The Belko Experiment
Kritik

The Belko Experiment (2016) – Review

The Belko Experiment verschenkt viel an satirischem Potential, aber was Gunn und McLean hier fabrizieren, macht dennoch unheimlich viel Spaß.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

The Belko Experiment
USA/Kolumbien
89 Minuten
Greg McLean
James Gunn

Träume von Hochhäusern

James Gunn (Slither) hatte mit dem Schreiben des Drehbuches zu The Belko Experiment schon 2007 begonnen noch bevor er die Regiearbeit für Super übernahm. Als er jedoch grünes Licht für das Projekt bekam, befand er sich mitten in seiner Scheidung und wollte sich in dieser Phase seines Lebens nicht über Monate mit solch düsterem Material beschäftigen. Die Idee zum Film kam Gunn in einem seiner Träume, wo er ziemlich genau das träumte, was wir im Trailer zu sehen bekommen.

Laut eigener Aussage ist es das düsterste Drehbuch, das James Gunn je geschrieben hat, wenn es auch nicht den für ihn typischen Humor vermissen lässt. Das Drehbuch lag einige Zeit bei MGM rum, die den Film allerdings unbedingt realisieren wollten, wodurch James Gunn freie Hand bekam und auch einen Regisseur aussuchen durfte. Seine Wahl fiel auf den Australier Greg McLean, den ihr wohl am ehesten von Wolf Creek kennt und natürlich noch einmal ein gutes Stück Härte mit ins Spiel brachte.

The Belko Experiment handelt von einem Bürogebäude des US-amerikanischen Unternehmens Belko in Bolgota, Kolumbien. Als das Hochhaus eines Tages von einer Metallhülle umschlossen wird, sehen sich 80 der Büroangestellten einem fiesen Experiment ausgesetzt in dem es um Leben und Tod geht…The Belko Experiment

Wenig Satire, viel Spaß

Im Intro bekommen wir die kolumbianische Hauptstadt Bogota in schönen Bildern präsentiert und es schmerzt schon ein bisschen, dass dieses Setting im weiteren Verlauf der Geschichte kaum eine Rolle mehr spielen wird. Das Geschehen verlagert sich zum überwiegenden Teil in den Bürokomplex, der sich jedoch auch sehen lassen kann. Ist die Außenansicht des Gebäudes rein CGI, wurden für das Interieur drei leerstehende Etagen eines Bürogebäudes genutzt und zudem in Bogota ein eigenes Set für die Lobby aufgebaut. McLean gelang hier mit Production Designer Carlos Osorio eine sehr passende Umgebung für das kommende Massaker, die in seiner Makellosigkeit und Ästhetik auch einen wunderschönen Kontrast darstellt.

Dies trifft genauso auf die Musik zu. Gerade die Gewaltspitzen werden oft durch einen sehr poppigen Soundtrack konterkariert. Diesen pointierten Einsatz von Musik kennen wir von Gunn auch von Guardians of the Galaxy, was die Vermutung naheliegen lässt, dass er hier vielleicht seine Finger mit im Spiel hatte.

Was beim Intro daneben noch stark auffällt ist die große Menge an bekannten (Serien-)Gesichtern. John C. McGinley (Scrubs), Owain Yeoman (The Mentalist), Sean Gunn (Gilmore Girls), Brent Sexton (The Killing), Michael Rooker (Henry: Portrait of a Serial Killer), Gregg Henry (Slither) und John Gallagher Jr. (10 Cloverfield Lane), um nur ein paar zu nennen. Die wichtigsten Charaktere werden in der knackigen Einführung in aller Kürze eingeführt und ein grober Überblick über den Büroalltag ist gesichert. Mehr ist vorerst nicht nötig, denn der horrorerprobte Fan weiß ohnehin, dass ein großer Teil der Belegschaft den Sonnenaufgang nicht miterleben wird. Es liegt schlussendlich auch an dem starken Cast und einem Script, welches ihnen viel Raum gibt, dass das Menschen-in-Extremsituationen-Konzept bei The Belko Experiment besser funktioniert, als bei so manch anderen Genre-Vertretern.

The Belko Experiment

McLean und Gunn sind allerdings weniger an einer soziologischen Studie interessiert, als an straffer Haudrauf-Thriller-Action getunkt in altbekannter Gunn-Ironie-Sauce. Bei McLean und Gunn fühlt es sich schlussendlich wirklich so an als ob Wolf Creek und Super aufeinander treffen würden. Beinharte Horrorelemente, die immer wieder von ironischen Einlagen konterkariert werden. Ganz besonders vom bereits angesprochenen, gelungenen Musikeinsatz, der von lateinamerikanischen Klängen dominiert wird.

Leider ist der Film irgendwann nur noch damit beschäftigt sich ungeheuer cool zu finden und vergisst seine Prämisse voller satirischem Potential leider vollkommen. So sehr wie The Belko Experiment sich in seiner eigenen Coolness suhlt, hätte diese aber wohl ohnehin nicht mehr ernst genommen werden können.

Und so sympathisch die Einführung der Charaktere auch sein mag, am Ende bleibt dann doch wenig davon über – zu wenig, um wirklich Empathie aufkommen zu lassen. So toll sie auch gespielt werden, wirken sie am Ende doch zu schablonenhaft und ihre Beziehungen zu aufgesetzt. Da verpuffen dann leider auch ein paar fiese Wendungen, die die Macher für sie in petto haben im Nichts.

Dass schlussendlich so wenig an Substanz übrig bleibt, tut mir schon im Herzen weh, wenn ich daran denke, was für Meister ihres Fachs an dem Film beteiligt waren. Andererseits macht The Belko Experiment dennoch irrsinnig viel Spaß. Die Schauspielriege ist ein Traum, die Effekte sind glaubhaft und schön blutig und der Film legt nach der kurzen Einführung ein Tempo an den Tag, das mich sowieso in den Sitz drückt. Ich empfehle nicht zu viel darüber nachzudenken und einfach die Show zu genießen, denn die ist trotz allen Schwächen und allem verschenkten Potential verdammt gut gelungen.

 

Bewertung

Spannung Rating: 3 von 5
Atmosphäre Rating: 3 von 5
Gewalt  rating4_5
Ekel  Rating: 0 von 5
Story  Rating: 2 von 5

Bildquelle: The Belko Experiment © 20th Century Fox Home Entertainment

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Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?