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7 Horror-Filme von A24, die ihr gesehen haben solltet

Heute dreht sich bei uns alles um das US-amerikanische Studio A24. Wir haben uns durch deren Sortiment gewühlt und für euch 7 Perlen ausgegraben. Viel Spaß!

A24 hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Produktionsstudios und Vertriebe für außergewöhnliche Horrorfilme gemausert. Viele dieser Filme sind nicht klar einem Genre zuzuordnen, daher waren wir in unserer Auswahl auch großzügiger und haben alles reingenommen, was Horror-Elemente enthält. Bei der Auswahl haben wir uns Filme angeschaut, die von A24 produziert oder vertrieben wurden.


7. The Lobster (2015)

The Lobster folgt David (Collin Farell, Total Recall) in eine Welt, in der Singles zu Menschen zweiter Klasse degradiert werden. Nachdem seine Ehefrau sich von ihm trennt, muss er an einem Programm teilnehmen, bei dem er innerhalb von 45 Tagen eine neue Partnerin zu finden hat. Sollte ihm das nicht gelingen, wird er in ein Tier seiner Wahl, in seinem Fall einen Hummer, verwandelt und soll so eine zweite Chance in der Datingwelt bekommen.

Yorgos Lanthimos ist nicht für einfach zugängliche, dafür aber umso mehr für qualitativ hochwertige Filme bekannt. Dies gilt auch für The Lobster.
Alles wirkt entweder unter- oder übertrieben. Knallharter Realismus trifft auf das absolut Absurde. Und genau in den polarisierenden Überspitzungen offenbart sich die Qualität des Films. So wird die düster-dystopische Grundstimmung immer wieder durch schwärzesten Humor gebrochen. Das automatenhafte und unpersönliche Schauspiel von Farrell und Rachel Weisz (Die Mumie) unterstützt diesen Effekt vorzüglich. Insbesondere dann, wenn sie tatsächlich einmal echte Emotionen zeigen. Und so setzt sich das Spiel der Extreme durch den gesamten Film fort und offenbart Lanthimos‘ scharfäugige Beobachtungsgabe, mit der er gesellschaftliche Entwicklungen zu kommentieren weiß.

The Lobster ist ein Streifen, auf den man sich einlassen muss. Wer das allerdings geschafft hat, den erwarten zwei Stunden hervorragender Unterhaltung voll düsterem Humor und Tiefgang. [Philipp]

6. Ex Machina (2014)

Caleb arbeitet als Programmierer bei der weltweit größten Suchmaschine „bluebook“, deren Entwickler und CEO Nathan ihn auf sein abgelegenes Anwesen einlädt. Dort soll er eine abgewandelte Form des Turing-Tests an Nathans neuer und streng geheimer Entwicklung, einer künstlichen Intelligenz namens Ava, vornehmen. Der Test soll zeigen, ob Caleb – obwohl er sieht, dass es sich bei Ava um eine Maschine handelt – ihr ein Bewusstsein zugestehen würde. Caleb entwickelt Gefühle für die Androide und versucht Ava zu retten, doch deren Entwickler hat andere Pläne für seine Schöpfung.

Im Gewand der Zukunft verbergen sich in Alex Garlands intelligentem Science-Fiction-Thriller Ex Machina zentrale Themen der Gegenwart. Der moderne Machbarkeitswahn und die Frage nach der Verantwortung für die eigenen technischen Errungenschaften etwa durchziehen den Film und hinterfragen den Machtanspruch des Menschen über die Maschine. Nathan wird in seiner Hybris zu einem modernen Dr. Frankenstein, dessen Genialität mit dem Wahnsinn kokettiert und sich der konventionellen Moral nicht länger verpflichtet fühlt.

Zwischen den Akteuren entspinnt sich im Laufe des Films ein undurchsichtiges Netz aus gegenseitigen Täuschungen, das bis zuletzt für Spannung sorgt. Der Fokus auf die Psyche der Protagonisten legt nahe, dass es in diesem Kammerspiel nicht primär um neue Technologien und Zukunftsszenarien geht, sondern um die Verhandlung anthropologischer Grundkonstanten. In Ex Machina verbinden sich alte Sehnsüchte des Menschen mit neuen technologischen Möglichkeiten, doch die Konfrontation mit einer humanoiden Maschine dient nicht nur der Vergegenwärtigung der eigenen Menschlichkeit, sondern stellt diese zugleich in Frage. Geschickt chargiert der Film zwischen transhumanistischer Phantasie und mahnender Zukunftsvision und drängt uns zur produktiven Auseinandersetzung mit uns selbst sowie der Frage danach, was uns als Menschen ausmacht. [Catherin]

5. Green Room (2015)

Die Punkband The Ain’t Rights (u.a. Anton Yelchin, Odd Thomas) ist auf der verzweifelten Suche nach Gigs. Doch alles was sich ergibt, ist der Auftritt in einem schäbigen Neonazi-Schuppen. Nach dem Konzert, das trotz Provokationen halbwegs friedlich verläuft, wird die Band jedoch Zeuge eines Mordes im Backstage–Bereich – und Zeugen sind das Letzte, was Darcy (Patrick Stewart, Star Trek – The Next Generation), Besitzer der Lokalität und Anführer der Boneheads, brauchen kann. Der Beginn eines mörderischen Katz-und-Maus-Spiels.

Green Room ist vor allem eins: roh. Die heruntergekommenen Locations und die Kostüme im Punk-Look verleihen dem Film dieses gewisse Flair. Jeremy Saulnier (Blue Ruin) versteht es, das beklemmende Szenario durch kurze Kamerafahrten durch die Wände und spelunkenartiges Licht perfekt zu visualisieren. Dadurch wird die Ausweglosigkeit geradezu körperlich spürbar. Als die Situation eskaliert, wird die Gewalt in all ihrer rücksichtslosen Brutalität äußerst realistisch in Szene gesetzt. Das Fernbleiben jeglichen Humors gibt der sowieso schon furchteinflößenden Situation eine sehr drückende Note. Der Atmosphäre kommt zudem der perfekt gewählte Cast zu Gute, da man den SchauspielerInnen sofort die Punks bzw. die Neo-Nazis abnimmt.

Green Room ist ein dreckiger Thriller-Bastard, der die Köpfe der ZuschauerInnen so schnell nicht verlassen dürfte. [Mathias]

4. Midsommar (2019)

Die psychisch ohnehin recht labile Dani durchlebt nach einem Schicksalsschlag ein persönliches Martyrium. Um auf andere Gedanken zu kommen, reist Dani mit ihrem Partner Christian und dessen Freunden Josh und Mark nach Schweden, um auf Einladung des Austauschstudenten Pelle eine spektakuläre Mittsommerfeier in dessen Heimat zu erleben. Pelles abgeschiedene Kommune Hårga macht einen paradiesischen, aber auch fremdartig-verstörenden Eindruck. Rätselhafte heidnische Bräuche scheinen allgegenwärtig. Gebannt zwischen Angst und Faszination gerät die Gruppe zunehmend in einen surrealen Strudel obskurer Zeremonien, in deren Finale sie eine zentrale Rolle spielen werden.

Nach seinem eindrucksvollen Regiedebüt Hereditary entführt uns Ari Aster erneut in eine surreale Welt des Aberglaubens und archaischen Schreckens. Midsommar verhandelt ähnliche Themen wie der Vorgänger, jedoch auf völlig unterschiedliche Weise. Meisterhaft seziert der Autorenfilmer die Mechaniken ritualisierter Lebensführung, um ein wahres Kaleidoskop rauschhafter Grenzerfahrung freizulegen, in dem Schrecken und Faszination stets nahe beieinander stehen. Ein hypnotischer Trip, auf dem die Rolle von Individuum und Gemeinschaft für Protagonisten wie Zuschauer neu ausgehandelt wird! [Alexander]

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Seid gegrüßt, Ich habe unzählige Namen und erscheine in vielen Gestalten. Hier kennt man mich als Dark Forest und ich bin euer Gastgeber. Ich führe euch durch die verwinkelten Bauten, düsteren Wälder und verfallenen Ruinen. Immer mir nach!

2 Comments

  • peter blasius

    Schöne Liste . Bei “ Killing of Sacred Deer“ meinen Sie aber wohl selbstverständlich -Iphigenie auf Tauris-, nicht wahr. 🙂
    Eine Iphigenie in Aulis(?) ist mir zumindest, dem lieben Euripides und wohl auch dem Regissseur noch nicht untergekommen.

    • Florian Halbeisen

      Lieber Peter,

      vielen Dank für die Blumen.
      Ich hoffe sehr, dass dem lieben Euripides dieses Werk untergekommen ist, denn er hat es schließlich geschrieben 🙂
      Euripides hat „Iphigenie in Aulis“ und „Iphigenie bei den Taurern“ (oder wie Goethe es später wiedergab „Iphigenie auf Tauris“) geschrieben. „Aulis“ handelt von Agamemnons Reise nach Troja. Bei einem Zwischenstopp in Aulis bewirkt Artemis eine Windstille, die sie erst aufheben wird, wenn Agamemnon seine Tochter Iphigenie opfert. Nach einigem hin und her kommt es zu der Opferung, wobei Artemis im letzten Moment Iphigenie entrückt und anstatt eine Hirschkuh geopfert wird. Auf dieses Werk bezieht sich auch Lanthimos, wie er ausdrücklich sagt.
      „Iphigenie bei den Taurern“ setzt rund 20 Jahre nach der Rettung durch Artemis an. Iphigenie wurde von Artemis zur Priesterin im Artemis-Tempel bei den Taurern gemacht, wo sie fleißig Fremde, die hier anlegen der Göttin opfert. Iphigenies Bruder Orest und dessen Freund Pylades machen sich nach einigen familiären Intrigen, die mit dem Tod der Eltern geendet haben, auf ins Land der Taurern, um dort auf Apollons Geheiß eine Statue der Artemis zu rauben. Orest und Pylades werden jedoch gefangen genommen und sollen von Iphigenie geopfert werden. Schlussendlich erkennen sich die Geschwister allerdings und ihnen gelingt die Flucht.

      Liebe Grüße
      Flo

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