Der Exorzist
Kritik

Der Exorzist (1973) – Review

William Friedkins Der Exorzist gehört zu den Meilensteinen des Horrorgenres. Das Bild der Erbsensuppe-speienden Linda Blair hat sich einer ganzen Generation von Kinogängern eingebrannt und auch mehr als vierzig Jahre später hat der Film nichts von seiner Faszinationskraft eingebüßt.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:
Vorlage:
Cast:

The Exorcist
USA
122 Minuten
William Friedkin
William Peter Blatty
Roman „Der Exorzist“ von William Peter Blatty
Ellen Burstyn, Max von Sydow, Linda Blair u.a.

Inhalt

Die 12-jährige Regan MacNeil macht einige dramatische Veränderungen durch, nachdem sie vom Dämon Pazuzu befallen wurde. Als ihre besorgte Mutter sich schließlich an den Jesuitenpater Damien Karras wendet, kämpft dieser gerade mit einer privaten Glaubenskrise. Gemeinsam mit Pater Merrin, der dem Dämon schon einmal begegnet ist, versucht er dennoch sich Pazuzu entgegenzustellen, um die kleine Regan zu retten …

Hintergründe

Die Handlung ist, wie man so schön sagt, inspiriert von einer wahren Geschichte. Die wiederum ist weniger schön: In einem Zeitungsartikel aus den 1940er Jahren stieß der amerikanische Schriftsteller William Peter Blatty auf den Fall des 14-jährigen Ronald Doe. Das Schicksal des Jungen war bekannt geworden, da er sich aufgrund einer vermeintlichen Besessenheit gleich mehrerer Exorzismen hatte unterziehen müssen. Blatty griff den Plot auf und nutzte ihn als Grundlage für seinen 1971 erschienenen Roman „Der Exorzist“, der innerhalb kürzester Zeit zum Bestseller wurde und den er 1973 als Drehbuch für den gleichnamigen Film adaptierte.

Der Film greift ein uraltes Motiv – den Kampf zwischen Gut und Böse auf – und haucht ihm neues Leben ein. Obwohl Dämonen heutzutage längst Einzug in den Horror-Mainstream gefunden haben, war die Thematik Anfang der 1970er Jahre ein spektakulärer Schocker. Die Publikumsreaktionen reichten von Erbrechen bis hin zu einer angeblichen Fehlgeburt und attestierten dem Exorzisten, neue Maßstäbe in Sachen Ekel und Horror gesetzt zu haben. Dennoch – oder gerade deswegen – standen Besucher stundenlang im Regen, prügelten sich oder bedrohten das Kinopersonal für eine der begehrten Eintrittskarten. Psychiater vermeldeten in der Folge einen deutlichen Anstieg der Konsultationen, während sich parallel dazu hunderte von Kinogängern in die Obhut von Priestern begaben, da sie nun selbst fürchteten besessen zu sein.

Kritik

Der Exorzist ist eine hervorragend komponierte Attacke auf die Nerven seiner Zuschauer. Regisseur William Friedkin gelingt es, das bedrohliche Szenario über den kompletten Film hinweg aufrecht zu erhalten. Das liegt vor allem an Hauptdarstellerin Linda Blair, zum Zeitpunkt der Dreharbeiten selbst erst zwölf Jahre alt, die eine atemberaubende Performance abliefert. Ihre Transformation vom süßen Mädel hin zum blasphemischen Dämon ist großartig gespielt und dass sie dabei nicht sämtliche Szenen selbst abgedreht hat – geschenkt.

Genauso wichtig für die Atmosphäre des Films sind die wegweisenden Spezialeffekte von Dick Smith, der schon Marlon Brando für dessen Rolle als „Pate“ zu seinen, nun ja, eigenwilligen Gesichtszügen verhalf. Wenn die besessene Regan den Zuschauern Schnappatmung bescherte, weil sie ihren Kopf um 360 Grad dreht, dann war das Smith zu verdanken, der eine detailgetreue Kopie von Linda Blairs Kopf aus Fiberglas anfertigte. Ein ausgeklügeltes System von Schläuchen und eine ordentliche Portion Erbsensuppe wiederum bescherten uns eine der wohl bekanntesten Brech-Szenen der Filmgeschichte. Die Authentizität der Effekte, die extrem gut gealtert sind, trägt auch heute noch entschieden zur bösartigen Grundstimmung des Films bei.

Der Exorzist

Doch nicht nur visuell, auch akustisch muss der Zuschauer einiges ertragen: Der Soundtrack wurde bewusst minimalistisch eingesetzt, gewinnt dadurch aber nur an Eindringlichkeit. Sein Potenzial bezieht er vor allem aus der Symbiose von klassischer Filmmusik – wie Mike Oldfields Klavierstück „Tubular Bells“ – und einer verstörenden Klanglandschaft aus Tierlauten, etwa Schweinen kurz vor ihrer Schlachtung, dissonantem Großstadtlärm und allem, was sonst noch dazu angetan schien, das Unwohlsein der Zuschauer zu steigern.

Das alles kann seine volle Wirkung jedoch nur entfalten, weil der Exorzist sich Zeit lässt. Die Handlung treibt langsam, aber unaufhaltsam voran und vor allem die Charaktere werden einfühlsam gezeichnet. Sie wirken ausgereifter, als man es von durchschnittlichen Horror-Protagonisten gewohnt ist und sind darum auch in der Lage, mit ihrem Schicksal zu berühren. Deshalb gilt der Exorzist bis heute als Meisterwerk und muss sich dabei nicht hinter musealem Charme verstecken, sondern weiß nach wie vor zu überzeugen.

 

Bewertung

Spannung Rating: 3 von 5
Atmosphäre Rating: 5 von 5
Gewalt  Rating: 2 von 5
Ekel  Rating: 4 von 5
Story  Rating: 3 von 5

Bildquelle: Der Exorzist © Warner Home Video

Horrorfilme… sind die Suche nach Erfahrungen, die man im echten Leben nicht machen möchte. Sie bilden individuelle wie kollektive Ängste ab, zwingen uns zur Auseinandersetzung mit Verdrängtem und kulturell Unerwünschtem – und werden dennoch zur Quelle eines unheimlichen Vergnügens.

...und was meinst du?