Kritik

Re-Animator (1985) – Review

Mit Re-Animator präsentierte das Splatter-Dream-Team Gordon/Yuzna 1985 seine erste Kollaboration. Der bis 2013 indizierte Schmuddelstreifen rund um ein irres Genie, einen Kopflosen und grellgrün leuchtende Infusionen wird bis heute als Trash gehandelt – völlig zu Unrecht!

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

Re-Animator
USA
82 Minuten
Stuart Gordon
Dennis Paoli, William J. Norris, Stuart Gordon
Jeffrey Combs, Barbara Crampton u.a.

Inhalt

Als Medizinstudent Daniel Cain (Bruce Abbot, Bride of Re-Animator) den kauzigen Kommilitonen Herbert West (Jeffrey Combs, The Frighteners, From Beyond – Aliens des Grauens) als Untermieter einziehen lässt, ahnt er noch nicht, dass dies der Beginn eines aberwitzigen Albtraums ist. West, der nach einem Zwischenfall an der Universität Zürich zum Studium nach Arkham kam, verfolgt wie besessen ein obskures Projekt: Die Entwicklung eines Serums, welches die Toten wieder zum Leben erweckt. Als er Daniel in seine Versuche miteinbezieht und die beiden an dessen verstorbener Katze zu experimentieren beginnen, spitzt sich die Situation zu. Denn nicht nur werden sie von Dekanstochter Megan (Barbara Crampton, Chopping Mall), mit der Daniel ein Verhältnis hat, überrascht und der Universität verwiesen, sondern mit ersten Erfolgen wächst auch ihre Skrupellosigkeit. Daniel hat weiterhin Zugang zur universitären Leichenhalle, und die beiden setzen eine Kettenreaktion in Gang, die sie nicht mehr zu beherrschen vermögen. Die wiedererweckten Körper erweisen sich als unkontrollierbar und bald tritt auch Dozent Dr. Hill (David Gale, Bride of Re-Animator), mit dem West in Zwist liegt, als teuflischer Gegenspieler auf den Plan. Er will das Serum für seine eigenen, unmoralischen Zwecke nutzen…

Kritik

Re-Animator stellt den Auftakt der erfolgreichen Zusammenarbeit Stuart Gordons (Fortress – die Festung) und Brian Yuznas (Dagon, Arachnid) dar, die weitere Lovecraft-inspirierte Genreklassiker wie From Beyond – Aliens des Grauens und Castle Freak hervorbrachte. Jeffrey Combs, der Herbert West auch in beiden Sequels verkörpert, gehört ebenso wie Barbara Crampton zur Stammbesetzung der beiden. Und zu Recht ist es Combs, den Gordon und Yuzna in aller Regel dazu auserwählen, ihre Filme schauspielerisch tragen zu müssen. Mit seiner mal bedrohlich-lauernden, mal wahnhaft aufgedrehten Art verkörpert er wie kein zweiter das Genie am Rande des Wahnsinns. Doch auch sonst muss sich die Besetzung des mit einem Budget von unter einer Million Dollar sehr günstig abgedrehten Re-Animator nicht verstecken: Die übrigen Schauspielenden machen ihre Sache durchgehend überraschend gut – allen voran David Gale in seiner Rolle als erbarmungsloser und später kopfloser Hypnotiseur Dr. Hill.

Überhaupt leistet Re-Animator absolut Bemerkenswertes im B-Movie-Sektor. Der Film findet, getrieben von Richard Bands (Ghoulies, Troll) hektisch-geisterhaftem Score, seinen eigenen Rhythmus. Er führt den Zuschauer in genüsslich getaktetem Tempo ins unvermeidliche Fiasko, ohne dabei jedoch zu aufgedreht zu wirken. Re-Animator ist lustig, und zwar auf eine geschmacklose, aber wohltuend gruselige Art. Anstelle überdrehter Albernheiten ergibt sich die Komik zumeist aus Combs und/oder Gales skurrilem Spiel im Angesicht grotesker Situationen. Als Höhepunkt dessen können die Szenen gelten, in denen der kopflose Körper Hills sein eigenes Haupt umherträgt und mit Blut und Serum versorgt. Als der zerteilte Hypnotiseur schließlich der entblößten Megan seine Liebe gesteht und sich – den Kopf in den Händen – sexuell an ihr vergeht, treffen Komik und Bestürzung in der Magengrube des Zuschauers aufeinander. Obwohl Re-Animator wirklich Spaß macht, dekonstruiert er dadurch nicht den Horror, der von ihm ausgeht – er verdreht ihn in eine Karikatur voller distinguierter Geschmacklosigkeit.

Gleich zu Beginn des Films illustriert Re-Animator, dass er in Sachen Splatter keine Gefangenen zu machen gedenkt: Jener Vorfall in Zürich, der West das Land verlassen ließ, umfasst das detailliert inszenierte Platzen der Augen seines ehemaligen Professors. Auch das reguläre Anatomie-Seminar Dr. Hills gestaltet sich bereits überaus unangenehm, scheint der Doktor seine Objekte doch mit sadistischer Freude auseinanderzunehmen. Ihren Höhepunkt finden die handgemachten Spezialeffekte aber natürlich in den Körpern der Reanimierten. Freiliegende Gehirne, gewaltige Platzwunden und Blutströme aus den verschiedensten Körperöffnungen – hier wurde sich ausgetobt. Und wenn auch der Computereffekt-verwöhnte Kinogänger der Gegenwart die eine oder andere wenig überzeugend geschminkte Körperpartie zu entdecken vermag, lässt sich definitiv festhalten: Re-Animator ist gut gealtert und vermag auch heute noch, Fans handgemachten Splatters zu erfreuen. Die rohe Unbeholfenheit, mit der die wiedererweckten Leichen ihrem orientierungslosen Rasen freien Lauf lassen, tut ihr Übriges, um eine wirklich unangenehme Stimmung zu erzeugen – zur Abscheu mischt sich Mitleid.

Fazit

Mit Re-Animator bewältigen Gordon und Yuzna erfolgreich den schwierigen Spagat zwischen humorvoller Unterhaltung und Body Horror, der betroffen macht. Die mit gutem Gespür inszenierte Billigproduktion sticht wohltuend aus anderen Low-Budget-Streifen ihrer Zeit hervor – den Ruf als Trash trägt der Film völlig zu Unrecht. Eine schaurig-karikatureske Phantasmagorie aus grellgrünem Licht und Körperteilen!

 

Bewertung

Spannung Rating: 3 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt  rating4_5
Ekel  Rating: 4 von 5
Story  Rating: 3 von 5

Bildquelle: Re-Animator © Capelight Pictures

Horrorfilme… sind die audiovisuelle Adaption des gesellschaftlich Abgestoßenen, Verdrängten und/oder Unerwünschten, das in der einen oder anderen Gestalt immer wieder einen Weg zurückfindet.

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