Asylum - Irrgarten des Schreckens
Kritik

Asylum (1972) – Review

Geschichten aus dem Irrenhaus: Der britische Episoden-Horrorfilm Asylum verspricht kurzweilige Unterhaltung für Freunde des gepflegten Grusels.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Cast:

Asylum
Großbritannien
88 Minuten
Roy Ward Baker
Robert Bloch
Peter Cushing, Herbert Lom, Charlotte Rampling u.a.

Inhalt & Hintergründe

Asylum ist ein Episoden-Horrorfilm und basiert auf vier Kurzgeschichten des Science-Fiction- und Horror-Autors Robert Bloch (Romanvorlage zu Psycho), die er für das Drehbuch miteinander verband. Dr. Martin, ein junger Nervenarzt, bewirbt sich um eine Anstellung in der psychiatrischen Anstalt Dunsmoor. Während des Vorstellungsgesprächs erfährt er, dass der vormalige Leiter dieser Einrichtung für unheilbar Kranke, Dr. Starr, über seiner Arbeit wahnsinnig geworden ist und inzwischen selbst zu den Patienten zählt. Dessen Vertreter Dr. Rutherford macht dem jungen Mann ein seltsames Angebot: Er soll sich die Geschichten von vier Patienten anhören und herausfinden, welcher von ihnen Dr. Starr ist. Falls er mit seiner Einschätzung richtig liegt, erhält er den Job. Dr. Martin zweifelt zwar, nimmt das Angebot aber dennoch an und gerät alsbald in einen Strudel aus Mord, Wahnsinn und Chaos.

In der Geschichte „Frozen Fear“ stiftet Bonnie ihren Geliebten zum Mord an seiner Ehefrau an, doch der Plan misslingt auf grausame Weise – der Schneider Bruno nimmt in „The Weird Tailor“ aus Geldnot einen Auftrag an, den er bitter bereuen wird – in „Lucy Comes to Stay“ steht die tablettensüchtige Barbara unter der Aufsicht ihres Bruders, aber kann die Alleinerbin seinen Absichten trauen? – Dr. Byron tüftelt in „Mannikins of Horror“ an winzigen Robotern mit menschlichen Köpfen und fleischlichem Innenleben, die er zum Leben erwecken will.

Gemeinsam mit Klassikern wie Die Todeskarten des Dr. Schreck, Geschichten aus der Gruft und Totentanz der Vampire ist Asylum Teil der Episodenhorror-Reihe von Amicus. Dass man den Film auf den ersten Blick glatt für eine Hammer-Produktion halten könnte, ist kein Zufall. Schließlich galt das britische Produktionsstudio Amicus in den 1970er Jahren als Konkurrent der wohl bekanntesten Horrorschmiede des Landes.

„Du hast nichts zu verlieren außer deinem Verstand.“

Der deutsche Alternativtitel des Films ist mit Asylum – Irrgarten des Schreckens ausnahmsweise gut geraten. Der junge Nervenarzt Dr. Martin muss miterleben, wie die Grenze zwischen Wahn und Wirklichkeit zunehmend verschwimmt und es keinen Ausweg mehr zu geben scheint. Zunächst versucht er noch, Diagnosen zu stellen, das Grauen mit seinen psychiatrischen Fachbegriffen zu exorzieren, doch letztlich bleibt nur die Kapitulation vor dem Unerklärbaren. Der Soundtrack spiegelt diese Entwicklung großartig wider. Schon in den Filmvorspann schallt warnend der Auftakt zu Mussorgskis Orchesterwerk „Eine Nacht auf dem kahlen Berge„, das einen Hexensabbat beschreibt und im weiteren Handlungsverlauf immer wieder angespielt wird.

Dabei setzt Asylum ansonsten eher auf ruhigere Töne – zu ruhig manchmal. Obwohl der Bodycount durchaus respektabel ist, bleibt der Film ziemlich blutleer. Dass es nicht das Ziel war, das Publikum mit einem Horrorschocker zu beglücken, liegt auf der Hand, aber ein bisschen mehr Schwung hätte der Handlung hier und da nicht geschadet.

Asylum - Irrgarten des Schreckens

Schauergeschichten auf der Leinwand

Die Geschichten sind ein Querschnitt durch die Horrorlandschaft, erzählen von Voodoo-Magie und rachsüchtigen Toten, okkulten Büchern und dunklen Ritualen, einsamen Familienlandsitzen und durchtrennten Telefonkabeln, verrückten Wissenschaftlern und menschlichen Automaten. Obwohl der Film unverkennbar in der Gegenwart – sprich: den 1970ern – spielt, wirken die Episoden teilweise wie aus der Zeit gefallen. Besonders in „The Weird Tailor“ schwingt mehr als nur ein bisschen Gothic Horror mit und auch die übrigen Stories erinnern stark an ältere Schauergeschichten im Stil von Edgar Allan Poes „Die schwarze Katze“.

Regisseur Roy Ward Baker, der zuvor bereits mehrere Filme für Konkurrent Hammer drehte (u.a. Das grüne Blut der Dämonen, Gruft der Vampire, Dracula – Nächte des Entsetzens), setzt diesen phantastisch angehauchten Stoff erwartungsgemäß versiert um. Auch unter den Schauspielern finden sich zahlreiche bekannte Genre-Gesichter, darunter Herbert Lom (Hexen bis aufs Blut gequält), Charlotte Rampling (Melancholia), Britt Ekland (The Wicker Man) und der großartige Peter Cushing (Dracula). Dass keiner von ihnen übermäßig viel Screentime erhält – die Episoden sind nur je fünfzehn bis zwanzig Minuten lang – kommt Asylum sehr zugute, denn so kann das gesamte Ensemble aufspielen.

Asylum - Irrgarten des Schreckens

Fazit

Auf reißerische Effekte wird in Asylum komplett verzichtet, selbst eine Zerstückelung kommt ohne einen einzigen Blutspritzer aus. Die schaurig-schöne Atmosphäre entsteht viel mehr durch die Geschichten selbst. Wirkliches Grauen stellt sich dabei zwar nicht ein, für angenehme Unterhaltung ist aber dennoch gesorgt.

Bewertung

Spannung Rating: 2 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt  Rating: 1 von 5
Ekel  Rating: 0 von 5
Story  Rating: 3 von 5

Bildquelle: Asylum © ITT Contrast

Horrorfilme… sind die Suche nach Erfahrungen, die man im echten Leben nicht machen möchte. Sie bilden individuelle wie kollektive Ängste ab, zwingen uns zur Auseinandersetzung mit Verdrängtem und kulturell Unerwünschtem – und werden dennoch zur Quelle eines unheimlichen Vergnügens.

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