A Quiet Place
Kritik

A Quiet Place (2018) – Review

„Stille ist dein Freund, jedes Geräusch bedeutet den Tod.“ so das Motto von A Quiet Place. Was es damit auf sich hat, erfahrt ihr hier.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

A Quiet Place
USA
90 Minuten
John Krasinski
John Krasinski, Bryan Woods, Scott Beck

Niemand weiß, woher sie kamen, niemand, wie sie heißen – doch innerhalb kürzester Zeit haben die furchterregenden Wesen, die sich mit ihrem ausgeprägten Gehör orientieren, den Großteil der Menschheit ausgerottet. Die wenigen Überlebenden müssen ihren Alltag in absoluter Stille verbringen, denn jedes Geräusch lockt innerhalb von Sekunden die Bestien an.

Familie Abbott – Vater Lee, Mutter Evelyn und ihre drei Kinder – konnten sich durch ihr erfinderisches Verhalten, eiserne Disziplin und die bereits vorhandenen Kenntnisse in der Zeichensprache bislang durchschlagen. Laute Gefahrenquellen haben sie aus ihrem Leben verbannt; gegessen wird mit der Hand von Blättern statt von Tellern mit Besteck, und Ablenkung finden die Kinder beim Monopoly mit Spielfiguren aus Filz.

Doch die Gefahr lauert stets in unmittelbarer Nähe, und wer sich zu sicher fühlt, dem unterlaufen irgendwann Fehler oder Missgeschicke – mit fatalen Folgen!

A Quiet Place als das Get Out von 2018?

Parallelen zum Überraschungshit des vergangenen Jahres liegen nahe: Wie Jordan Peele ist auch John Krasinski ein Schauspieler Ende 30, der bisher fast ausschließlich für Rollen in Komödien und Familienfilmen bekannt war und nun mit einem Horrorfilm seinen Regie-Durchbruch feiert. Anders als bei Peele allerdings ist dies nicht das erste Mal für Krasinski: Bei zwei Independent-Produktionen und drei Folgen der amerikanischen Version der Serie The Office saß er bereits auf dem Regiestuhl. Auf den Festivals gefeiert und von Kritikern gelobt, steht in A Quiet Place, anders als in Get Out, außerdem kein gesamtgesellschaftliches Thema im Mittelpunkt, sondern ein sehr persönliches: die Familie. Und so mischt der Film gekonnt Elemente des klassischen postapokalyptischen Survival-Horrors mit der dramatischen Realität und den zwischenmenschlichen Beziehungen einer traumatisierten Familie, deren Alltag vom Kampf ums Überleben geprägt ist.

A Quiet Place Szenenbild
Die Familie auf einem ihrer Versorgungstrips

Stille Trauer, leises Glück

Da John Krasinski und Emily Blunt auch im wahren Leben miteinander verheiratet sind, wundert es nicht, dass sie auch auf der Leinwand gut miteinander harmonieren. Beide Elternteile haben ein Trauma erlebt, jedoch nicht überwunden – und der lebensgefährliche Alltag bietet keine Möglichkeit zur Bewältigung ihrer Vergangenheit. Nicht nur durch die erzwungene Stille bleibt daher vieles unausgesprochen, und ein eigentlich freudiges Ereignis birgt gleichzeitig große Gefahren in sich.

Millicent Simmonds, die Tochter Regan spielt, ist eine der tragenden Säulen des Films. Neben normalen Teenagerproblemen leidet Regan seelisch unter den Folgen einer Entscheidung aus ihrer Vergangenheit. Gleichzeitig ist sie als Gehörlose besonders gehandicapt – kann sie doch weder selber verursachte Geräusche noch herannahende Gefahren hören. Dass Lees Versuche, seiner Tochter eine funktionierende Hörhilfe zu bauen, nicht von Erfolg gekrönt sind, verschärft den Konflikt zwischen den beiden nur noch.

Simmonds, die selber gehörlos ist, spielt das Mädchen zwischen all ihren inneren Konflikten und den wenigen unbeschwerten Momenten sensibel und überzeugend. Sie ist es auch, die ihren Schauspielkollegen dabei geholfen hat, ihre individuellen Zeichensprache-Stile zu entwickeln: So „spricht“ Vater Lee meist kurz angebunden und nur das Nötigste, während Mutter Evelyn emotionaler und aufwendiger gebärdet. Die Szenen aus Regans Perspektive sind zudem komplett stumm gehalten – so teilt der Zuschauer zumindest zwischenzeitlich ihre Isolation und ihre Frustration und identifiziert sich umso stärker mit dem Charakter.

A Quiet Place Szenenbild
Schweigender Streit: Lee und Tochter Regan
Fazit

Achtung: A Quiet Place ist kein Popcornkino! Das bezieht sich nicht auf den Unterhaltungsfaktor, sondern ist wörtlich zu nehmen – in einem Film, der von der Stille lebt, in dem nur etwa 90 Zeilen Dialog vorkommen und die meisten davon geflüstert werden, ist jedes Geräusch aus dem Publikum fehl am Platze. Gut dosierte und passend eingesetzte Jumpscares ergänzen die angespannte Atmosphäre perfekt. Der sparsam verwendete Soundtrack von Marco Beltrami bewegt sich zwischen, dank verstimmtem Klavier, trügerisch-harmonischen Stücken einerseits und düster-bedrohlichen, immer stärker eskalierenden Klängen andererseits. Wie gerne möchte man selber schreien, wenn es die Charaktere auf der Leinwand nicht dürfen, wie sehr zuckt man bei jedem Schock und jedem Schmerz zusammen, der den Familienmitgliedern widerfährt, aber ihnen keinen Laut entweichen lassen darf!

A Quiet Place fängt langsam an und gibt den Charakteren Raum zur Entwicklung, gewinnt im zweiten Drittel allerdings rasant an Tempo, das er bis zum Ende auch nicht wieder drosselt. Spannend und dramatisch zugleich, erfindet der Film das Genre zwar nicht neu, ist in seiner besonderen Machart aber erfreulich klischeearm und ein Garant für einen unterhaltsamen Kinoabend!

A Quiet Place Szenenbild
John will seine Familie um jeden Preis beschützen

Dieser Beitrag ist zuerst auf Film&Feder erschienen.

Bewertung

Spannung Rating5_5
Atmosphäre Rating: 5 von 5
Gewalt  Rating: 2 von 5
Ekel  Rating: 1 von 5
Story  Rating: 4 von 5

Bildquelle: A Quiet Place © Contantin-Film

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