Blob vs. Blob
Kritik

Blob – Schrecken ohne Namen (1958) vs. Der Blob (1988)

1958 machte ein außerirdischer Schleimklumpen wortwörtlich die Kinos unsicher. 30 Jahre später wurde der Sci-Fi-Horror Der Blob neu aufgesetzt. Wir machen den Vergleich.

Originaltitel:
Jahr:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

The Blob
1958
USA
86 Minuten
Irvin S. Yeaworth Jr., Russell S. Doughten Jr.
Theodore Simonson, Kay Linaker
Steve McQueen, Aneta Corsaut, Earl Rowe u.a.

Originaltitel:
Jahr:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

The Blob
1988
USA
95 Minuten
Chuck Russell
Chuck Russell, Frank Darabont
Shawnee Smith, Kevin Dillon, Donovan Leitch Jr. u.a.

Die 50er waren schon großartig. Ein goldenes Jahrzehnt voller Schmalztollen, Rock ’n‘ Roll und kitschigem Monster-B-Movie-Schlock. Klassische Schreckgestalten wie Universals Dracula, Frankensteins Monster oder Der Wolfsmensch wurden ersetzt durch radioaktiv verstrahlte Rieseneidechsen (Godzilla), Fischmenschen (Der Schrecken vom Amazonas) und Monster aus dem Weltall (Gefahr aus dem Weltall). Die Furcht vor dem Übernatürlichen wich jener vor dem kalten Krieg und der atomaren Bedrohung. Zu keiner anderen Zeit waren Autokinos beliebter und mit 3D-Filmen und anderen Gimmicks sollte der Kinobesuch zu einem spaßigen Erlebnis werden. Man vergaß für einen Moment die Angst vor dem, was in der Welt vor sich ging und genoss den Horror auf der Leinwand.

So wurden Monsterfilme zu einem kulturellen Phänomen, in denen einige namhafte Schauspieler und Schauspielerinnen ihre ersten Gehversuche machten. Clint Eastwood zum Beispiel spielte seine erste Rolle 1955 in Jack Arnolds Die Rache des Ungeheuers und war noch im selben Jahr als Pilot in Tarantula zu sehen, welcher ebenfalls von Arnold inszeniert wurde – beides jedoch ohne Erwähnung in den Credits. Einer der bekanntesten Filmstars der 60er und 70er konnte ebenfalls seine ersten Kinoerfahrungen als Hauptdarsteller in einem der bekanntesten Monsterfilme aller Zeiten sammeln: Steve McQueen (Papillon) in Blob – Schrecken ohne Namen.

Blob vs Blob
Steve McQueen in Blob (1958)

30 Jahre später waren Kinogänger nicht mehr so leicht zu erschrecken und so musste etwas Neues her. Warum also nicht den Slogan benutzen: Aus alt mach neu. Remakes von Horrorfilmen waren schon damals keine Seltenheit mehr. Doch waren nun, dank fortschreitender Entwicklung im Make-Up- und Special-Effects-Bereich, mehr Möglichkeiten gegeben, den Monster-Trash neu aufleben zu lassen. Und wie sie ihn haben aufleben lassen. Filme wie John Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt oder David Cronenbergs Die Fliege gehören heute zu den besten Horrorfilmen aller Zeiten. So war es kein Wunder, dass man sich auch The Blob zur Brust nahm und diesen einer Frischzellenkur unterzog. Mit einem höherem Budget, mehr Gore und Regie/Drehbuch von Chuck Russe und Frank Darabont, die schon mit A Nightmare on Elm Street 3: Dream Warrior überzeugten, konnte nichts schief gehen.

Werfen wir also einen Blick auf The Blob und schauen einmal, welcher Film sich besser gehalten hat. Das Original von 1958 oder das Remake von 1988?

Story

Im Grunde ist die Story beider Filme so gut wie identisch. Ein Objekt aus dem All landet in den Wäldern in der Nähe einer amerikanischen Kleinstadt. Ein alter Mann findet dieses und stellt fest, dass es sich dabei um einen kleinen Kometen handelt. Als er diesen genauer untersucht, bricht der Himmelskörper entzwei und gibt eine gallertartige Masse frei, welche sich um die Hand des Mannes schlingt. Aus Panik und vor Schmerzen wimmernd flieht der Mann durch den Wald und rennt dabei auf einer nahegelegenen Straße vor ein Auto. Die Insassen, ein junges Pärchen, bringen den Verletzten zu einem Arzt. Doch das ist noch nicht alles, es kommt noch dicker. Die Masse absorbiert jedes Lebewesen, das mit ihm in Kontakt kommt und so sieht sich schon bald die ganze Stadt mit dem unbekannten Etwas konfrontiert, ohne zu wissen, wie man es stoppen kann.

Das ist der Stoff, aus dem klassische B-Movies gemacht sind. Ein unbekanntes Wesen landet auf der Erde und tötet alles, was ihm in den Weg kommt. Diese Schlichtheit funktioniert im Remake bestens. Russells Film ist ein simpler Alien-Invasion-Film der alten Schule und gibt den Zuschauern, was sie erwarten. Es ist eine Story, die man gefühlte tausend Mal gesehen hat, welche einem aber trotz alledem immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Lediglich der Twist im letzten Akt wirkt etwas überzogen und schafft es nicht ganz zu überzeugen. Das tut dem Ganzen aber keinen Abbruch.

Beim Original sieht es jedoch schon anders aus. Obwohl es auch hier klar um einen Alien-Invasion-Film handelt, ist dieser Aspekt mehr Vorwand als Kern. Vielmehr steht hier der klassische Generationenkonflikt im Fokus des Geschehens. Den Teenagern wird bis zum finalen Akt kein Glauben geschenkt, ganz gleich wie verzweifelt sie sind. Die Erwachsenen versuchen immer, die Oberhand zu behalten, begreifen den Ernst der Lage aber erst, als es schon zu spät ist. Leider wirkt sich dieser Punkt auf das Tempo des Films aus. Wo das Remake rasant zur Sache geht, bremst das Original immer wieder aus und lässt seine Darsteller reden, reden, reden. So fehlt Blob leider ein echter Spannungsbogen, der die Zuschauer bis zum Finale bei der Stange hält.

Blob vs Blob
Der Blob! (1958)

Schauspiel

Steve McQueen: Actionstar und Hollywood-Legende. Der Schauspieler hat sich im Laufe seiner Karriere mehr als nur einen Status erarbeitet und so ist es kein Wunder, dass, wenn man von Blob redet, sein Name meist als erstes fällt. Er war und ist bis heute das Zugpferd des Films. Verständlich, da der Schauspieler im Original eine Screentime von gut 98% des Films für sich beansprucht. Wie die hellste Leuchte im Lampenladen schaffte es der bis dahin relativ unbekannte McQueen, mit seinem unwiderstehlichen Charisma den kompletten Cast im Regen stehen zu lassen. Eigentlich nicht verwunderlich, da bis auf McQueen eigentlich keiner so recht im Rampenlicht steht. Nicht einmal Co-Darstellerin Arneta Corsaut, welche lediglich eine gute Figur macht, aber ansonsten rein gar nichts beizutragen hat.

Einbezogen wird auch der Cast im Remake relativ wenig. Man verzichtete, im Gegensatz zu erfolgreichen Remakes wie Das Ding aus einer anderen Welt oder Die Fliege, auf einen oder mehrere bekannte Namen und konzentrierte sich auf frische Gesichter im Business. So machen zwar alle Darsteller einen für die Rolle angemessenen Job, jedoch ist jeder von ihnen komplett austauschbar und keiner tritt bemerkenswert hervor. Lediglich Hauptdarstellerin Shawnee Smith dürfte gerade dem jüngeren Publikum ein Begriff sein, welches die Schauspielerin aber eher mit ihrer Rolle in dem erfolgreichen Saw-Franchise assoziiert.

Einen Vorteil hat das Remake jedoch gegenüber dem Original. Alle Schauspieler befanden sich zumindest in der Nähe des Alters ihrer Rollen. Wie bis in die 90er üblich, wurden alle Teenager in B-Movies meist von weitaus älteren Darstellern gespielt, was oft zu Lachern führte. So war Steve McQueen beispielsweise während den Dreharbeiten als 17-jähriger Steve bereits 27 Jahre alt und verheiratet. Wer genau aufpasst, kann sogar dessen Ehering an der linken Hand ausmachen, da er sich weigerte, diesen beim Dreh abzulegen.

Blob vs Blob
Kevin Dillon und Shawnee Smith in Blob (1988)

Gore und Effekte

Geht es um das Thema Special Effects, hat das Remake eindeutig die Nase vorn. Make Up Artist Tony Gardner (Zombieland) und Practical Effects Creator Steve Benson (Tremors), die als Hauptverantwortliche für all den schleimigen Firlefanz die Sau raus lassen durften, haben durchaus weit mehr als nur einen guten Job gemacht. Während der Blob von 1958 eher an einen zu viel gekauten Kaugummi erinnert, fühlt sich hier das körperlose Ungetüm weitaus realistischer und furchteinflößender an. Körper werden nicht nur absorbiert, sondern auf grausame Weise langsam zersetzt, während die armen Opfer noch am Leben sind. Das sieht nicht nur super ekelhaft aus, sondern passt auch perfekt zum eher comicartigen Ton des Films.

Gerade hier muss man aber dennoch dem Original seine kreative Inszenierung zu Gute halten. Wurden Monster bis dahin oft von einem Schauspieler in einem Kostüm oder mittels Stop-Motion-Verfahren zum Leben erweckt, hat man sich mit dem gesichtslosen Ball aus Kaugummimasse schon etwas Neues einfallen lassen. Und das Ergebnis beeindruckt bis heute. Obwohl der Blob gerade einmal eine Spielzeit von sieben Minuten spendiert bekam, setzten sich diese weit vom Geschehen ab. Hier wurde die Spannungsschraube bis zum Anschlag hochgedreht und die wenige Screen-Time lässt das Monster umso bedrohlicher wirken. Besonders die berühmt berüchtigte Kinoszene ließ die Zuschauer zusammenzucken und verstört Richtung Projektor Raum blicken.

Blob vs Blob
Spezialeffekte in Blob (1988)

Fazit

Der Blob – Schrecken ohne Namen genießt, dank eines hervorragenden Hauptdarstellers und einer Menge Selbstironie, einen bis heute unangetasteten Kultstatus. Fans von klassischen Horrorfilmen sollten den Film mindestens einmal gesehen haben. Wer jedoch eher auf ein erstklassiges Creature Design steht und ein Faible für Horrorfilme aus den 80ern hat, kann getrost zum Remake greifen. So oder so ist für jeden etwas dabei.

Bildquelle: Blob – Schrecken ohne Namen © deutscher Verleih | Der Blob © 

Horrorfilme sind wie Essen. Zwischen dem immer gleichschmeckenden Fast Food, gibt es auch mal kulinarische Höhepunkte, die es aber nur zu Erkunden gibt, wenn man sich auch mal traut, etwas Neues auszuprobieren.

...und was meinst du?