Kritik

Hi8: Resurrectio (2017) – Review

Folterkino als Wegbereiter zum Diplom. Geht das? Ja, das geht! Stefan Sierecki liefert mit Hi8: Resurrectio seinen außergewöhnlichen Diplomfilm ab, der ganz schön gewagt zur Sache geht und sich letztlich vor keinem Genrevertreter verstecken muss.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

Hi8: Resurrectio
Deutschland
73 Minuten
Stefan Sierecki
Stefan Sierecki

Der angehende Regisseur Steven möchte endlich seinen eigenen Film drehen. Da ihm keinerlei finanzielle Unterstützung zu Verfügung steht, stößt er durch einen Tipp auf einen ominösen Geldgeber. Kaum einen Antrag gestellt, klingelt es schon am nächsten Morgen an der Tür. Zwei gar nicht so freundliche Herren teilen Steven seine Aufnahme mit. Schnurstracks geht es auch schon zum Drehort. Mit einem Sack über dem Kopf wird Steven völlig ahnungslos zu seinem ersten Einsatz gefahren. Schon schnell wird ihm klar, dass etwas nicht mit rechten Dingen zu geht. Hat er etwa ein Pakt mit dem Teufel geschlossen…?

Handgemachtes Torture-Kino

Mit einem Folterfilm der extremen Art zum Dozenten zu wandern, klingt sowohl sehr gewagt, als auch äußerst interessant. Wie reagiert man wohl als Lehrperson auf solch einen Film? Dass der Charakter Steven im Film später seinen Lehrkörper auf brutalste Art und Weise zu Tode foltert, könnte man zudem nicht unbedingt als förderlich für eine gute Abschlussarbeit werten. Stimmt? Stimmt nicht!

Denn mit Hi8: Resurrectio liefert Stefan Sierecki ein ganz schönes Brett ab, das in seinem Genre hervorragend funktioniert und aus handwerklicher Sicht auf ganzer Strecke zu überzeugen weiß. Kameraarbeit und Licht sind als durchaus gelungen zu betrachten und greifen so funktionierend ineinander, wie die Zahnräder eines präzisen Uhrwerks. Das Bild ist nicht sonderlich verwackelt und auch dunkle Stellen sind, bis auf wenige Ausnahmen, immer noch so gut ausgeleuchtet, dass uns kein Blutspritzer entgeht. Die Darsteller fügen sich überzeugend in ihre Rollen ein und schaffen es, die durchaus simple Rahmenhandlung zumindest soweit interessant und stellenweise humoristisch zu gestalten, bis der Film den Staffelstab an die im Fokus stehende Gewaltdarstellung übergibt. Die hervorragenden handgemachten Effekte setzen dem Ganzen schließlich die Krone auf und werden jedem Gorehound ein leuchtendes Funkeln in die Augen zaubern. Während uns in vermoderten Räumlichkeiten literweise Kunstblut um die Ohren fliegt, untermalt ein treffender Soundtrack sämtliche Entsetzlichkeiten und fügt sich anstandslos ins Geschehen ein.

Ja, aus technischer Sicht ist dem Diplomwerk kaum ein großer Vorwurf zu machen. In Anbetracht des mit Sicherheit geringen Budgets, liefert Stefan Sierecki dementsprechend eine als durchaus hochwertig zu betrachtende Schlachtplatte ab. Besonders hervorzuheben sind hier die surrealen Zwischensequenzen, die ich jedes mal sehr genossen habe und gerne etwas häufiger gesehen hätte. Das ist aber natürlich nur mein subjektives Empfinden und so wird der nächste Zuschauer vielleicht ganz anders denken.

Im Genre nichts Neues

Hi8: Resurrectio macht kein Geheimnis daraus, was er schlussendlich sein möchte. Dass die Gewalt federführend im Vordergrund steht und lediglich als Selbstzweck dient, sollte jedem Interessierten schnell klar werden. Die Goresequenzen haben keinen tieferen Sinn und rücken ganz gezielt in den Fokus. Die Story ist einfach gestrickt und dient lediglich als Stützpfeiler für Gewaltdarstellungen. Kleinere, nicht nachvollziehbare Charakterhandlungen sind aber genau deshalb durchaus zu verzeihen, denn letztlich werden hier keine Freunde des komplexen Storyverlaufs angesprochen, sondern ausschließlich jene, die sich anhand saftiger, blutiger Ausschweifung erfreuen. In seinem Genre selbst wird Hi8 durchaus seine Anhänger finden und braucht sich auch vor anderen Genrevertretern nicht klein zu machen, denn rein handwerklich wird der Streifen jedem Fan des härteren Horrorkinos große Freude bereiten.

Stefan Siereckis Werk HI8: Resurrectio funktioniert als Torture Porn einwandfrei. Er wird ein Gefühl des Unwohlseins auslösen, einen flauen Magen verursachen und euch das ein oder andere Mal die Hände vors Gesicht halten lassen. Das möchte er und das schafft er auch. Freunde des Torture-Porn-Kinos sei definitiv ein Blick ans Herz gelegt.

Zu bestellen gibt es das Werk des jungen Filmstudenten bei blacklava entertainment als DVD-Slipcase-Edition und als limitierte Auflage inklusive Feuerzeug.

Bewertung

Spannung Rating: 2 von 5
Atmosphäre Rating: 3 von 5
Gewalt  Rating: 4 von 5
Ekel  Rating: 2 von 5
Story  Rating: 1 von 5

Bildquelle: Hi8: Ressurectio © blacklava entertainment

Als großer Fan des Horror-Kinos, insbesondere der alten Schule, diskutiere ich immer gerne mit meinen Mitmenschen über das, was mir ein Film mitgibt. Ich freue mich darauf, mich mit euch über die unendlichen Weiten des Horror-Genres auszutauschen! :)

3 Comments

...und was meinst du?