Lady in a Cage
Kritik

Lady in a Cage (1964) – Review

Hollywood-Legende Olivia de Havilland ist im Fahrstuhl eingesperrt. Eine Diebesbande will dies ausnutzen und vor ihren Augen ihre Villa ausräumen.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

Lady in a Cage
USA
94 Minuten
Walter Grauman
Luther Davis

Mrs. Hilyard (Olivia de Havilland, Wiegenlied für eine Leiche) ist Poetin im vorzeitigen Ruhestand. Zusammen mit ihrem dreißigjährigen Sohn lebt sie in einer dreistöckigen Stadtvilla. Wegen Hüftproblemen ließ sie sich einen elektrischen Fahrstuhl in ihr Haus bauen. Ihr Sohn verabschiedet sich von ihr, vermeintlich hat er über das Wochenende zu tun. Tatsächlich erträgt er ihre Art nicht mehr, mit der sie sich an ihn klammert. Sie hält den Fahrstuhl und ihr eingeschränktes Leben für sicher. Tatsächlich steckt sie kurze Zeit, nachdem ihr Sohn sie verlässt, in dem Fahrstuhl fest. Der Stromkreis wurde bei Bauarbeiten unterbrochen. Über eine integrierte Alarmklingel versucht sie, sich der Außenwelt bemerkbar zu machen. Ein Säufer (Jeff Corey, Little Big Man) wird dadurch aufmerksam, erst angelockt durch den Alkohol, dann durch den offen sichtbaren Reichtum in dem Haus. Statt ihr zu helfen, bedient er sich am Wein und Hausrat. Als er ihren Toaster zu einem Pfandleiher bringt, wird dies von drei jugendlichen Kleinkriminellen beobachtet, die ihm in der Hoffnung auf ein großes Geschäft unauffällig folgen. Wenig später kehrt der Säufer in Mrs. Hilyards Haus zurück, im Schlepptau eine Prostituierte (Ann Sothern, Der Manitou), um ihre Notsituation auszunutzen und in dem Haus zu plündern. Als kurz darauf auch die drei Jugendlichen, angeführt von dem gefährlichen Randall (James Caan, Misery), in das Haus kommen, eskaliert die Situation und Mrs. Hilyards scheinbar heile Welt zerbricht vollends…

Basierend auf dem Drehbuch von Luther Davis (Straße zum Jenseits) drehte der TV-Regisseur Walter Grauman (einer der Stamm-Regisseure von Mord ist ihr Hobby) diesen Beitrag zum Genre des „Home Invasion“-Films. Der Film ist gerade für seine Entstehungszeit 1964 sowohl psychologisch als auch physisch brutal und erhielt beispielsweise in Deutschland und England keine Freigabe. Dafür wurde er von den Kritikern zerrissen, die ihm vor allem eine selbstzweckhafte Brutalität vorwarfen.

Mit spärlichen Mitteln versteht es Graumann, Olivia de Havilland zur Gefangenen des Fahrstuhls, der Dame im Käfig, werden zu lassen. Ihr Wohlstand wird ihr zum Verhängnis; der unablässige Fahrzeugverkehr auf der Straße vor ihrem Haus ignoriert ihre Hilferufe, diese locken stattdessen jene an, die in dem gesellschaftlichen System die Verlierer sind. Gekonnt festgehalten von den Schwarz-weiß-Bildern des erfahrenen Kameramanns Lee Garmes (Scarface – Narbengesicht (1932), Der Fall Paradin) entwickelt sich ein Psycho-Duell vor allem zwischen Mrs. Hilyard und Randall, das auch ein Kampf der Klassen ist, das sich zusehends zuspitzt und in dem es letzten Endes keine Gewinner gibt.

Die Schauspielleistungen sind durch die Bank weg solide, wobei Olivia de Havilland, James Caan und Jeff Corey herausragen.
Olivia de Havilland war in den 1930ern eine der beliebtesten Schauspielerinnen in Hollywood, wo sie bei Warner unter Vertrag stand. Sie spielte vor allem neben Errol Flynn, so in Unter Piratenflagge und Die Abenteuer des Robin Hood. Ihre Popularität führte dazu, dass sie 1939 von MGM ausgeliehen wurde und an der Seite von Clark Gable und Vivien Leigh in dem filmischen Meilenstein Vom Winde verweht auftrat. Anfang der 1940er rebellierte De Havilland gegen das damalige Studio-System, das Schauspieler in jahrelange Verträge zwang und in dem die Studios über das Wohl und Wehe der Akteure entschieden. Sie setzte sich gerichtlich durch und stärkte durch ein als „De Havilland Decision“ bekannt gewordenes Urteil grundsätzlich die Position der vertraglich geknebelten Schauspieler. Für sie führte dies zu Rollen als Charakterdarstellerin, die ihr zwei Oscars einbrachten. Anfang der 1950er zog sie sich aus dem Filmgeschäft zurück, spielte nur noch gelegentlich, so unter anderem in dem legendären psychologischen Horror-Thriller Wiegenlied für eine Leiche, sowie den TV-Mini-Serien Roots – Die nächsten Generationen und Fackeln im Sturm II.

James Caan in Lady in a Cage
James Caan

Für James Caan war die Rolle des kriminellen Randall O’Connell die erste große Filmrolle. Er lehnte sein Spiel an Marlon Brandos meisterhafte Darstellung in Endstation Sehnsucht an. Sechs Jahre nach diesem Film traf James Caan mit einem jungen Regisseur zusammen, mit dem er das Drama Liebe niemals einen Fremden drehte, wo er einen Killer spielte. Für denselben Regisseur sollte er später in weiteren Filmen auftreten – als Sonny Corleone in den ersten beiden „Der Pate„-Filmen, für den ersten erhielt er eine Oscar-Nominierung. Für Francis Ford Coppola übernahm er auch die Hauptrolle in dem Kriegs-Drama Der steinerne Garten, daneben hatte er unter anderem die Hauptrollen in Michael Manns Der Einzelgänger und Rob Reiners meisterhaften „Stephen King“-Verfilmung Misery. Bis zum heutigen Tage ist er ein viel beschäftigter Charakterdarsteller.

Jeff Corey begann 1938 als Bit-Part Player in Hollywood zu arbeiten, wo er in winzigen Rollen teilweise in acht Produktionen pro Jahr auftrat. Er diente als Kriegsfotograf im Zweiten Weltkrieg und erhielt für seine gewagten Aufnahmen eine hohe Anerkennung. Nach dem Kriegsende diente er sich langsam in Hollywood hoch und bekam nach und nach größere Rollen; so an der Seite großer Hollywood-Stars wie John Wayne, Gregory Peck und Humphrey Bogart. Im Jahr 1951, in der Ära McCarthy, wurde er im Laufe der Ermittlungen gegen Kommunisten und deren Sympathisanten vor das Komitee für unamerikanische Umtriebe zitiert. Dort berief er sich auf den 5. Artikel der amerikanischen Verfassung und verweigerte seine Aussage. Daraufhin kam er auf die Schwarze Liste, was einem Berufsverbot gleichkam und seine Schauspielerkarriere schlagartig beendete. Daraufhin begann er, als Schauspiellehrer zu arbeiten. Zu seinen Schülern zählten James Dean, Kirk Douglas, Jane Fonda, Leonard Nimoy, Anthony Perkins, Rob Reiner, Barbra Streisand, Robin Williams und Jack Nicholson. Jack Nicholson sagte über Corey

Acting is life study, and Corey’s classes got me into looking at life as an artist. (Schauspielerei ist Lebensstudie und Coreys Klasse führte mich dazu, das Leben als Künstler zu betrachten.)

Ab 1960 trat Corey wieder regelmäßig in Kinofilmen und TV-Serien auf, so in Butch Cassidy und Sundance Kid und Conan der Zerstörer.

Lady in a Cage ist sicherlich einer der interessantesten Beiträge zum Home Invasion-Thema, wobei das Drehbuch ein paar Schwächen hat. Diese werden aber durch die fabelhaften schauspielerischen Leistungen wettgemacht. Leider hat der Film bis heute keine Veröffentlichung in Deutschland erlebt, sodass nur der lohnenswerte Griff zur Originalfassung bleibt.

 

Bewertung

Spannung Rating: 4 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt  Rating: 2 von 5
Ekel  Rating: 1 von 5
Story  Rating: 3 von 5

Bildquelle: Lady in a Cage © Warner Archive Collection

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Horrorfilme sind eines der Genres des Films, den ich in seiner Gesamtheit seit meiner frühesten Kindheit und der ersten Begegnung mit den Kreaturen des Ray Harryhausen fast schon abgöttisch liebe. Im Horrorfilm taucht der Zuschauer nicht nur bis zu den Abgründen der menschlichen Seele, sondern häufig weitaus tiefer.

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