Crawl
Kritik

Crawl (2019) – Review

Anfang der 2000er konnte Alexandre Aja mit seinem Beitrag zur New French Extremity punkten: High Tension ist ein gnadenloser Mix aus Terror, Splatter und Psychothriller, der die Herzen der Horrorgemeinde höherschlagen ließ. Auch danach überzeugte er mit den großartigen Remakes zu The Hills Have Eyes und Piranha auf ganzer Linie. Mit Crawl begibt er sich nun erneut ins Reich des Tierhorrors.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:
VÖ:

Crawl
Frankreich/Serbien/USA
87 Minuten
Alexandre Aja
Michael Rasmussen, Shawn Rasmussen
Kaya Scodelario, Barry Pepper u.a.
Seit 22.08.2019 im Kino

Inhalt

Während eines Schwimmwettkampfes erfährt Haley (Kaya Scodelario, Extremely Wicked, Schockingly Evil and Vile) von ihrer Schwester, dass ein Hurrikan über Florida hinwegfegen und die Regierung deshalb ein stark betroffenes Gebiet evakuieren wird. In Sorge um ihren Vater (Barry Pepper, The Green Mile) fährt sie mitten in das Katastrophengebiet hinein. Als sie ihn findet, liegt er verletzt im Keller seines Hauses, doch er ist nicht allein…

Kritik

Um das Gefühl beim Schauen von Crawl zu beschreiben, muss ich etwas ausholen. Man kann sich die ersten Sekunden so vorstellen: Gleich in der ersten Szene sieht man den aufkommenden Sturm und den sich verfinsternden Himmel, welcher sich wie die Pranke eines Dämons über den Ort legt. Dies geschieht nur im Hintergrund, aber man erahnt bereits, dass es unangenehm werden wird. Dadurch erzeugt der Film gleich zu Beginn eine fesselnde Atmosphäre, die einen sofort einnimmt. Haleys Fahrt zum Elternhaus fühlt sich an wie ein Abstieg in die Hölle. Immer drückender und extremer wird der Sturm, der auch noch die letzten Strahlen Tageslicht verschlingt. Dieser Abstieg endet in der Tat ganz unten, denn sie und ihr Vater sitzen schließlich im Keller bei mit dem Alligator fest. Ab hier wandelt sich Crawl zu einem überaus starken Kammerspiel.

Crawl

Das klaustrophobische Untergeschoss wird verwinkelt, unübersichtlich und wenig einladend dargestellt. Zu allem Überfluss läuft der Keller langsam mit Wasser voll. Das ist ziemlich clever, denn die eigentliche Gefahr, der Hurrikan selbst, bleibt stets präsent und stellt die Figuren vor weitere Probleme. Es geht somit auch darum, schleichend, kriechend und tauchend einen Weg aus diesem nassen Grab zu finden. Im weiteren Verlauf wandelt sich Crawl dann in einen waschechten Survival-Thriller. Die Atmosphäre ist stets drückend, die Bedrohung durch die Alligatoren stets präsent. Wann und wie sie auftauchen ist mal vorhersehbar, mal überraschend und die Jumpscares sind äußerst überlegt eingesetzt.

Die Effekte sind größtenteils handgemacht, was dem Titel zusätzlichen Charme verleiht. Die Alligatoren sind natürlich CGI, sehen aber meistens gut aus und auch insgesamt ist das begrenzte Budget nur in wenigen Momenten deutlich sichtbar.

Der Zuschauer wird mit auf eine Tour durch einen Kathastrophenfilm, ein Kammerspiel und schlussendlich mit in den Survival Horror genommen. Natürlich schwenkt, ganz dem Trend entsprechend, auch ein wenig Nostalgie mit, denn Crawl erinnert durchaus an ein klassisches Creature Feature. In nicht wenigen Szenen heißt es: Mensch gegen Tier mit bloßen Händen.

Crawl

Fazit

Im Gegensatz zum trashigen Piranha 3D geht es bei Crawl ernsthafter zur Sache, was dem Film überaus gut tut. Wer auf brutale Effekte steht, kommt trotzdem auf seine Kosten, auch wenn es keine extreme Blutorgie gibt. Crawl ist kurzweilig, stets spannend und dabei absolut kompromisslos. Empfehlenswert für all jene, die nichts mit Sharknado und Co. anzufangen wissen, aber trotzdem auf der Suche nach kurzweiligem Tierhorror sind.

 

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung Rating: 4 von 5
Härte  Rating: 3 von 5
Unterhaltung  Rating: 4 von 5
Anspruch  Rating: 2 von 5
Gesamtwertung Rating: 4 von 5

Bildquelle: Crawl © Paramount Pictures

Horrorfilme… sind für mich ein Ventil. Ich schaue Horrorfilme, um mich kurz in eine andere Welt zu flüchten. Ich kann mich sehr gut in Situationen hinein versetzen. Deshalb stehen bei mir Geschichte, Atmosphäre und Charaktere im Vordergrund. Mit Jumpscares kann ich meistens nichts anfangen. Meine Favoriten kommen meist aus den 70ern oder 80ern. Natürlich ist es auch möglich über Subgenres Grenzen abzuchecken. Genau diese Vielfalt ist es, was ich am Horror mag. Es gibt nichts, was es nicht gibt.

...und was meinst du?