Creep
Rund um den Horrorfilm

Double Feature: Creep (2014) + Creep 2 (2017) – Review

Bei Creep und Creep 2 kommen Fans von Found-Footage voll auf ihre Kosten und auch allen anderen sei ein Blick durchaus empfohlen.

Creep führt ein Schattendasein und wird zudem oft mit der deutsch-britischen Produktion von 2004 mit Franka Potente verwechselt. Während Lola rennt im Gulli allerdings alles andere als sehenswert war, brachte der Found-Footage-Streifen von 2014 durchaus etwas frischen Wind ins Genre. Daher freute ich mich doch sehr über ein Sequel in diesem Jahr. Dass Creep insbesondere bei uns keinen hohen Bekanntheitsgrad genießt, liegt wohl auch daran, dass der Film nie synchronisiert und auch nie bei uns auf DVD oder Bluray erschienen ist. Den ersten Teil könnt ihr euch auf Netflix im Original mit deutschen oder englischen Untertiteln anschauen, der zweite Teil hingegen ist inzwischen auf Netflix auch auf Deutsch verfügbar.
Doch werfen wir zuerst einen Blick auf den ersten Teil und was diesen so besonders machte.

Creep (2014)

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

Creep
USA
77 Minuten
Patrick Brice
Patrck Brice, Mark Duplass

Creep handelt von Aaron, der für den todkranken Joseph ein Video für seinen ungeborenen Sohn drehen soll. Joseph benimmt sich jedoch zusehends merkwürdig und scheint auch nicht das zu sein, was er vorgibt…

Ich muss mich hier vor Blumhouse verneigen. Wieder einmal nimmt sich die Horrorschmiede rund um Jason Blum mit wenig Budget einer einfachen, aber dennoch grandiosen Idee an. Die Idee zu dem Film stammt von den zwei Freunden Mark Duplass und Patrick Brice, die zuerst gar nicht geplant hatten einen Horrorfilm zu drehen. Die Grundidee war es die seltsamen, abenteuerlichen, aber auch gefährlichen Beziehungen, die durch Seiten wie Craigslist entstehen können, genauer zu beleuchten und im Film eben genau einer solchen Beziehung auf den Grund zu gehen. Die Zwei starteten ohne fixes Drehbuch und so entwickelte sich der Film während der Dreharbeiten und wurde immer düsterer und düsterer. Was schlussendlich Duplass dazu brachte das Projekt seinem Bekannten Blum vorzustellen und von da an hat Blumhouse ihnen kräftig unter die Arme gegriffen und Creep endgültig zu der abgründigen Genre-Perle gemacht, die ich sehr schätze.

Es ist schlussendlich auch diese Mischung aus der Beziehungsstudie von Duplass/Brice und dem Blumhouse-Horror, welcher hier für den besonderen Reiz sorgt. Duplass und Brice, die auch die beiden Hauptrollen im Film verkörpern, schaffen das, woran ansonsten viele Horrorfilme scheitern: einer wirklich unangenehmen Atmosphäre.

Brice, der auch auf dem Regiestuhl Platz genommen hat, setzt kaum auf billige Scares. Er ist in seiner Inszenierung in erster Linie auf Duplass‘ Schauspiel angewiesen und dieses ist einfach traumhaft. Mit einer sagenhaften Energie, wie man sie sonst nur von kleinen Kindern kennt, turnt und albert sich Duplass durch das Bild. In fast allen seinen Handlungen ist er immer etwas zu freundlich, zu euphorisch, zu energisch – was zusehends zu einer anwachsenden nervösen Spannung führt.

Creep schafft es dadurch wieder einmal ein wirklich interessanter Beitrag im Found-Footage-Bereich zu sein, der sich des Stilmittels auch nicht nur aus Faulheit oder begrenzten Mitteln bedient, sondern bei dem dieses konzeptuell bedingt ist. Nicht nur für Fans von Found-Footage absolut zu empfehlen.

 

Creep 2 (2017)

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

Creep 2
USA
80 Minuten
Patrick Brice
Patrick Brice, Mark Duplass

Creep 2 setzt an, wo der erste Teil aufgehört hat. Wer den ersten Teil noch nicht gesehen hat, sollte dies dringend nachholen, bevor die Person sich an Teil zwei wagt. Inhaltlich will ich daher auch gar nicht mehr dazu schreiben und auch den Trailer verlinke ich euch nur auf eigene Gefahr.

Nachdem Creep 2 den ersten Teil als Basis nimmt und dessen Konzept weiter entwickelt, wird es jetzt auch nicht so einfach sein über diesen zu schreiben ohne Dinge vom Vorgänger vorweg zu nehmen, aber ich werde mein bestes geben.

Creep 2 macht glücklicherweise nicht denselben Fehler wie so viele Sequels und erzählt einfach noch einmal dieselbe Geschichte nur mit mehr Gewalt und Blut, sondern ändert die Spielregeln. Auch dieses Mal untersuchen Brice und Duplass wieder eine Beziehung der besonderen Art, jedoch unter ganz neuen Bedingungen. Lebt der erste Teil noch stark von Josephs Psychospielchen und seinem verwirrten Opfer, liegen hier von Anfang an die Karten auf dem Tisch und die zwei Protagonisten stehen sich auf Augenhöhe gegenüber und schenken sich nichts.

Dies hat natürlich nicht mehr die Frische des ersten Teiles, aber dafür wirkt das gesamte Produkt reifer und runder. Es macht riesigen Spaß den Zweien bei ihrem Kammerspiel zuzuschauen und vor allem Desiree Akhavan brilliert in ihrer Rolle als Sara. Womit sich dann auch Creep 2 unter die besseren Found-Footage-Filme der letzten Zeit einreiht und mit seinem Vorgänger problemlos mithalten kann.


Patrick Brice und Mark Duplass unter tatkräftiger Unterstützung von Blumhouse gelangen damit zwei sehenswerte Beiträge im Found-Footage-Subgenre, welches in letzter Zeit eher selten mit Qualität gefüttert wurde. Daher freut es mich auch umso mehr, dass ich diesen Beitrag wohl demnächst zu einem Triple Feature umschreiben darf, denn ein abschließendes Prequel zu Creep ist in Planung und da bin ich definitiv wieder am Start.

Bildquelle: Creep/Creep 2 © Netflix

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Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?