Sunshine
Kritik

Sunshine (2007) – Review

Ein Raumschiff macht sich mit einer riesigen Atombombe im Schlepptau zur sterbenden Sonne auf, um diese mit der Bombe neu zu entzünden. Die Prämisse von Sunshine klingt zwar völlig überzogen, aber wenig nach Horror. Weshalb sie aber durchaus ihre Daseinsberechtigung hat, und hier auch Horrorfans auf ihre Kosten kommen, lohnt sich herauszufinden.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

Sunshine
Großbritannien/USA
104 Minuten
Danny Boyle
Alex Garland
Cillian Murphy, Chris Evans, Rose Byrne u.a.

Einleitung

Danny Boyle hatte sich schon lange vor Sunshine einen Ruf als äußerst vielseitiger und fähiger Regisseur verdient. Mit seiner Drogengroteske Trainspotting schuf er früh in seiner Karriere eine Art Instant-Klassiker des schwarzen Humors, der bis heute für viele Filmfans legendär ist, und einige Filme später bereicherte er schließlich mit 28 Days Later auch das Horrorgenre um einen sehr prominenten Beitrag. Mit Sunshine legt er einen Science-Fiction-Thriller vor, der vor allem durch seine intensive Bildästhetik besticht. Es ist aber unübersehbar, dass Boyle hier auch seine Genreerfahrung nicht zu nutzen scheut.

Inhalt

Im Jahre 2057 droht die Sonne zu sterben. Um diese Katastrophe abzuwenden, hatte die Menschheit bereits ein Raumschiff mit der Mission entsendet, eine gewaltige Atombombe in die Sonne zu werfen, um diese neu zu entzünden. Als dieses Raumschiff, die Icarus, von der Bildfläche des Weltalls verschwand, entsandte man die Icarus II mit gleicher Mission.
In Sunshine erleben wir mit der Crew der Icarus II den finalen Verlauf dieser Mission mit, die letztlich durch einen fatalen Fehler zum Höllentrip wird.

Kritik

Bildgewaltig ist wohl das erste Wort, das einem in den Sinn käme, um Sunshine zu beschreiben. Das ist zwar bei weitem nicht alles, was die Intensität dieses Filmes ausmacht, aber schon zu Beginn des Films wird man als Zuschauer davon im positivsten Sinne erschlagen: durch die atemberaubende Gestaltung des Sets, die spektakulären Außenaufnahmen des Raumschiffs und den immer wieder gewährten Blick auf die Sonne. In überwiegend ruhigen und gefälligen Einstellungen gewährt einem Boyle immer wieder Blicke auf außergewöhnliche Schönheiten, die man sich so kaum ausmalen könnte. Alleine die Möglichkeit, diese Bilder zeigen und sehen zu können, rechtfertigt schon die augenscheinlich gnadenlos überzogene Grundprämisse. Gleichzeitig behält Sunshine in der Ausleuchtung und Farbgestaltung eine konsequente ästhetische Linie mit wenigen bewusst gesetzten Ausbrüchen bei, die der visuellen Erfahrung eine ganz eigene Stimmung geben. Die Kameraarbeit tut ihr übriges. Hier wird nur in den wenigsten Momenten mit schnellen Bewegungen gearbeitet. Geschieht dies jedoch, dann mit umso bewussterem Einsatz. In einigen besonders dynamischen Sequenzen werden so auch gerne eher gewagte Einstellungen gewählt, die die gezeigten Ereignisse zusätzlich befremdlich wirken lassen und deren Wirkungsmacht somit noch mehr steigern. An seiner Oberfläche ist Sunshine vor allem eines: stylish.

Sunshine

Intensität ist das nächste unübersehbare Element, das in diesem Film bleibenden Eindruck hinterlässt. Boyle verlässt sich nicht nur auf sein inszenatorisches Können im Erschaffen einzigartiger Bilder, sondern ebenso auf das kongeniale Drehbuch von Alex Garland (Ex Machina, Annihilation, 28 Days Later), das gleich mehrere fiese Überraschungen bereithält. Während anfänglich noch Probleme wie das langjährige Leben im All oder heikle Reparaturarbeiten am Raumschiff eine Rolle spielen, schleichen sich nach und nach Gefahren in das Geschehen ein, die Sunshine in letzter Konsequenz sogar auf eine unerwartete Genreebene heben.
Als dem Setting entsprechende Spannungsmomente nicht mehr ausreichen, um die Intensität weiter zu steigern, werden Dramaturgie und Handlung im Verlauf des Films unerwartet, aber in einem faszinierend nahtlosen Übergang, vom Horror unterwandert.

Die Horrorelemente in Sunshine werden so elegant in den Film eingeschleust, dass man die entsprechenden Sequenzen erst als Horror wahrnimmt, wenn man schon mittendrin hängt. Dies mag auch der Grund dafür sein, dass Sunshine und das Horrorgenre nicht unbedingt häufig in einem Satz genannt werden. Die entsprechenden Momente sind dann aber so prägnant für die Stimmung und Wirkung und in ihren heftigsten Momenten derart ruppig, dass sie sich vor vergleichbaren Genreproduktionen nicht verstecken brauchen. Diese Horrormomente in Sunshine sind zwar nie so explizit oder vordergründig wie im stellenweise gar nicht so unähnlichen Event Horizon, aber dennoch nicht unbedingt subtiler. Als das ganze Geschehen zum Grande Finale hin immer dramatischer wird, gehen Boyle und Garland mit Publikum und Protagonisten auch nicht mehr gerade schonend um. Die Freigabe ab 12 Jahren war von der FSK bei diesem Film allgemein außergewöhnlich gnädig.

Fazit

Sunshine ist gut geschrieben und kongenial inszeniert. Er ist bis zur ästhetischen Einzigartigkeit bildgewaltig, dicht erzählt, unheimlich spannend, intensiv und bietet nebenher wohl einen der gemeinsten und geschmeidigsten Genreübergänge der Filmgeschichte. Ein in jeder Hinsicht fantastischer Film!

 

Bewertung

Grauen Rating: 2 von 5
Spannung Rating: 4 von 5
Härte  Rating: 3 von 5
Unterhaltung  Rating: 5 von 5
Anspruch  Rating: 3 von 5
Gesamtwertung Rating: 5 von 5

Bildquelle: Sunshine © 20th Century Fox Home Entertainment

Horrorfilme… sind in jedem Fall eine Grenzerfahrung. Man erlebt gleichermaßen das beste als auch das schlechteste, den höchsten Spaß und das übelste Grauen, das das Medium Film zu bieten hat. Nach einem Horrorfilm geht es einem selten besser, aber man fühlt sich fast immer bereichert. Ein im besten Sinne des Ausdrucks aufregendes Genre!

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