Upgrade
Kritik

Upgrade (2018) – Review

Leigh Whannell (Saw) und Jason Blum (Get Out) schicken Logan Marshall-Green (The Invitation) als Mechaniker Grey Trace auf einen Rachefeldzug gegen die Mörder seiner Frau. Und Trace führt ein inneres Geheimnis mit sich: Ein Upgrade, das in seinen Körper verpflanzt wurde…

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VÖ:

Upgrade
USA
96 Minuten
Leigh Whannell
Leigh Whannell
Logan Marshall-Green, Betty Gabriel, Harrison Gilbertson u.a.
Ab 11.04.2019 im Handel

Hintergründe & Inhalt

Der technophobe Mechaniker Grey Trace (Logan Marshall-Green, The Invitation) und seine Frau Asha besuchen den genialen Erfinder Eron Keen (Harrison Gilbertson, Hounds of Love). Auf dem Heimweg werden die Beiden überfallen, Grey wird paralysiert und muss hilflos mit ansehen, wie seine Frau stirbt.

Als er im Krankenhaus wieder erwacht, ist er von den Schultern abwärts gelähmt und verbittert, denn die Polizei kann die Täter nicht finden. Doch Keen schlägt ihm vor, heimlich einen Computerchip in seinen Körper zu verpflanzen, dank dem er sich wieder bewegen kann. Nach der Operation vernimmt Grey eine Stimme, die sich „Stem“ (niederländisch für Stimme) nennt – der Chip ist eine hochintelligente Künstliche Intelligenz. Angetrieben von Stem macht sich Grey auf die Suche nach den Mördern  seiner Frau. Dank der KI entwickelt er erstaunliche Fähigkeiten, wobei sich Stem allerdings schon bald verselbstständigt. Doch auch die Mörder sind nicht untätig – und besitzen ebenfalls körperliche „Upgrades“…

Kritik

Leigh Whannell (Saw, Insidious) schrieb und drehte Upgrade und ließ sich dabei insbesondere von den geerdeten Sci-Fi-Klassikern der 1980er wie Mad Max, RoboCop und Terminator inspirieren. Die Filme haben es ihm neben ihrer bodenständigen Handlung auch dank ihrer praktischen Effekte angetan. In Upgrade verwendete er dementsprechend wesentlich mehr handgemachte als computergenerierte Effekte, wovon der Film zwar auch einen sparsamen, dafür aber umso gezielteren Gebrauch macht.

Sparsam ist ein wichtiges Wort bei Upgrade. Der Film wurde von Jason Blum (Get Out, Sinister) und seinem Studio Blumhouse sowie der australischen Filmförderung für ein Budget von lediglich fünf Millionen produziert. Dabei muss sich Upgrade weder optisch vor teureren Produktionen noch vor seinen Einflüssen verstecken. Zu Letzteren können sicherlich auch Cyberpunk-Filme wie Blade Runner oder Strange Days und Body-Horror wie Videodrome und eXistenZ gezählt werden.

Die Stadt der Zukunft: Melbourne, USA.

Leigh Whannell, in Melbourne geboren und aufgewachsen, wählte seine Heimatstadt als Drehort aus. Die Stadt im Südosten Australiens war für Whannell perfekt, denn sie wirkt auf eine natürliche Weise wie eine Stadt der Zukunft, auch wenn sie einige CGI-Upgrades erfuhr. Gerade dann, wenn sie in dunkle, düstere Farben getaucht ist, besitzt sie eine faszinierende Atmosphäre – und wurde per Drehbuch in eine dystopische Version der USA verlegt.

Die Zukunftsvision ist zwar nicht völlig entwickelt, dabei jedoch eine konsequente Fortführung aktueller Entwicklungen und Zustände. Die Schere zwischen Arm und Reich ist nach wie vor sichtbar vorhanden, die Polizei bemüht, aber den Hackern trotz Überwachungs-Dronen unterlegen; es hat sich also in mancherlei Hinsicht nicht viel verändert. Die virtuelle Realität ist allerdings nun ein tagelanger Trancezustand und die Technologie insgesamt deutlich fortgeschritten, sodass Grey Trace, der Oldtimer aufmöbelt und Rock ’n‘ Roll der 1950er hört, wie eine graue Spur längst vergangener Tage wirkt.

Ein Mann und sein Upgrade sehen rot.

Das Grundgerüst des Films ist dabei ein klassisches Revenge-Film-Konzept, wie es im 1974er Death Wish Ein Mann sieht rot gezeigt und seitdem immer wieder kopiert wurde. Das nutzte Whannell, um eine Geschichte zu entwickeln, die recht eindeutig dem Body-Horror zuzuschreiben ist. Wenn Trace Bekanntschaft mit seinem neuen, inneren Alter Ego macht, das auch gerne, gerade in brenzligen Situationen, selbstständig agiert, werden Erinnerungen an Videodrome wach, inklusive einer in den Körper eingebauten Feuerwaffe.

In den zahlreichen Actionszenen scheut sich Whannell nicht vor offen ausgespielter Brutalität, wobei Logan Marshall-Green beeindruckend fremdgesteuert wirkt. Er trainierte für den Part zwar einige Zeit, bringt daneben aber auch das nötige Talent mit. Diese Szenen und Bewegungsabläufe wirken so, als wären sie aus Eastern und Hongkong-Actionfilmen der 1980er und 90er entliehen. Viele dieser Szenen werden humoristisch durchbrochen, sodass sich obendrein Vergleiche zu Jackie Chan anbieten. Die Actionsequenzen sind gut choreografiert. Die Kameraführung überzeugt zwar nicht gänzlich, ist dafür in einigen Szenen allerdings sehr interessant; teilweise wirken die Bewegungsabläufe fast schon so, als wären sie auf organische Weise mit der Kameraführung synchronisiert. Um diesen Effekt zu erreichen, wurde ein an Marshall-Green befestigtes iPhone mit einer Kamera verbunden.

Detective Cortez (Betty Gabriel) ahnt nichts von Grey Traces (Logan Marshall-Green) neu gewonnenen Fähigkeiten.

Wäre Upgrade ein durchgängig ernsthaft gehaltener Film, wäre er vermutlich deutlich schwächer – vor allem kennt man das Thema des Helden, der von Null auf Hundert geht schon zur Genüge. Dank der ironischen Brechungen gewinnt der Film jedoch an Qualität, im selben Maße, wie durch das Thema des Body-Horrors. Grey Trace ist kein Fan der modernen Technik und muss damit zurechtkommen, dass er selbst die allerneueste Technik in seinem eigenen Körper trägt. Zu allem Überfluss ist diese dann noch um ein vielfaches intelligenter als er selbst. Auch das schneidet Whannell überzeugend an, in visueller wie narrativer Form. Es wirkt nicht aufgesetzt, sondern wie ein homogener Teil der Handlung.

Fazit

Leigh Whannell verpasst in Upgrade den Genres Cyberpunk, Revenge-Film und Body-Horror keine wirklichen Upgrades. Dennoch hat er mit dem Genre-Mix für ein schmales Budget einen ebenso spannenden wie aktionsreichen Film gedreht. Dabei unterhält der stark an das 80er Jahre-Kino angelehnte Film auf einem guten Niveau, ohne langweilig zu werden. Ich muss Whannell und Blum attestieren, dass sie alles aus dem Budget herausgeholt haben. So muss ein B-Movie aussehen!

Bewertung

Spannung Rating: 4 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt  Rating: 3 von 5
Ekel  Rating: 1 von 5
Story  Rating: 3 von 5

Bildquelle: Upgrade  © Universal Pictures Germany

Ab 11.04. im Handel:

 

Horrorfilme sind eines der Genres des Films, den ich in seiner Gesamtheit seit meiner frühesten Kindheit und der ersten Begegnung mit den Kreaturen des Ray Harryhausen fast schon abgöttisch liebe. Im Horrorfilm taucht der Zuschauer nicht nur bis zu den Abgründen der menschlichen Seele, sondern häufig weitaus tiefer.

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