Kritik

Hostel (2005) – Review

Hostel ist für das Horror-Genre wichtiger, als es so mancher Fan gerne wahrhaben würde. Genau deshalb werfen wir noch einmal einen Blick auf Eli Roths Folterorgie.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

Hostel
USA
94 Minuten
Eli Roth
Eli Roth

Als wir doch eigentlich nur genüsslich im Kino unser Popcorn genießen und den Bildern eines spannenden Horrorfilms folgen wollten, schlug uns Eli Roth mit seinem brutalen und zugleich abstoßenden Werk gezielt in die Magengrube. Damit ebnete er 2005 den Weg für das modernisierte Torture-Porn-Genre.

Die drei Rucksacktouristen Paxton, Oli und Josh treten etwas unüberlegt und spontan ihre Reise von Amsterdam nach Bratislava an, in der Hoffnung dort die Tage ihres jungen Lebens zu zelebrieren. Doch anstatt bewusstseinserweiternden Substanzen, Partys und leichten Frauen, werden sie plötzlich mit den dunklen Schattenseiten des Lebens konfrontiert. Eine dubiose Subindustrie, in der reiche Kunden ihrer Freude an Mord und Folter nachkommen können, macht den Freunden einen Strich durch die Rechnung…

Der Türöffner zum modernen Folterkino

„Was war das?“ Das wird sich der eine oder andere Kinobesucher gefragt haben, als er etwas überrascht und mit flauem Magen den Kinosaal verließ. Eli Roth konfrontierte den unschuldigen Mainstream-Horror-Fan erstmals mit dem speziellen Torture-Porn-Kino und schlug somit die Tür zu einem Subgenre auf, das dem gewöhnlichen Kinogänger bis dato verborgen blieb. Es wird gefoltert, gesägt, zerschnitten, verbrannt und getötet. Der menschliche Körper und seine Eigenschaften rücken hier in den Fokus. Trotz der bescheidenen, wenn auch funktionierenden Rahmenhandlung wird schnell klar, wo der Schwerpunkt des Filmes liegt.

Während wir anfänglich noch einer durchaus simplen Geschichte über drei Freunde folgen, die eine Reise durch Europa unternehmen, wird uns ab der Hälfte des Films schnell klar, dass Hostel sich nicht anhand einer spannenden Story leiten lassen, sondern den Zuschauer durch die Konfrontation mit intensiver Gewaltdarstellung für sich gewinnen möchte. Brutale Gewalttaten sollen hier ganz gezielt als Selbstzweck dienen und folgen keiner tieferen Sinnhaftigkeit. Funktioniert das? Ja, das tut es. Die Handlung ist in sich schlüssig und schafft es uns nicht vor dem Bildschirm einschlafen zu lassen. So leitet sie uns durchaus unterhaltend bis zu dem Punkt, an dem die Gewalt den Film federführend übernimmt. Hostel präsentiert sich äußerst atmosphärisch. Gerade die Folterszenen in den dreckigen Katakomben der Hunting-Gesellschaft versprühen ein bis an die Grenzen des Zumutbaren abstoßendes und angsteinflößendes Flair, das den Puls des Zuschauers ins nahezu Unermessliche schießen lässt. Die schauspielerischen Leistungen sind durchweg in Ordnung. Keine Glanztaten, aber dennoch so überzeugend, dass wir gemeinsam mit den Protagonisten leiden, fürchten und hoffen.

Realitätsnah? Nicht wirklich, nein.

Nachdem sich Roth als Saw-Fan outete, die Geschichte über einen Krebskranken Mann, der den Menschen durch Folter ihren Lebenswillen zurückbringen möchte, aber für äußerst unglaubwürdig hielt, wollte er seinen Vorstellungen eines realitätsnahen Gewaltmassakers in Form von Hostel Ausdruck verleihen. Natürlich sollte auch der letzte Filmfreund schnell merken, dass Roth da irgendetwas durcheinander gebracht hat. Sollte Hostel wirklich das osteuropäische Bild des Filmemachers widerspiegeln, so kann man ihm nur dringend ans Herz legen, hier noch einmal nachzuforschen. Slowakischen Politikern stieß Eli Roths gewünschte „Nähe zur Realität“ nur all zu bitter auf und das Angebot einer slowakischen Reisegesellschaft sich das Land und seine Gepflogenheiten einmal selbst anzuschauen, lehnte der Regisseur leider ab. Das ist nur all zu schade, denn auch hier wäre ihm vermutlich nochmal vor Augen geführt worden, wie sehr sein Plan, einen realtitätsnahen Horrorschocker zu drehen, gescheitert ist.

Nichtsdestotrotz funktioniert Hostel in seinem Genre hervorragend. Er schockiert, lehrt uns das Fürchten und konfrontiert uns mit den tiefen Abgründen der Grausamkeit. Aus technischer Sicht ist dem Film kaum etwas vorzuwerfen. Die Effekte sind fantastisch, die Darstellerleistungen überzeugend und auch die Rahmenhandlung leitet uns, trotz wenig Kreativität, angenehm durch die Laufzeit. Auch aus filmhistorischer Sicht hat man Hostel einiges zu verdanken. So war es dieser Film, der die Pforten des untergeordneten Torture-Porn-Genres für die breite Masse öffnete und als Garant für viele weitere Vertreter stand. Genau deshalb kann ich jedem hartgesottenen Horror-Fan nur empfehlen sich Hostel wenigstens einmal anzuschauen. Denn auch wenn der Film mit genug Schwächen daher kommt, so ist er dennoch fester Bestandteil eines wiederentdeckten Genres.

Bewertung

Spannung Rating: 2 von 5
Atmosphäre Rating: 4 von 5
Gewalt  Rating: 4 von 5
Ekel  Rating: 3 von 5
Story  Rating: 1 von 5

Bildquelle: Hostel © Sony Pictures

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Als großer Fan des Horror-Kinos, insbesondere der alten Schule, diskutiere ich immer gerne mit meinen Mitmenschen über das, was mir ein Film mitgibt. Ich freue mich darauf, mich mit euch über die unendlichen Weiten des Horror-Genres auszutauschen! :)

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