichzeitig faszinierend.

...und was meinst du?