Dragged Across Concrete
Kritik

Dragged Across Concrete (2018) – Review

S. Craig Zahler meldet sich mit seinem mittlerweile dritten Spielfilm zurück: Dragged Across Concrete ist ein knüppelharter Heist-Thriller der alten Schule, der alles ist, nur nicht langweilig.

Originaltitel:
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Cast:
VÖ:

Dragged Across Concrete
Kanada/USA
159 Minuten
S. Craig Zahler
S. Craig Zahler
Mel Gibson, Vince Vaughn, Tory Kittles u.a.
Ab 27.09.2019 im Handel

Gesehen bei den Fantasy Filmfest Nights am 14. April in Berlin.

Die Cops Brett Ridgeman (Mel Gibson) und Anthony Lurasetti (Vince Vaughn) sind bekannt dafür, bei ihrer Arbeit nicht gerade mit Samthandschuhen vorzugehen. Als die beiden jedoch bei einem Einsatz erneut zu rabiaten Mitteln greifen, werden sie kurzerhand sechs Wochen vom Dienst suspendiert. Unbezahlt versteht sich. Weil sie aber die Stunden und das damit verbundene Gehalt gerade dringend nötig haben, beschließen sie, nur für ein einziges Mal, auf der anderen Seite des Gesetzes zu stehen, um den vermeintlichen Drogendealer Vogelmann (Thomas Kretschmann) auszunehmen. Was auf den ersten Blick wie ein Kinderspiel aussieht, entwickelt sich für die beiden zu einem wahrlich riskanten Unterfangen und die gesamte Situation eskaliert.

Ich will eines vorweg nehmen: Dragged Across Concrete ist kein gewöhnlicher Crime-Thriller, der mit wilden Schießereien, gefährlichen Verfolgungsjagden oder super-coolen Gangstern auf sich aufmerksam macht. Es gibt keine Gewinner oder Verlierer. Der Film bietet keine großen Momente oder Emotionen. Er ist kalt, gefühlsarm, unberechenbar und hart wie ein Stein. S. Craig Zahler hat einen Film kreiert, wie ich ihn seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen habe und mit Sicherheit lange nicht mehr sehen werde.

Mit Mel Gibson und Vince Vaughn als Hauptdarsteller hat Zahler dabei einen absoluten Volltreffer gelandet. Während Vaughn bereits in Brawl in Cell Block 99 mit dem Ausnahmeregisseur zusammengearbeitet und sich die Seele aus dem Leib gespielt hat, konnte Gibson erneut unter Beweis stellen, was für ein unglaublich begabter Schauspieler er ist – kontrovers aber talentiert. Wie zwei aus der Zeit gefallene Machos mit harter Miene, einem lässigen Spruch auf den Lippen und einer eher antiquierten Ansicht über Recht und Ordnung passen sie vielmehr in die Zeit von Dirty Harry, French Connection oder Bad Lieutenant.

Dragged Across Concrete

Und genau so fühlt sich auch der Film an, „oldschool“, um es mal vornehm auszudrücken. Zahler legt viel Wert auf Charaktere anstelle von Schauwerten und schraubt das Tempo für seine zwei Protagonisten mehrere Gänge runter, ohne dabei an Spannung zu verlieren. Ganz im Gegenteil, so sind es gerade die „stillen“ Momente, die den Film umso interessanter machen. Momente in denen sie nichts weiter machen, als im Auto zu sitzen, zu warten, zu essen und miteinander zu reden. Darüber, was es heißt sich nicht gewürdigt zu fühlen, sich Tag für Tag den Arsch aufzureißen für einen Hungerlohn als Straßenpolizist, über private Nöte und Krisen oder den alltäglichen Wahnsinn. Dass dies so wunderbar funktioniert, liegt vorrangig an der Chemie zwischen Gibson und Vaughn, die sich seit den Dreharbeiten von Hacksaw Ridge kennen. So wirkt auch der stellenweise präzise platzierte Humor nie überflüssig und umwirbt den Zuschauer mit einem fast schon unwirklichen Sinn für Sicherheit.

Dragged Across Concrete

Aber keine Angst. Die Gewalt kommt und das nicht zu kurz. Zwar sind die Eskalationen eher von kurzer Dauer, dafür sitzen sie ordentlich. Abgetrennte Gliedmaßen finden genauso ihren Weg auf die Leinwand wie Lungenschüsse, Kerle, die an ihrem eigenen Blut ersticken und aufgeschnittene Bäuche. Es ist, vorsichtig ausgedrückt, fast schon erfrischend wie realistisch sich die einzelnen Konfrontationen anfühlen und sich nicht in die Länge ziehen, nur um dabei an Substanz und Glaubwürdigkeit zu verlieren. Wenn Menschen sterben, dann nicht auf irgendeine heroische Art und Weise, sondern still, schnell und unvorhersehbar. Es gibt keine letzten Worte oder theatralische Musik. Man stirbt einfach, wenn auch nicht ganz unverdient.

So bleibt am Ende ein Neo-Noir-Thriller, der einen immer wieder aus der Trance reißt und einem wortwörtlichen über den rauen Asphalt zieht. Vielleicht kein Film für die breite Masse und dennoch einer der lange nachhallt. Dragged Across Concrete ist ein Relikt aus einer vergangenen Zeit, genauso wie seine Figuren – eine Zeit schnörkelloser Action-Thriller, in die ich mich von Zahler gerne entführen lasse.

 

Bewertung

Spannung Rating: 4 von 5
Atmosphäre Rating: 0 von 5
Gewalt  Rating: 5 von 5
Ekel  Rating: 0 von 5
Story  Rating: 5 von 5

Ab 27. September 2019 im Handel:

Dragged Across Concrete Dragged Across Concrete

Bildquelle: Dragged Across Concrete © Universum Film GmbH

Horrorfilme sind wie Essen. Zwischen dem immer gleichschmeckenden Fast Food, gibt es auch mal kulinarische Höhepunkte, die es aber nur zu Erkunden gibt, wenn man sich auch mal traut, etwas Neues auszuprobieren.

One Comment

...und was meinst du?