Child's Play
Kritik

Child’s Play (2019) – Review

Chucky ist zurück! Aber ist er es wirklich? Oder anders gefragt: Ist das überhaupt noch Chucky? Immerhin wurde hier nicht nur die Erscheinung der garstigen Puppe ordentlich modifiziert, sondern sogar die Ursache für ihr Benehmen radikal verändert. Warum gerade das aber wunderbar zur Daseinsberechtigung dieses Reboots beiträgt und sich Child’s Play eher nach Black Mirror in Gestalt einer Horrorkomödie anfühlt, lest ihr hier.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:
VÖ:

Child’s Play
Kanada/USA
90 Minuten
Lars Klevberg
Tyler Burton Smith
Aubrey Plaza, Tim Matheson, Mark Hamill u.a.
Seit 18. Juli im Kino

Einleitung

Chucky – Die Mörderpuppe trieb 1988 zum ersten Mal ihr Unwesen. Das skurrile Monsterchen stieß dabei auf derartigen Zuspruch, dass Mastermind Don Mancini bis in die jüngste Vergangenheit immer wieder Fortsetzungen nachlieferte, die aktuellste und insgesamt sechste gerade erst von 2017, welche 2020 um eine Serie ergänzt werden. Wenn sich ein Franchise so wacker hält, muss sich einem als Anhänger natürlich zwangsweise die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Reboots stellen, das gerade mal 2 Jahre nach der letzten Fortsetzung auf das Publikum losgelassen wird und ganz ohne Mancinis Mitwirken entstand. Neben der schicken Produktion und dem immensen Unterhaltungswert von Child‘s Play ist diese Sinnhaftigkeit vor allem durch eine entscheidende Modifikation gegeben: Das Reboot lässt Voodoo und die von einem Serienkiller besessene Puppe hinter sich und wendet sich aktuelleren Ängsten und glaubhafteren Horrorszenarien zu, denn in Chucky steckt schlicht und einfach eine recht potente KI, die genregemäß völlig hohldreht.

Inhalt

Die alleinerziehende Mutter Karen (Aubrey Plaza) arbeitet in einem Kaufhaus, wo sie gerade so das Notwendigste verdient, um sich und ihren introvertierten Sohn Andy (Gabriel Bateman) über Wasser zu halten. Als sich die Gelegenheit bietet, unterschlägt sie ein retourniertes Spielzeug, um Andy etwas zum Geburtstag schenken zu können. Buddi 1 wird dieses Spielzeug genannt, eine Puppe, auf der eine KI installiert ist, die ihrem Besitzer eine Freundschaft und ein Eigenleben vorgaukeln soll. Andys Mängelexemplar, getauft auf den Namen Chucky, erweist sich in seinem Eigenleben jedoch schnell als etwas zu eigenständig. Der so immer weiter eskalierende Amoklauf der Puppe wird schnell nicht nur für Andys Katze äußerst unangenehm.

Kritik

Während einige Fans sicherlich unglücklich über die elementare Veränderung in Chuckys Wesen sein dürften (was ihnen prinzipiell natürlich nicht zu verdenken ist), macht gerade das eine große Stärke des Films aus. Nach dem Erfolg von Dystopien wie der Netflix-Serie Black Mirror, oder auch viel älteren Formaten wie der Terminator-Reihe, ist eine außer Kontrolle geratene KI eine angenehm glaubhafte Begründung für die mordlustige Kinderpuppe, zumal das Szenario in Anbetracht aktueller technischer Entwicklungen durchaus plausibel erscheint. Gleichzeitig hat Chucky durch diese Prämisse auch eine recht lange Lernphase, bis er schließlich die Boshaftigkeit erreicht, die man von ihm erwartet. Wenn er sein volles Potential entfaltet, sind seine Fähigkeiten allerdings derart übertrieben, dass es mit der Glaubwürdigkeit schnell vorbei ist. Das stört zu diesem Zeitpunkt jedoch kaum noch, denn das Finale ist so wunderbar durchgeknallt und skurril komisch, dass ich den realistischen Horror gerne dem Spaß opfere.

Child's Play

Schon bei der höchst unterhaltsamen Werbekampagne für Child’s Play, in der Chucky sich auf vielen Promo-Postern erst durch das Toy-Story-Ensemble metzelte und dann sogar Horrorpuppe Annabelle den Garaus machen durfte, wurde klar, dass man sich wohl auch im fertigen Film nur bedingt ernst nehmen würde.
Das Ganze fällt dann sogar noch ein gutes Stück lustiger aus, als ich es erwartet hätte. Noch bevor Chucky selbst ins Spiel kommt, ist der Film durch den auf den Charakteren aufbauenden Humor lustig genug, um wunderbar zu unterhalten. Gewürzt wird das Ganze mit manch scream‘scher Popkultur-Referenz und der Schadenfreude, die man als Zuschauer dabei hat, Chucky beim sich steigernden Durchdrehen zuzuschauen. Dieses hohe Komik-Niveau lässt auch die ein oder andere grenzwertig absurde Plot-Entwicklung problemlos nachsehen, geht aber natürlich stark auf Kosten der Bedrohlichkeit.

Während das 80er-Original noch versucht hat, einen gewissen Spannungsbogen und unheimliche Momente zu liefern, kompensiert das Reboot viel durch Ereignisdichte und Gore. Wirklich spannend wird es erst in der Endphase des Showdowns, jedoch ist Chucky in seinen unheimlichen Momenten so überzogen creepy, dass es eher karikaturistische Züge annimmt und damit wieder lustig wirkt. Bemerkenswert sind dafür die angenehm enthemmten Splatter-Sequenzen. Hier wird auch vor abgeschnittenen Gesichtern, Rasenmähern und Kreissägen kein Halt gemacht. In seinen Gewaltmomenten kann Child’s Play durchaus eine gewisse Intensität entfalten, da er sich eine unerwartete Drastik erlaubt. Mit dem überwiegenden Großteil der Opfer hat man letztlich aber doch sehr wenig Mitleid, was dann selbst das Gemetzel wieder zur Spaßveranstaltung macht.

Child's Play

Fazit

Child’s Play ist vor allem eines: unverschämt unterhaltsam. Das Reboot verzichtet fast vollständig auf die Horrorintensität, die das Original teilweise noch hatte, und liefert stattdessen eine völlig übertriebene Pseudo-Black-Mirror-Episode. Gewürzt mit erstaunlich drastischen Splatterszenen wird hier eine gelungene Modifikation des Originalstoffs geliefert, die auf vielen humoristischen Ebenen so gut funktioniert, dass sich die 90 Minuten, die ich dauergrinsend beim Bestaunen des skurrilen KI-Amoklaufs verbrachte, eher wie 20 anfühlen. Wenn sich diese Qualität hält, kann das Reboot gerne auch sechs Sequels und eine Serie nach sich ziehen!

 

Bewertung

Grauen Rating: 1 von 5
Spannung Rating: 3 von 5
Härte  Rating: 3 von 5
Unterhaltung  Rating: 5 von 5
Anspruch  Rating: 3 von 5
Gesamtwertung Rating: 4 von 5

Bildquelle: Child’s Play © Capelight Pictures / Eric Milner

Horrorfilme… sind in jedem Fall eine Grenzerfahrung. Man erlebt gleichermaßen das beste als auch das schlechteste, den höchsten Spaß und das übelste Grauen, das das Medium Film zu bieten hat. Nach einem Horrorfilm geht es einem selten besser, aber man fühlt sich fast immer bereichert. Ein im besten Sinne des Ausdrucks aufregendes Genre!

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