Keepers - Die Leuchtturmwärter
Kritik

Keepers (2018) – Review

Eigentlich sollen die drei Leuchtturmwärter nur wie gewohnt ihren sechswöchigen Dienst auf einer kleinen Insel vor Schottland verrichten. Doch als die Männer eine Kiste voll mit Gold entdecken, greifen schon bald Gier, Misstrauen und Gewalt um sich. Keepers ist inspiriert von einem bis heute ungelösten Vermisstenfall, den Regisseur Nyholm als psychologischen Thriller inszeniert.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

The Vanishing (ehemals Keepers)
Großbritannien
101 Minuten
Kristoffer Nyholm
Joe Bone, Celyn Jones
Gerard Butler, Peter Mullan, Connor Swindells u.a.

Hintergründe & Inhalt

Der Grundplot von Keepers beruht auf einer wahren Begebenheit, die selbst schon unheimlich genug ist: dem Rätsel von Eilean Mòr. Im Jahr 1900 verschwanden drei Leuchtturmwärter spurlos von der winzigen schottischen Insel. Als ein Versorgungsschiff am 26. Dezember das ansonsten unbewohnte Eiland ansteuerte, fand man es verlassen vor und auch das nächtliche Leuchtfeuer war seit längerem erloschen. Der letzte Logbucheintrag, datiert auf den 15. Dezember, lautete: „Der Sturm ist vorbei, der Himmel ist ruhig. Gott wacht über allem.“ Das Verschwinden der Leuchtturmwärter konnte bis zum heutigen Tag nicht aufgeklärt werden, wenngleich es zahlreiche Theorien gibt, die von einem riesigen Seeungeheuer bis hin zu einer Alienentführung reichen.

Der dänische Regisseur Kristoffer Nyholm (Taboo) präsentiert mit seinem Spielfilmdebüt Keepers den ersten cineastischen Beitrag zum Rätsel von Eilean Mòr. Der raubeinige Seebär Thomas Marshall, der brave Familienvater James Ducat und der nervöse Frischling Donald McArthur treten wie gewohnt ihre sechswöchige Schicht auf der abgelegenen Insel an. Nach einem schweren Unwetter entdecken die Männer einen leblosen Seemann und eine Kiste voll mit Gold zwischen den Klippen. Thomas‘ Warnungen zum Trotz, beschließen James und Donald, den Schatz zu behalten. Die Ehrlichkeit und Loyalität der Gruppe wird schon bald auf eine harte Probe gestellt, denn Gier und Paranoia vernebeln den Verstand der Männer. Als einige Tage später ein Schiff auftaucht, dessen Besatzung eine besondere Kiste vermisst, entbrennt ein Kampf ums Überleben …

„The light will bring you home, the night won’t take you down.“

Das Set-Design weiß von der ersten Einstellung an zu überzeugen. Die felsige Insel inmitten der peitschenden Wellen vermittelt sofort einen Eindruck von der kargen Abgeschiedenheit, in der die Leuchtturmwärter ihre lange Schicht zubringen. Auch die Musik von Komponist Benjamin Wallfisch (Blade Runner 2049, A Cure for Welness) tritt angenehm reduziert auf und lässt die Umgebungsgeräusche wirken. Die raue schottische Landschaft liefert eine stimmungsvolle Kulisse, doch das eigentliche Highlight sind die Innenaufnahmen. Dafür wurde in mehreren historischen Leuchttürmen gedreht, von deren authentischer Ausstattung Keepers enorm profitiert. Da macht es schon Freude, den Männern einfach nur beim Kartoffelschälen in der alten Küche oder beim Entfachen des Leuchtfeuers zuzusehen. Die Ausleuchtung erhöht den besonderen Charme dieses Ortes noch, so wirken einige Momentaufnahmen beinahe wie Szenen aus einem vergilbten Ölgemälde.

Der Cast bestehend aus Peter Mullan (Children of Men), Gerard Butler (Wes Craven präsentiert Dracula) und Newcomer Connor Swindells passt hervorragend in dieses Setting. Die Gesichter von Mullan und Butler sind wettergegerbt wie nie, die zerklüftete Landschaft der Insel scheint sich in ihrer zerfurchten Haut wiederzufinden. Gerade Butler wirkt um Jahre gealtert, doch leider ist der Hollywood-Star abgesehen von seiner äußeren Erscheinung wenig überzeugend. Das liegt nicht an fehlendem Talent – ebenso wie seine Co-Stars gibt Butler alles – sondern an der schlecht geschriebenen Rolle, die er ausfüllen muss. Die Entwicklung der Figur vom gläubigen Familienvater über den mordenden Wahnsinnigen hin zum reuigen Sünder ist nicht glaubwürdig, dafür aber zunehmend nervenaufreibend.

Keepers - Die Leuchtturmwärter

Zwischen Slow-Burner und Stillstand

Entgegen der zahlreichen Legenden, die sich um das Verschwinden der Leuchtturmwärter ranken, wählt Nyholm für Keepers einen realistischen Erklärungsansatz. Dennoch verzichtet er nicht auf den subtilen Einsatz von Mystery-Elementen, die der unheilvollen Atmosphäre äußerst zuträglich sind und von denen auch die übrige Handlung profitiert. Das Unglück, welches die Männer noch erwartet, wird förmlich greifbar. Man sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass Keepers über weite Strecken ein ziemlicher Slow-Burner ist. Die wenigen handelnden Personen und das Netz, welches sich aus den gegenseitigen Vorwürfen und Täuschungen entspinnt, wirken geradezu kammerspielartig. Dabei verlässt sich der Film zu sehr auf seine unausgegorenen Hauptfiguren und vernachlässigt darüber die Handlung. Zwischen den wenigen Höhepunkten, in denen sich alles verdichtet, fehlt es darum schlichtweg an Tempo und Spannung. Diese Langatmigkeit geht zulasten der so mühsam gewebten Atmosphäre, so dass der Film hier einiges an Potential verschenkt.

Fazit

Das Rätsel von Eilean Mòr ist die ideale Vorlage für einen spannenden und atmosphärischen Thriller, so wundert es, dass der Stoff nicht schon viel früher verfilmt wurde. Leider lässt Nyholms Umsetzung trotz extrem dichter Atmosphäre und fähiger Schauspieler den nötigen Drive vermissen. Schön anzusehen ist Keepers allemal, ein bisschen Geduld wäre jedoch hilfreich.

Bewertung

Spannung Rating: 1 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt  Rating: 2 von 5
Ekel  Rating: 0 von 5
Story  Rating: 3 von 5

Bildquelle: KEEPERS – Die Leuchtturmwärter © Universum Film GmbH

Horrorfilme… sind die Suche nach Erfahrungen, die man im echten Leben nicht machen möchte. Sie bilden individuelle wie kollektive Ängste ab, zwingen uns zur Auseinandersetzung mit Verdrängtem und kulturell Unerwünschtem – und werden dennoch zur Quelle eines unheimlichen Vergnügens.

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