Operation: Overlord
Kritik

Operation: Overlord (2018) – Review

Ursprünglich als Teil des Cloverfield-Universums geplant und angekündigt, wurde Overlord letztendlich doch unabhängig von diesem veröffentlicht. Da solch ein Hin und Her selten für eine gute Qualität steht, war eine vorsichtige Erwartungshaltung an den Nazi-Zombie-Actioner angebracht. Zu Unrecht, wie sich glücklicherweise zeigen sollte. 

Originaltitel:
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Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:
VÖ:

Overlord
USA
110 Minuten
Julius Avery
Billie Ray, Mark L. Smith
Jovan Adepo, Wyatt Russel u.a.
Seit 21. März 2019 im Handel

Der zweite Weltkrieg tobt in vollen Zügen. Ein Trupp amerikanischer Soldaten soll über dem von den Nazis besetzten Frankreich abspringen, um in der Nähe eines kleinen Dorfes eine wichtige Mission zu erfüllen. Ihre Einheit wird jedoch fast vollständig bereits in der Luft abgeschossen und so kann sich nur eine Handvoll Soldaten lebend am Boden zusammenfinden. Um die benötigte Verstärkung anzufordern, müssen sie einen an einer Kirche befestigten Funkstörer zerstören. Als sie es unter die Kirche schaffen, findet einer von ihnen ein verstecktes Labor, in dem die Nazis an den Dorfbewohnern und Kriegsgefangenen perverse Experimente durchführen. Bald sehen sich die Amis mit weit Schlimmerem als verfeindeten Nazis konfrontiert…

Auf den ersten Blick wirkt die Geschichte somit ziemlich plump und lässt beinahe einen weiteren langweiligen Film über den zweiten Weltkrieg erwarten. Ausschweifende Parolen übers Aufopfern fürs Vaterland sind ebenso vorhanden wie eine gewisse Durchschaubarkeit der kommenden Kriegshandlungen. Das muss nicht immer direkt ein Negativpunkt sein, ist allerdings meistens eher ermüdend denn der Spannung zuträglich. Erfreulicherweise versteift sich Overlord allerdings nicht auf diese Aspekte, sondern nimmt sich erst einmal genügend Zeit, dass sich seine Protagonisten mit der Situation zurechtfinden können.

Lange Zeit über ist von den in der Inhaltsangabe erwähnten Zombies nämlich weit und breit nichts zu sehen. Stattdessen gibt sich Overlord selbstbewusst als spannender Kriegsfilm, der sich vordergründig mit dem Erfüllen der Mission beschäftigt. Die „gewöhnliche“ Kriegsführung ist die gesamte erste Hälfte über das tragende Element des Films. Der Punkt mit den Untoten wird geschickt ganz nebenbei in die sowieso schon spannende Geschichte eingeflochten und wirkt dadurch – in Anbetracht der verrückten Prämisse von Nazi-Zombies – überraschend glaubwürdig und geerdet. Wenn in anderen Filmen mit Nazis, Zombies oder Nazi-Zombies gehandhabt wird, dann ist dieser Aspekt meist nur ein Mittel zum Zweck, um beispielsweise das klassische Feindbild von Nazis zu bedienen oder unnötige Metzelei einbauen zu können. Obwohl zumindest ersteres auch hier an einigen Stellen durchkommt, versteht es Overlord im Gegensatz zu anderen Genrevertretern, die Zuschauer nicht deswegen entnervt die Augen verdrehen zu lassen. Dies ist nicht zuletzt der finsteren Szenerie und den tollen dramaturgischen Entwicklung geschuldet, die den Film die gesamte Zeit über mit ausreichend Spannung ausstattet.

Overlord

Überhaupt gelingt es Overlord scheinbar mühelos, aus seinem treffsicheren Setting das Maximum an Atmosphäre und Spannung herauszuholen. Das kleine französische Dorf und der angrenzende Wald beispielsweise wirken ebenso schmuddelig und dreckig wie die geheimen Labore unter dem Funkturm. Die Gewalt, die sich als Teil der Kriegsgeschichte ergibt, ist zwar deftig, wirkt aber an keiner Stelle übertrieben oder aufgesetzt. Selbst wenn das Blut im späteren Verlauf um einiges mehr fließen wird, passt das Maß an Brutalität stets ausgezeichnet zum ausgeglichenen Erzähltempo.

Das Kuriose dabei ist, dass sich Overlord die meiste Zeit über gar nicht wirklich wie ein Film anfühlt, sondern eher wie ein Videospiel. Die Kameraführung beim Rausschleichen aus dem Laborkeller setzt immer wieder Wachen hinter Ecken ins Blickfeld der Zuschauer und die Protagonisten müssen so lange hinter den Ecken warten, bis sich die Patrouille umdreht, um dann mühelos hinter deren Rücken vorbeizuschleichen. Generell scheint von den Nazis nichts wahrgenommen zu werden, was sich nicht in ihrem direkten Blickfeld befindet. Nicht selten hatte ich das Gefühl, dass ich doch eigentlich gerade einen Controller in den Händen halten müsste, da ich gerade mitten im Spiel „Wolfenstein“ stecke. Dieser Videospielcharakter mag zwar an einigen Stellen etwas befremdlich wirken, tut der Spannung dabei aber glücklicherweise keinen Abbruch.

Overlord

Unter seiner als Zombie-Horror beworbenen Oberfläche funktioniert Overlord zu jeder Zeit ausgezeichnet als beklemmender Kriegsfilm, weiß aber darüber hinaus mit genügend Thrill, einem schmutzigen Setting und einer ordentlichen Portion Gewalt auch als Horrorfilm auf voller Länge zu überzeugen. Nachträglich betrachtet war es somit eine sehr gute Entscheidung, Overlord nicht krampfhaft ins Cloverfield-Universum einzugliedern. Für sich selbst stehend funktioniert er ohne große Twists oder versteckte Zusammenhänge nämlich ausgezeichnet als brutaler Kriegsfilm, der es gekonnt versteht, Action und Horror fließend ineinander zu verweben und ohne große Ansprüche sehr gut zu unterhalten.

 

Bewertung

Spannung Rating: 3 von 5
Atmosphäre Rating: 3 von 5
Gewalt  rating4_5
Ekel  Rating: 2 von 5
Story  Rating: 3 von 5

Seit 21. März 2019 im Handel:

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Bildquelle: Operation: Overlord © Paramount Pictures

Horrorfilme sind für mich die beste Möglichkeit, die Grenzen des Zumutbaren und des eigenen Sehvergnügens auszuloten und neu zu definieren. Außerdem gibt es kaum ein anderes Genre, das so viele verschiedene gute Ideen, Möglichkeiten und Geschichten hervorbringen kann, da, ähnlich wie im Science-Fiction, einfach alles möglich ist. Es ist faszinierend, wie stark einen gute Horrorfilme in ihren Bann ziehen können und dabei sowohl schockieren als auch unterhalten.

...und was meinst du?