No Mercy
Kritik

No Mercy (2019) – Review

Südkorea ist bekannt für hochkarätige Thriller wie Oldboy oder The Chaser. Wir haben uns angeschaut, wie gnadenlos No Mercy wirklich ist.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:
VÖ:

No Mercy
Südkorea
94 Minuten
Lim Kyeong-taek
Lim Kyeong-taek
Lee Si-young, Park Se-wan u.a.
Ab 16. August im Handel

Inhalt

Nach dem Tod ihrer Eltern kümmert sich In-ae um ihre minderjährige und an einer Lernbehinderung leidende Schwester Eun-hye. Doch eines Tages kommt Eun-hye nicht aus der Schule nach Hause. Da die Polizei In-ae nicht helfen will, stellt sie selbst Nachforschungen an und erfährt, dass ihre Schwester von einigen Mädchen aus ihrer Klasse tyrannisiert wurde und diese für das Verschwinden von Eun-hye verantwortlich sind. In-ae macht sich auf den Weg ihre Schwester zu finden – und hinterlässt dabei eine Blutspur.

Kritik

No Mercy ist ein ziemlich klassischer Rache-Thriller, der aufgrund seiner Story sehr an Filme wie 96 Hours erinnert. Regisseur Lim Kyeong-taek standen bei seinem Debütwerk jedoch nur ein Bruchteil der 25 Millionen zur Verfügung, die der Thriller mit Liam Neeson zur Verfügung hatte, was man dem Film leider auch schon in den ersten Minuten ansieht. Dennoch geht Lim äußerst bemüht ans Werk und versucht das Beste aus den bescheidenen Mitteln herauszuholen.
Gerade zu Beginn versucht sich No Mercy in einer sehr sprunghaften und nicht-linearen Erzählweise, was in der Umsetzung zwar etwas holprig geraten ist und anfangs für Verwirrung bei mir sorgte, aber die Dramaturgie dennoch aufwertet. Dieser Stil wird zwar beibehalten, sodass wir zusammen mit In-ae im Laufe des Films erfahren, was genau ihrer Schwester widerfahren ist, jedoch nutzt sich diese Wirkung äußerst schnell ab. Dies liegt insbesondere daran, dass Eun-hye im weiteren Verlauf nur noch von einem Entführer zum Nächsten gereicht wird, ohne damit der Story Tiefe verleihen zu können. Denn ist erst einmal der anfängliche Überraschungseffekt verflogen, bleibt leider nur eine ziemlich spröde und vorhersehbare Geschichte zurück, die mich kaum fesseln konnte.
Es ist vor allem schade, dass Lim sich so wenig für die Dynamiken an Eun-hyes Schule und das Mobbing zu interessieren scheint und dies relativ schnell abhandelt, nur um anschließend ausgetretenen Thriller-Pfaden zu folgen und bei jeder passenden und vor allem unpassenden Gelegenheit mit sexuellem Missbrauch um sich zu schmeißen. Jedoch wird auch dieses Thema nicht näher beleuchtet, sondern dient ganz allein exploitativen Zwecken. Die Inspiration für No Mercy ist auch eindeutig im räudigen 70er-Exploitation-Kino zu suchen.

No Mercy

Dies wäre halb so schlimm, wenn der Streifen als Exploitation-Kracher funktionieren würde, dafür ist die Inszenierung jedoch viel zu träge und handzahm. Lim ist an dieser Stelle aber zu Gute zu halten, dass er In-aes Rache langsam und bedächtig beginnen lässt, bevor sie sich immer mehr steigert. Dennoch ist der Thriller aus Südkorea immer mit Handbremse unterwegs und weit entfernt von der Radikalität von Landeskollegen wie I Saw the Devil.

Doch obwohl der Film inhaltlich schwächelt und die Gorehounds in den Schlaf lullen wird, gibt es zumindest einen guten Grund, sich No Mercy dennoch anzusehen: Hauptdarstellerin Lee Si-young. Die Südkoreanerin begann für eine ihrer Rollen mit dem Boxtraining, verfolgte dies danach weiter und entwickelte sich schnell zu eine der besten Amateur-Boxerinnen des Landes. Obwohl Lee ihre Box-Karriere vor ein paar Jahren beendete, merkt man ihr diese Kampferfahrung in den Actionszenen deutlich an, was diese stark aufwertet. Aber auch abseits der Kampfszenen macht sie eine sehr gute Figur und kann den Schmerz und die Wut ihrer Figur sehr gut transportieren. Es ist schön mit anzusehen, wie sie im Laufe der Geschichte immer brutaler und gnadenloser wird, um ihre Schwester zu retten. So gelang es Lee trotz aller Schwächen des Films, mich in die Geschichte einzubinden, sodass ich nicht vollkommen das Interesse verlor.

No Mercy

Fazit

No Mercy ist ein durchwegs durchschnittlicher Thriller aus Südkorea, dem es nicht nur an Budget, sondern vor allem auch an Mut zur Exploitation mangelt. Fans solcher Filme oder Südkorea-Enthusiasten können dennoch einmal einen Blick wagen, denn zumindest die Perfomance von Hauptdarstellerin Lee Si-young reißt einiges raus.

 

Bewertung

Grauen Rating: 1 von 5
Spannung Rating: 2 von 5
Härte  Rating: 2 von 5
Unterhaltung  rating3_5
Anspruch  Rating: 0 von 5
Gesamtwertung Rating: 2 von 5

Ab 16.08.2019 im Handel:

No Mercy No Mercy

Bildquelle: No Mercy © Busch Media Group

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

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