Hellboy
Kritik

Hellboy – Call of Darkness (2019) – Review

Nach zehn Jahren Abstinenz kehrt Hellboy zurück auf die Leinwände. Dieses Mal jedoch in Form eines Reboots, mit neuer Regie, neuen Darstellern und weitaus mehr Blutvergießen. Unser Hellboy-Fachexperte hat sich dem Film angenommen und war, entgegen aller bisherigen Kritiken, begeistert.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Vorlage:
Cast:
VÖ:

Hellboy
USA/Großbritannien/Bulgarien
120 Minuten
Neil Marshall
Andrew Cosby
Comic „Hellboy“ von Mike Mignola
David Harbour, Milla Jovovich, Ian McShane u.a.
Seit 11.04.2019 im Kino

Als 2015 bekannt wurde, dass Ghostbusters ein Reboot mit ausschließlich weiblicher Besetzung erhalten sollte, waren die darauf folgenden Reaktionen seitens der Fans des Originals alles andere als positiv und ein Sturm der Entrüstung zog wütend durch das Internet. Gleiches Schicksal teilte auch das nun erschienene Reboot von Hellboy. Nach der finalen Absage eines dritten, abschließenden Teils in Guillermo del Toros Hellboy-Trilogie kochten die Gemüter im sozialen Netzwerk über. Zu groß war die Enttäuschung über diese Entscheidung, da sich del Toros Adaption, nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch bei Kritikern gleichermaßen großer Beliebtheit erfreute. Die Wogen wurden auch nicht geglättet, als man sich entschloss das Franchise einer Frischzellenkur zu unterziehen und mit einem dabei gänzlich düsteren Ton zu versehen. Komplett mit neuer Besetzung und Regie. Doch wie einst bei Ghostbusters wurde der Film dennoch verdammt noch bevor er überhaupt gedreht wurde. Als Hellboy schließlich veröffentlicht wurde, scheiterte er härter an den Kinokassen als erwartet. Aber ist der Film nun wirklich so schlimm wie alle behaupten?

Die Story rund um den Film ist eigentlich schnell erzählt. Einst herrschte eine böse Hexe mit dem Namen Nimue, auch die Blutkönigin genannt, über England und drohte damit die Welt in vollkommene Verdammnis zu stürzen. Doch bevor dies geschehen konnte, wurde Nimue von König Arthur und dem mächtigen Zauberer Merlin mit Hilfe des Schwertes Excalibur enthauptet und anschließend in Stücke gehackt. Die Stücke wurden in Kisten gesperrt, mit Zaubersprüchen versiegelt und anschließend in ganz Europa verteilt, wo niemand sie je finden sollte. Genau 200 Jahre später jedoch passierte genau das und Nimue ist auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Nur der Halbdämon und Mitglied der B.U.A.P (Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen) Hellboy kann die Apokalypse stoppen. Mit Hilfe der Hellseherin Alice und dem Elitesoldaten Ben macht sich Hellboy auf, Nimue ein für alle Mal zu vernichten. Das Problem bei der Sache ist nur, dass Hellboy genau derjenige ist, den Nimue braucht um den Weltuntergang einzuläuten.

Ich will gar nicht groß um den heißen Brei herum reden. In meinen Augen ist der Film nicht das große Debakel, wie es von vielen Kritikern dargestellt wird. Hellboy ist nicht perfekt, dennoch kann und will ich dem Reboot nicht vorhalten, dass es versucht sich von den bisherigen Verfilmungen zu unterscheiden. Ganz im Gegenteil: Gerade der erfrischend neue Touch gibt dem Ganzen eine völlig eigene Note. Anstelle der fantasievollen und teilweise farbenprächtigen Welt von Guillermo del Toro entfacht der Film im wahrsten Sinne des Wortes ein Fegefeuer und präsentiert sich viel mehr als sowohl düsterer als auch actionlastiger 80er Jahre Horrorfilm, angesiedelt in einer völlig neuen und vor allem brutalen Welt. Ein dickes Halleluja dafür. Als langjähriger Fan der Dark Horse Comics fehlte mir stets dieser Aspekt in den bisherigen Filmen. Was natürlich nicht heißen soll, dass mir diese missfallen haben. Ich liebe del Toros Umsetzung des Stoffes. Jedoch habe ich seine Verfilmungen stets als eigenständige Interpretationen betrachtet, fernab der eigentlichen Vorlage. Die Comics von Schöpfer Mike Mignola waren durchzogen von einem düsteren, gothic-artigen, teils rabiaten Grundton, welcher in den bisherigen Filmen nie vollends zu Geltung kam. Das Ende der Welt ist nun mal kein Sonntagsspaziergang.

Um den richtigen Ton zu treffen, entschied man sich deshalb eng mit Mignola zusammenzuarbeiten. Der Autor warf über jeden Entwurf einen prüfenden Blick und gab kreative Ratschläge was man ändern oder hinzufügen könnte, um seine Welt auf die Leinwand zu bringen. Ich finde es immer lobenswert, wenn sich Filmemacher mit den kreativen Köpfen der Vorlage zusammensetzen, um dadurch dem Ausgangsmaterial näher zu kommen. In diesem Fall wurden ganze Teile und Textpassagen aus den Comics 1:1 auf die Leinwand gezaubert. Das Ergebnis überzeugt durch seine Zusammensetzung verschiedener Kurzgeschichten, welche mit einem roten Faden rund um die Blutkönigin verbunden wurden. So springt der Film quasi von einem kleinen Highlight zum Nächsten, ohne dabei die eigentliche Geschichte aus den Augen zu verlieren. Das kann man mögen oder nicht, wirkt auf mich jedoch passend, da die Comics sich auch in jenem Erzählstil präsentieren.

Hellboy

Doch was wäre eine Präsentation ohne seinen Präsentator: Hellboy, dem Dämon aus der Hölle. Geboren, um die Erde ins Chaos zu stürzen und die Menschheit zu versklaven, nur um mal eben den ganzen apokalyptischen Kram über den Haufen zu werfen und sich stattdessen auf die Beseitigung von paranormalen Ungeziefer zu spezialisieren. Anstatt Ron Perlman erneut in das Make-Up des roten Teufels zu stecken, verpflichtete man stattdessen Stranger-Things-Star David Harbour, was für viel Aufregung sorgte. Hinterließ Perlman doch mehr als einen bleibenden Eindruck, er wurde zur Manifestation der Comicfigur, ähnlich wie Iron Man oder Captain America. Und ja, dem kann ich nur zustimmen. Doch David Harbours Version passt meinem Erachten nach einfach besser ins Gesamtbild. Wo Perlman noch die menschliche Seite Hellboys präsentiert, ist Harbour das Monster das nachts unter dem Bett lauert. Eine fluchendes, von Narben zerfressendes, Tequila trinkendes Ungetüm, welches gut in ein Rob-Zombie-Video passen würde.

Ebenso würde auch der angepeilte Härtegrad gut zu Rob Zombie passen. Die wunderbar skurril anmutenden Monster wie die russische Hexe Baba Jaga oder der Mensch-Eber-Hybrid Gruagach dürfen sich dieses Mal so richtig austoben, was sie schlussendlich auch tun. Es wird gehackt, zerrissen, zerstückelt, zerquetscht, erstochen, erschossen – einfach alles Erdenkliche, was man mit einem menschlichen Körper anstellen kann. Kein Wunder bei einem Regisseur wie Neil Marshall, der sich dank Filmen wie Dog Soldiers, The Descent oder Doomsday bestens mit der roten Suppe auskennt. Leider entschied sich das Studio für die preiswerte Variante, die sich in all ihrer verpixelten Schönheit zeigt und durch recht rückständig wirkendes CGI die Illusionen ein wenig kaputt macht. Obwohl stellenweise beeindruckend genutzt, wäre ein vollständiger Einsatz von Kostümen und Requisiten mit Sicherheit die bessere Wahl gewesen.

Fazit

Trotz knackiger Action, einer Menge Blut und einem düsteren Setting ist Hellboy am Ende wohl eher nur ein Film für Hardcore-Fans der Comics.

 

Bewertung

Spannung Rating: 1 von 5
Atmosphäre Rating: 2 von 5
Gewalt  rating4_5
Ekel  Rating: 1 von 5
Story  Rating: 3 von 5

Bildquelle: Hellboy © Universum Film GmbH

Horrorfilme sind wie Essen. Zwischen dem immer gleichschmeckenden Fast Food, gibt es auch mal kulinarische Höhepunkte, die es aber nur zu Erkunden gibt, wenn man sich auch mal traut, etwas Neues auszuprobieren.

One Comment

...und was meinst du?