Mayhem
Filmfestival,  Kritik

Mayhem (2017) – Review (Filmfestival Tag 2)

In Mayhem wüstet und mordet sich Steven Yeun durch einen Bürokomplex und damit sinnbildlich durch die gesamte Konzernkultur.

Originaltitel:
Land:
Laufzeit:
Regie:
Drehbuch:

Mayhem
USA
86 Minuten
Joe Lynch
Matias Caruso

Der Horror des Büroalltags

Auf geht es zur Spätvorstellung am zweiten Tag des /slash Filmfestivals. Mayhem ist dabei der erste Teil eines Trouble Features, welches den Köpfen des Diskollektivs entsprungen ist und von John Frankenheimers Der Mann, der zweimal lebte vervollständigt wurde.

Bevor es dann allerdings richtig losging, gab es noch eine kleine Grußbotschaft vom Regisseur Joe Lynch, der sich als äußerst sympathischer und humorvoller Bursche herausstellte. Zuvor hatte ich von Lynch nur Knights of Badassdom gesehen, der mich im Ganzen leider nicht sehr überzeugen konnte. Den Kidnapping-Thriller Everly aus 2014 habe ich nie gesehen, gäbe es derzeit aber bei maxdome, falls mal wer reinschauen will.

Somit dürfte klar sein, dass es nicht der Regisseur war, der mich zu Mayhem ins Kino trieb, sondern Steven Yeun (The Walking Dead) und ein humorvoller Splatter rund um den Büroalltag. Denn wie Joe Lynch schon ganz richtig in seiner kleinen Ansprache bemerkte: wer schaut nicht gern zu während Steven Yeun über knapp 90 Minuten Menschen verprügelt.

Aber um was geht es jetzt wirklich außer einen sich prügelnden Yeun in einem Bürokomplex? Mayhem handelt von Derek Chos mit Intrigen und Gehässigkeiten angereicherten Büro-Alltag. Eine dieser Intrigen führt zu Dereks Entlassung, doch bevor Derek aus dem Gebäude eskortiert werden kann, wird eben jenes von einem SWAT-Team unter Quarantäne gestellt. Ein Virus hat sich ausgebreitet, welches die Menschen rein auf ihre Triebe reduziert. Selbst infiziert beschließt Derek Rache zu nehmen…

Yeun und Weaving: Ein Traumpaar in blutrot

Und was soll ich sagen? Joe Lynch hat verdammt recht: Es ist eine wahre Freude Steven Yeun zuzusehen. Damit man auf den ganzen Spaß nicht allzu lange warten muss, wird die Einführung so kurz wie möglich gehalten. Mit einem Voice-Over und einer fetzigen Schnitt-Montage wird ruckzuck alles erklärt, was man so wissen muss über den Bürojob, die Charaktere, das Virus, das Gemetzel.

Joe Lynch meinte man habe mit dem Bürojob-Massaker einen Nerv getroffen. Obwohl das sicherlich der Wahrheit entspricht, so ist die satirische Grundlage jedoch hauchdünn. War ich schon beim ähnlich gelagerten The Belko Experiment etwas enttäuscht über die nicht vorhandene Satire auf die moderne Konzernpolitik, so müsste ich hier am Boden zerstört sein. Gut für mich, dass ich mir bei Mayhem nichts anderes erwartet habe als – naja, eben Mayhem. Dafür gibt es leider keine vernünftige deutsche Übersetzung. Irgendwas zwischen Gemetzel, Massaker, Blutrausch und gefährlichem Chaos. Falls jemand ne bessere Übersetzung hat, immer her damit!

Wie man es von so einem Film erwarten würde, ist die Gewalt vollkommen überspitzt und die Szenen mit reichlich schwarzem Humor angereichert. Allerdings weniger Funsplatter à la Peter Jackson, sondern mehr im Sinne von James Gunns Super oder Bobcat Goldthwaits God Bless America, welche ich ebenfalls sehr empfehlen kann, falls ihr solcherlei Filme mögt. Mir hat also das allein schon einmal irre viel Spaß gemacht.

Mayhem mit Steven Yeun
Steven Yeun und Samara Weaving

Der wirklich große Pluspunkt sind allerdings die Protagonisten, denn Derek Cho muss sich nicht alleine von Level zu Level bis zum Bossfight kämpfen, sondern hat tatkräftige Unterstützung in Form von Melanie Cross gespielt von Samara Weaving (Ash vs. The Evil Dead). Hatte ich mich besonders auf Steven Yeun gefreut so muss ich schlussendlich sagen, dass ihm Weaving ordentlich die Show stiehlt. Was die gute Frau hier abliefert, ist unfassbar cool und zum Schreien komisch. Selbstverständlich ist es aber auch unsinnig die zwei gegeneinander auszuspielen, denn gerade in deren Zusammenspiel entfaltet Mayhem seine volle Kraft.

So ist Mayhem mit leichten Seitenhieben auf die Bürokultur vor allem ein spritziger Action-Thriller mit Hang zu tiefschwarzem Humor und gründlich übertriebener Gewalt. Also wenn ihr auch die Schnauze voll habt: Hammer, Bohrer und Nagelpistole stehen bereit. Lasst das Gemetzel beginnen!

 

Bewertung

Spannung Rating: 3 von 5
Atmosphäre Rating: 3 von 5
Gewalt  rating4_5
Ekel  Rating: 0 von 5
Story  Rating: 2 von 5

Bildquelle: Mayhem © Royal Viking Entertainment

 

Horrorfilme sind für mich ein Tor zu den unheimlichen, verstaubten Dachböden und finsteren, schmutzigen Kellern der menschlichen Seele. Hier trifft man alles von der Gesellschaft abgeschobene, unerwünschte, geächtete, begrabene: Tod, Schmerz, Angst, Verlust, Gewalt, Fetische, Obsession. Es ist eine Entdeckungsreise auf die "Schutthalde der Zivilisation". Auf diese Reise würde ich euch gerne mitnehmen.

...und was meinst du?