Cannibals and Carpet Fitters
Kritik

Cannibals and Carpet Fitters (2017) – Review

Die Backwoods liegen diesmal irgendwo inmitten Englands. Dort bekommen es Teppichleger mit Kannibalen zu tun. Ein britisch-böse-bissig-brutales B-Movie.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

Cannibals and Carpet Fitters
Großbritannien
83 Minuten
James Bushe
Richard Lee O’Donnell
Darren Sean Enright, Richard Lee O’Donnell, Jenny Stokes u.a.

Inhalt

Cupid Carpets ist eine Teppichleger-Firma irgendwo in England. Sie bekommen einen größeren Auftrag von der freundlichen, alten Mrs. Hanning, die in einem abgelegenen Haus wohnt. Zuerst rücken die toughe Tasha (Martial-Arts-Performerin Zara Phythian, Doctor Strange) und der Frauenheld Chris an. Schon bald merken die beiden, dass etwas mit den Bewohnern, vor allem mit den erwachsenen, zurückgeblieben wirkenden Söhnen der netten, alten Dame nicht stimmt. Dass vor wenigen Stunden eine junge Frau in eben diesem Haus erst ins Jenseits und dann auf den Esstisch befördert wurde, ist ihnen natürlich nicht bewusst.

Auch Colin und Dean (Darren Sean Enright und Richard Lee O’Donnell), die Kollegen der beiden, wissen nichts von den ungesunden Neigungen der Familie. Noch nicht. Doch Mrs. Hanning hat mit ihnen bereits den Speiseplan für die nächsten Tage ins Haus bestellt. Das Haus der Hannings erweist sich als tödliche Falle – und schon bald entbrennt ein mörderischer Kampf zwischen Teppichlegern und Kannibalen. Dabei ist vor allem eines klar: Teppichleger weinen nicht …

Kritik

Cannibals & Carpet Fitters ist die Spielfilm-Adaption des gleichnamigen Kurzfilms von Autor & Hauptdarsteller Richard Lee O’Donnell und Regisseur James Bushe, die hier ihr Spiefilm-Debüt abliefern. Neben den Hauptcharakteren (und deren Schauspielern) übertrugen die beiden auch einige Szenen und Handlungselemente in den Spielfilm. Zudem ist sowohl der grimmig-schwarz-britische Humor als auch die Atmosphäre gleich geblieben. Den Kurzfilm könnt ihr hier sehen und er lohnt sich durchaus:

Wie auch bei dem Kurzfilm funktionieren neben dem Humor auch die Gore-Effekte, die sehen sogar besser aus, als man es bei dem Budget erwarten könnte. James Bushe hat wirklich ein Händchen dafür, diese in Szene zu setzen. Die Höhe des Budgets wurde zwar nicht bekannt gegeben, gleichwohl handelt es sich um ein Kickstarter-Projekt, bei dem leider nicht einmal genügend Geld für ausführliche Proben gesammelt wurde. Das spürt man an der einen oder anderen Stelle, auch wenn die schauspielerischen Leistungen im Schnitt definitiv über dem Schnitt vergleichbarer Low-Budget-Produktionen liegen.

Die beiden Protagonisten Colin und Dean (Darren Sean Enright und Richard Lee O’Donnell, v.r.) samt Kampf… werkzeug.

Die Protagonisten sind zudem sympathisch genug, um mit ihnen mitzufiebern. Dass die Kannibalen-Familie etwas stereotyp daherkommt, mag dem Genre geschuldet sein, oder schlichtweg als Genre-Referenz gewertet werden. Das – mit Ausnahme der ebenso auf den ersten Blick netten wie tatsächlich soziopathischen Mrs. Hanning – die Charaktere sich so manches Mal in ihrer Dummheit gegenseitig übertreffen, dürfte zum einen am Genre, zum anderen am Subgenre, der Horror-Komödie, liegen. Wenn man ein Genre persifliert, sollte man auch mit den Genre-Klischees spielen, genau das machen O’Donnell und Bushe. Auch wenn der Film deshalb etwas vorhersehbar wirkt, aber auch das ist ein Teil des Vergnügens. Der Zuschauer weiß, was kommt, wenn ein Kannibale eine Machete hervorholt, der Nebencharakter vorerst nicht … Der Humor ist ebenso böse wie blutig.

Gruppenbild mit gespaltener Persönlichkeit.

Der Film erinnert dabei eher an Shaun of the Dead oder Tucker & Dale vs. Evil als an Wrong Turn oder The Hills Have Eyes. Dabei ist die Darstellung von Gore und Gewalt alles andere als zimperlich, der Film kann locker mit Wrong Turn mithalten. Die Gore-Effekte sind durchweg gelungen. Cannibals & Carpet Fitters verfügt obendrein über ein hohes Tempo, auch wenn hie und da der letzte Feinschliff fehlt. Auch das hätte man normalerweise in den Nachdrehs noch einmal überarbeiten können, die aber eben auch hohe Kosten verursachen.

Wenn man bedenkt, dass viele Hollywood-Produktionen mehrere Tage, manchmal sogar Wochen des Feinschliffs erleben, spricht das Resultat definitiv für die Macher. Der Film hat mir dann auch persönlich deutlich mehr Spaß gemacht, als die allermeisten Backwood-Horrorfilme. Und wenn man bedenkt, dass Cannibals & Carpet Fitters womöglich um die 100-150.000 britische Pfund gekostet hat (Kickstarter: 12.238 Pfund), während z.B. die Wrong Turn-Filme zwischen 1,2 und 12,6 Millionen gekostet haben, ist das definitiv ein Lob wert.

Mrs. Hanning (Jenny Stokes) beim Verkosten einer Spezialität.

Fazit

Wer ein kulinarisches Gourmet-Fest-Essen erwartet, das die Sinne erweitert, der wird wohl eher enttäuscht werden. Wer jedoch solide zubereitete, humoristisch gewürzte Hausmannskost mag, den erwartet mit Cannibals & Carpet Fitters durchaus ein Augen-Schmaus…

 

Bewertung

Spannung Rating: 3 von 5
Atmosphäre Rating: 3 von 5
Gewalt  Rating: 4 von 5
Ekel  Rating: 2 von 5
Story  Rating: 2 von 5

Bildquelle:Cannibals and Carpet Fitters © I-On New Media

Horrorfilme sind eines der Genres des Films, den ich in seiner Gesamtheit seit meiner frühesten Kindheit und der ersten Begegnung mit den Kreaturen des Ray Harryhausen fast schon abgöttisch liebe. Im Horrorfilm taucht der Zuschauer nicht nur bis zu den Abgründen der menschlichen Seele, sondern häufig weitaus tiefer.

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