Friedhof der Kuscheltiere
Kritik

Friedhof der Kuscheltiere (2019) – Review

Manchmal ist der Tod besser“ – gilt das auch für die Neuverfilmung von Stephen Kings Friedhof der Kuscheltiere oder glückt die Wiederauferstehung des Klassikers?

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Vorlage:
Cast:
VÖ:

Pet Sematary
USA
101 Minuten
Kevin Kölsch, Dennis Widmyer
Jeff Buhler
Roman „Friedhof der Kuscheltiere“ von Stephen King
Jason Clarke, Amy Seimetz, John Lithgow u.a.
Ab 04.04.2019 im Kino

Inhalt

Louis und Rachel Creed ziehen gemeinsam mit ihren Kindern aus dem hektischen Boston ins beschauliche Ludlow, Maine. In den Wäldern nahe ihrem neuen Haus entdecken sie einen unheimlichen Ort, den Friedhof der Kuscheltiere, an den die Menschen der Umgebung ihre verstorbenen Haustiere bringen. Nachdem Familienkater Church von einem der Trucks überfahren wird, die über die angrenzende Schnellstraße brettern, will Louis auch ihn dort begraben. Doch sein Nachbar, der alte Jud, weist ihm einen anderen Platz, tief in den Wäldern verborgen. Als der struppige Kater kurz darauf ein wenig aggressiv, aber quicklebendig wieder bei der Familie aufschlägt, scheint Jud nicht überrascht zu sein. Wenig später erschüttert ein weiterer schrecklicher Unfall die Familie und der verzweifelte Louis ist in seiner Trauer zu allem bereit. Doch auch er muss lernen, dass der Tod manchmal besser ist …

Kritik

Zugegeben, Mary Lamberts Adaption von Friedhof der Kuscheltiere aus dem Jahr 1989 sticht aus der Masse grausiger Stephen-King-Verfilmungen deutlich heraus, ein unangefochtenes Meisterwerk ist der Streifen aber auch nicht gerade. Im Zuge des aktuellen King-Hypes trifft es mit Pet Sematary also einen Stoff, aus dem man – vor allem mit dem entsprechenden Budget – noch einiges herausholen könnte.

Friedhof der Kuscheltiere

Die Neuauflage erzählt den Stoff rund um wiederauferstehende Tote und ihre schuldgeplagten Angehörigen als klassische Gruselgeschichte. Lange Kamerafahrten über dunkle Wälder, nächtliche Friedhöfe mit schiefgezimmerten Holzkreuzen, Kinder in grotesken Tiermasken und knarzende Dachböden stimmen entsprechend ein und auch mit unheilvollen Nebelschwaden spart Friedhof der Kuscheltiere nicht. Um psychologische Metaebenen geht es hier weniger, obgleich die unglückselige Familie Creed dem Zuschauer unweigerlich ans Herz wächst. Die Neuverfilmung setzt stattdessen auf geradlinigen, ehrlichen – und bisweilen auch etwas altmodisch anmutenden – Horror, bei dem sich zwar niemand in seinen Kinosessel krallen muss, der aber dennoch atmosphärische Unterhaltung liefert. Obwohl der schmale Grat zwischen Genremoment und Klischee bisweilen überschritten wird, gleicht Friedhof der Kuscheltiere seine mangelnde Innovation durch handwerkliches Können aus und erschafft so einige erinnerungswürdige Szenen.

Friedhof der Kuscheltiere

Der tragische Grundton, der über der kompletten Geschichte hängt, lässt in keinem Moment wirklich nach und sorgt für eine bedrückende Stimmung. Die Protagonisten scheinen von Trauer und Schuldgefühlen bestimmt zu werden, treffen konsequent die falschen Entscheidungen und richten damit, ohne es zu wollen, nur noch größeren Schaden an. Der Unstern, der über der Familie steht, scheint auch mit dem alten Indianerfriedhof zusammenzuhängen, der auf dem weitläufigen Grundstück der Creeds liegt. Dunkle Geschichten über einen bösen Geist, den Wendigo, ranken sich um diese Begräbnisstätte. Die unheilvolle Präsenz, welche die bedauernswerte Familie heimsucht, hat indes viele Gesichter. Louis‘ Träume bestimmt sie in Gestalt eines grausig entstellten Unfallopfers, das er nicht retten konnte, Rachel wird in beängstigenden Halluzinationen von ihrer kranken Schwester terrorisiert, für deren frühen Tod sie sich verantwortlich fühlt.

Geschickt spielt das horrorerprobte Regieduo Kevin Kölsch und Dennis Widmyer (beide Starry Eyes und Holidays) mit den Handlungssträngen des Romans. Dabei halten sie sich – zum Glück – nicht sklavisch an ihre literarische Vorlage, sondern erkennen Schwächen und passen die Geschichte entsprechend an. Für den Film erweist sich das als eine goldrichtige Entscheidung. Als mutigste King-Verfilmung aller Zeiten wird Friedhof der Kuscheltiere zwar dennoch nicht in die Geschichte eingehen, sie funktioniert an einigen Stellen aber deutlich besser als die von Lambert. Doch auch Fans des Klassikers dürften in der Neuauflage auf ihre Kosten kommen, denn die beiden Regisseure bauen einige klare Verweise auf den Vorgänger ein, die als Hommage funktionieren – aber auch gekonnt mit den Zuschauererwartungen spielen.

Friedhof der Kuscheltiere

Fazit

Die Neuverfilmung lässt Stephen Kings düstere Geschichte wieder auferstehen und macht sie einem neuen Publikum zugänglich. Friedhof der Kuscheltiere ist routiniert inszeniert und funktioniert durchaus als klassische Gruselgeschichte, bleibt aber letztlich etwas charakterlos und blass.

Bewertung

Spannung Rating: 2 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt  Rating: 2 von 5
Ekel  Rating: 1 von 5
Story  Rating: 4 von 5

Bildquelle: Friedhof der Kuscheltiere © Paramount Pictures

Horrorfilme… sind die Suche nach Erfahrungen, die man im echten Leben nicht machen möchte. Sie bilden individuelle wie kollektive Ängste ab, zwingen uns zur Auseinandersetzung mit Verdrängtem und kulturell Unerwünschtem – und werden dennoch zur Quelle eines unheimlichen Vergnügens.

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